Wie Windräder das Wetter beeinflussen
Wie Windräder das Wetter beeinflussen
efahrer.com: Windkraftanlagen stehen aufgrund von Schall- beziehungsweise Vibrationsbelästigung und nicht zuletzt aufgrund von Arten- und Naturschutz immer wieder in der Kritik. Nun kommt ein weiterer Negativpunkt hinzu: Beeinflussen große Windräder sogar das Klima und verändern damit das Wetter und die Regenmenge? Im Video hingegen sehen Sie ein außer Kontrolle geratenes Windrad.
Windräder sind laut, töten Vögel, brauchen viel Platz, machen durch Vibrationen krank und nehmen Insekten und anderen Tieren ihre natürlichen Lebensräume. Die Liste der Argumente gegen Windkraft ist bei Kritikern lang. Viele dieser Vorwürfe wurden bereits entkräftet oder sind durch gezielte Bauplanung schlicht vermeidbar. Nun kommt ein neuer Vorwurf hinzu: Beeinflussen die Windräder durch die Abbremsung des Windes durch den Antrieb der Rotoren sogar merklich das Wetter und damit das Klima, fragt der MDR in einem Bericht?
Die Antwort der Wissenschaft fällt erstaunlich klar aus: „Eine bedeutende Auswirkung auf die globale Strömung ist tatsächlich, nach dem derzeitigen Wissensstand nicht zu erwarten“, sagt Klimaforscher Marc Salzmann vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig dazu. Auch Dr. Axel Kleidon, der die die Arbeitsgruppe „Theorie und Modellierung der Biosphäre“ am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena leitet, teilt diese Meinung. „Der Atmosphäre ist es eigentlich egal, ob die Bewegungsenergie durch Windturbinen genutzt wird oder ob das durch Bodenreibung verloren geht.“
Auch international hat man sich bereits mit dieser Theorie beschäftigt. Dazu haben Lee Miller und David Keith von der Harvard University untersucht, was mit dem Wetter passieren würde, wenn der Strombedarf der USA nur mit Windrädern gedeckt würde. In einer bereits 2018 zum Thema veröffentlichten Studie heißt es, dass so viele Windturbinen die Oberfläche über den Vereinigten Staaten um 0,24 Grad erwärmen würden. Das sei jedoch ein lokaler, höchstens regionaler Effekt – kein globaler.
Es kommt aber keine Wärme hinzu, die Luft werde nur anders verteilt als ohne Turbine. Mit Windrad werde es in Bodennähe etwas wärmer, in den Luftschichten über der Windturbine dafür etwas kälter. Auf das lokale Mikroklima habe ein Windrad wohl eine Auswirkung. So werden kleinere Windräder auch von Landwirten genutzt, um Felder oder Pflanzen vor Frost zu schützen. Der Meteorologe Dr. Marc Salzmann von der der Fakultät für Physik und Geowissenschaften des Leipziger Instituts für Meteorologie sagt dazu: „Die Auswirkungen sind nicht so riesig. Felder kühlen sich zum Beispiel in der Nacht stark ab, und wenn sie da eine große Windkraftanlage haben, dann wird die Luft über den Feldern ein bisschen besser vermischt.“
In einem anderen Forschungsprojekt wurde auch untersucht, ob Windräder oder Windparks in Küstennähe den Niederschlag dort beeinflussen. In der Tat regnet es auf der windabgewandten Seite der Turbinen etwas weniger, so Christina Archer von der Universität von Delaware. „Wir wollen nicht, dass unsere Studie so interpretiert wird, dass Windparks Dürren verursachen. Es gibt eine sehr kleine Reduzierung der Niederschläge. Sie ist statistisch signifikant, aber nicht groß.“
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