Wo steht die Welt beim Klimaschutz?

Wo steht die Welt beim Klimaschutz?

zeit.de: Auf dem Klimagipfel geht es endlich nicht mehr darum, ob, sondern wann die Welt klimaneutral werden soll. Trotz echter Ambitionen zeigen Daten: Es braucht mehr Tempo.

Es scheint sich etwas zu bewegen: Diesen trügerischen Eindruck kann man zu Beginn der Weltklimakonferenz in Glasgow durchaus noch gewinnen. Zuletzt versprachen sogar Russland und Saudi Arabien, bis 2060 klimaneutral zu werden, Australien will bis 2050 so weit sein. Zuvor hieß es aus China, dass das Land sich ab sofort nicht mehr am Bau neuer Kohlekraftwerke im Ausland beteiligen will. In den USA regiert Präsident Joe Biden, der das Klima ebenfalls auf die Prioritätenliste gesetzt hat. Und in Deutschland spürt die Politik etwa den Druck des wegweisenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts aus dem April, in dem das Gremium das geltende Klimaschutzgesetz in Teilen als verfassungswidrig einstufte – woraufhin die Zielvorgaben deutlich verschärft wurden. Nachdem es jahrelang gegen die Klimakrise kaum voranging, sind nun zumindest verbindliche Regelungen geschaffen worden. Es ist ein Hoffnungsschimmer, auch wenn am Wochenende der G20-Gipfel der größten Industrienationen ohne weitere klare Klimaschutzzusagen zu Ende ging.

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Doch kann die Welt das 1,5-Grad-Ziel überhaupt noch erreichen, zu dem sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) in Paris 2015 verpflichteten? Lässt sich die Erderwärmung überhaupt noch auf diesen Anstieg deckeln? In Glasgow verhandeln die Länder der Welt darüber, zu Beginn werden auch viele Staats- und Regierungschefs nach Schottland reisen. Nicht länger geht es bei dieser Konferenz darum, ob die Welt klimaneutral werden soll, die Fragen lauten: Wann? Und vor allem: Wie? Gleichzeitig steht fest: Die derzeitigen Bemühungen reichen längst nicht mehr für 1,5 Grad aus. 

Theoretisch wäre es zwar noch möglich, diese fast schon symbolische Marke zu erreichen. Doch wenn sich die Politik nicht radikal bewegt, wird dieses Ziel verfehlt. Im Bericht des Weltklimarates IPCC, der im August erschienen ist, heißt es, die Temperatur könnte schon 2030 um eben jene 1,5 Grad gestiegen sein. Bisher ist die globale Durchschnittstemperatur bereits um etwa 1,2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter angestiegen. Hitzewellen, Waldbrände, Starkregen und Überschwemmungen sind häufiger und stärker geworden, Korallenriffe sterben und Gletscher schmelzen. Je wärmer es global wird, desto verheerender entwickeln sich diese Effekte – es kommt daher auf jedes Zehntelgrad an.

Vergangene Woche veröffentlichten die UN ein Update ihres Synthesis Report, in dem sie regelmäßig die Klimaziele der Länder bewerten. Das Fazit ist enttäuschend und erschreckend zugleich: Auch wenn alle Länder ihre derzeitigen Ziele erfüllen würden, lägen die Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 etwa 16 Prozent höher als 2010 – vor allem deshalb, weil die Emissionen seit 2010 bis heute kräftig gestiegen sind. Zwar sinken sie in einigen Ländern, doch gerade sich entwickelnde Länder stoßen im Schnitt immer mehr aus. Um die Erderwärmung aber auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten die globalen Emissionen 2030 rund 45 Prozent niedriger liegen als 2010. Selbst für eine Welt, die sich um zwei Grad erwärmt, würden die Ziele der Länder nicht ausreichen, denn dafür müssten die Emissionen bis 2030 um 25 Prozent niedriger liegen… weiterlesen 

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