Wir vernichten die Bibliothek des Lebens

Wir vernichten die Bibliothek des Lebens

zeit.de: „Wir brauchen ungewöhnliche Allianzen“ – Der langjährige Intendant des Bayerischen Rundfunks Ulrich Wilhelm über das mangelnde Interesse der Medien am Artensterben.

DIE ZEIT: Herr Wilhelm, Sie waren Regierungssprecher unter Angela Merkel, danach zehn Jahre lang Intendant beim Bayerischen Rundfunk. Wieso sorgen Sie sich um das Artensterben?

Ulrich Wilhelm: Nach meinem Ausscheiden hatte ich ein Gespräch mit befreundeten Biologen, die mich fragten, warum sowohl in den führenden Medien als auch in der Politik die Krise der Biodiversität nur eine Nebenrolle spielt. Ich hatte keine Antwort – und das hat mich nicht losgelassen. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist nicht einfach ein Unterthema des Klimawandels.

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ZEIT: Und dann?

Wilhelm: Habe ich angefangen, intensiv mit Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Politik und den Medien zu reden.

ZEIT: Hatten Sie danach eine Antwort?

Wilhelm: Die Biodiversitätskrise setzt sich aus vielen lokalen Phänomenen zusammen. Viele der Arten, die verloren gehen, kommen nur in kleinen Gebieten vor. Die Ursachen sind vielfältig. Zum anderen glauben wir in vielen industrialisierten Gesellschaften, dass der Mensch außerhalb der Natur steht. Er nutzt sie, pflegt sie, beobachtet sie – aber sieht sich nicht als Teil von ihr.

ZEIT: Sie meinen solche Formulierungen wie „die Krone der Schöpfung“?

Wilhelm: So etwas weckt Missverständnisse. Wir sind als Lebewesen Teil der Biosphäre. Die Ökologie betrifft uns genauso wie alles andere Leben auf der Erde. Aber weil wir uns als höher stehend betrachten als alle Pflanzen, Tiere oder Pilze, sind wir blind dafür, zu sehen, was uns selber passiert. Vielleicht hat uns Covid-19 neu daran erinnert… weiterlesen

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