Wenig Banken mit gutem Gewissen

Wenig Banken mit gutem Gewissen
Foto: Niek Verlaan/Pixabay CC/PublicDomain

Wenig Banken mit gutem Gewissen

Zum fünften Mal überprüft der von der Berliner NGO Facing Finance koordinierte Fair Finance Guide Deutschland (FFG) ob und wie deutsche Banken und Sparkassen Menschen- und Umweltrechte beachten.

Der Fair Finance Guide, das erste transparente Vergleichsportal für Bankkundinnen und -kunden in Deutschland, prüft die veröffentlichten Selbstverpflichtungen von 16 Geldinstituten anhand von über 280 Kriterien in Bezug auf ihre Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards. Das Projekt wird von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und der schwedischen Entwicklungsagentur Sida gefördert.

Übliche Verdächtige“ unter den nachhaltigen Instituten

Die besten Bewertungen erhalten zum wiederholten Mal die Nachhaltigkeitsbanken GLS Bank (95 Prozent), EthikBank (94 Prozent und Triodos (88 Prozent), aber auch die Kirchenbanken KD-Bank (81 Prozent) und die Pax-Bank (80 Prozent) aus Köln erreichen den grünen Bereich (80 Prozent +).

Die Stadtsparkasse Düsseldorf (17 Prozent) verbessert sich, bleibt aber Schlusslicht im Fair Finance Guide. Am stärksten verbessert zeigen sich die Sparkasse KölnBonn (+43 Prozent) und die Düsseldorfer apoBank (+37 Prozent).

„Dass sich Banken aus Nordrhein-Westfalen zu strengeren Kriterien in Sachen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit verpflichten und sich im Ranking verbessern, ist eine gute Nachricht. Immer mehr Menschen suchen einen Finanzdienstleister, der nachhaltig handelt und investiert“, so Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen.

„Es ist uns sehr wichtig, einen intensiven und konstruktiven Dialog mit den Banken zu führen, denn nur so können wir Banken dauerhaft für mehr Nachhaltigkeit gewinnen“, sagt Richard Buch, Projektkoordinator des Fair Finance Guide.

Erstmals mit bewertet: die Direktbanken

Die Direktbanken ING (55 Prozent) und DKB (44 Prozent) wurden zum ersten Mal im FFG bewertet und landen beide im Mittelfeld. Die DKB kann damit den eigenen Anspruch (#geldverbesserer) noch nicht ganz erfüllen. Die Bewertung der niederländischen Banken ING und Triodos wurde vom Fair Finance Guide Niederlande übernommen. Weitere Banken wie z.B. „Tomorrow“ und N26 konnten nur gesondert analysiert werden.

Besonders verbessert haben sich die Selbstverpflichtungen der Banken im Bereich „Klimaschutz“ (+12 Prozent), mit Auswirkungen auf die Sektoren Öl, Gas und Energieerzeugung.

Größter Nachholbedarf besteht bei der Geschlechtergerechtigkeit (Gender Equality). Hier erreichen die Banken im Schnitt nur 39 Prozent auf Grund ihrer Regelungen für den internen Bankbetrieb, für den Bereich Finanzierungen und Investitionen haben die meisten Banken keine oder nur ungenügende Gender-Richtlinien installiert.

Definition für nachhaltige Investments fehlt noch

Erstmals wurde zudem überprüft, ob Banken Kriterien in Bezug auf neuartige, autonome Waffensysteme installieren. Diese Waffen können ohne Beteiligung eines Menschen eigenständige Tötungsentscheidungen treffen, was im Widerspruch zu geltendem Völkerrecht steht. Nur die GLS Bank und die EthikBank haben bisher explizite Ausschlusskriterien veröffentlicht, die KD-Bank zeigt sich sensibilisiert.

Ergbnis der Bankenstudie

„Weil es weder auf EU- noch auf nationaler Ebene gelungen ist, nachhaltiges Investment umfassend genug zu definieren, geschweige denn zu regulieren, kommt den Selbstverpflichtungen deutscher Banken in Bezug auf ökologische und soziale Standards eine immer größere Bedeutung zu“, betont Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand der NGO Facing Finance, die den Fair Finance Guide koordiniert, und verweist auf die Unverzichtbarkeit von zivilgesellschaftlichen Initiativen, die Banken zu solchen Selbstverpflichtungen drängen.

“Leider stellt die EU-Taxonomie keine allumfassende Definition nachhaltiger Geldanlagen dar, weil sie lediglich auf sechs ökologische Ziele und speziell den klimarelevanten Bereich der Nachhaltigkeit fokussiert ist und weiterhin die Faktoren soziale Nachhaltigkeit und Unternehmensführung unberücksichtigt bleiben“, bedauert auch Uli Lohr vom SÜDWIND Institut.

Bewertung als Ansporn für weitere Banken

Dass die Bewertungen auch ein Ansporn für die beteiligten Kreditinstitute sind, ihr Nachhaltigkeitsprofil und damit ihre Selbstverpflichtungen zu stärken, zeigt das Beispiel der Sparkasse KölnBonn. Das Institut entfernte nach Kritik des FFG kontroverse Unternehmensbeteiligungen (u.a. alle Rüstungsproduzenten) aus dem „Deka Dividenden RheinEdition-Fonds“. Viele Verbraucher*innen haben sich wiederholt in Umfragen für solche Ausschlüsse ausgesprochen.

„Da ethisch-ökologisches Handeln von Banken für immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig ist, wünschen wir uns auch für das nächste Jahr von allen Kreditinstituten auf den mittleren und hinteren Plätzen eine stärkere Verbesserung“, kommentiert Dr. Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.

Im Praxis-Check schließlich zeigen sich konventionelle Banken, wie die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die DZ Bank, nach wie vor teils hoch belastet. So konnten in Stichproben für die Deutsche Bank (53), die Commerzbank (25) und die genossenschaftliche DZ (19) Finanzbeziehungen u.a. zu kontroversen Bergbau- und Rüstungsunternehmen festgestellt werden.

Ohne Befund (0) blieben hier die DKB, die EthikBank, die GLS Bank, die KD-Bank, die Sparkasse KölnBonn, Triodos und die Pax-Bank.

Seit 2020 bewertet der Fair Finance Guide auch veröffentlichte Richtlinien von fünf Lebensversicherern. Untersucht wurden die Bereiche Klima, Korruption, Geschlechtergleichheit, Menschenrechte, Arbeitsrechte, Natur & Umwelt, Steuern, Rüstung und Transparenz.

Hier finden Sie die Bewertung und die der Banken auf die Bewertung durch den Fair Finance Guide (www.fairfinanceguide.de).

red

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