Grün punktet: So nachhaltig ist die Bundesliga

Grün punktet: So nachhaltig ist die Bundesliga
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Grün punktet: So nachhaltig ist die Bundesliga

Mit der Beliebtheit des Sports und der tragenden Bedeutung der Bundesliga in der deutschen Gesellschaft kommt gleichzeitig auch Verantwortung: die Fußball Bundesliga schreibt ihre Verpflichtung zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz mittlerweile sogar in die Satzung. Viele Vereine der ersten Liga zeigen sich dabei entsprechend ambitioniert und versuchen die besten „grünen“ Listenplätze zu ergattern, sei es bei der Abfallverwertung im Stadion, dem Nutzen von Solarenergie oder gar der schlauen Wiederverwertung des Rasenschnitts.

Bereits 2020 sah man unter den Vereinen der Bundesliga eine starke Hinwendung zum umweltbewussten Handeln: eine Umfrage unter den 36 Profi-Clubs ergab, dass für mehr als 90 Prozent ökologisch nachhaltiges Handeln hohe Priorität besitzt, bei 61 Prozent haben sich seitdem feste ökologische Ansprechpersonen definiert. Auch auf Liga-Ebene setzt man konkrete Ziele: infolge der Mitgliedsversammlung Ende 2021 wurde auf Beschluss Nachhaltigkeit in ökologischer, ökonomischer wie auch sozialer Sicht in der Präambel der DFL-Satzung festgehalten. Zudem einigten sich die 1. wie auch die 2. Bundeliga dann darauf konkrete Nachhaltigkeitskriterien in ihren Lizenzverordnungen festzuhalten.

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Konkret sieht dies bei den Vereinen ganz unterschiedlich aus, die allermeisten verfolgen jedoch ökologisch verantwortungsbewusste Initiativen, um ihren Beitrag zu leisten, die festgelegten Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen und auch die Fans zu mehr Umweltbewusstsein anzuregen. Der TSG Hoffenheim beispielsweise konzentriert sich vor allem auf die Müllverwertung wie auch saubere Energiegewinnung. Während viele Vereine in Metropolen beispielsweise dazu aufrufen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen und deren Nutzung schon beim Ticketverkauf durch Partnerschaft mit den öffentlichen Nachverkehrsnetzwerken oder der Bahn zu fördern, fällt dies in Hoffenheim vergleichsweise schwer, da das Heimstadion auf dem Land und zudem direkt an der A6 liegt. Die Fans zum Umdenken anzuregen und ihnen Alternativen zur Privatwagennutzung beim Stadionbesuch schmackhaft zu machen, fällt in diesem Fall schwer. Stattdessen bemüht man sich in Hoffenheim jedoch rege um andere Initiativen, die mitunter sehr kreativ sind.

„Zero Waste“ gehört dabei zum einem der Ziele des Vereins, dem sich auch die meisten anderen Bundesligisten verschrieben haben. Derzeit hat man in Hoffenheim bereits eine Recyclingquote von 87 Prozent, wobei man sich auf einem „Race-to-Zero“ befindet. Dazu gehören Mehrwegbecher, das Servieren der Stadionwurst nur im Brötchen wie auch pflanzliche Optionen am Stadionkiosk. Außergewöhnlicher ist, dass der TSG Regenwasser auf dem Dach sammelt und damit seine Toiletten versorgt wie auch den Rasen bewässert, einen Anteil seiner Energie aus Solarzellen gewinnt, und dass man hier sogar den Rasenschnitt recycelt: Nach dem Stutzen des Grüns wird das Schnittgut getrocknet und in Papier umgewandelt, aus dem wiederum Autogrammkarten wie auch Handyhüllen hergestellt werden.

„Grüne“ Tabelle zeigt anderen Spitzenreiter

Ist Hoffenheim damit der Spitzenreiter auf der grünen Tabellenliste der Bundesligavereine? Wer gerne zockt und dazu die Bundesliga Wettquoten studiert, mag möglicherweise bald auch auf den Sieger in Sachen Nachhaltigkeit tippen können. Die britische Organisation Sport Positive erstellt Öko-Tabellen im Fußball, nicht nur für die Bundesliga, sondern natürlich auch die englische Premier League. Bald soll es diese Tabelle auch für die Serie A aus Italien, La Liga aus Spanien und die französische Ligue 1 geben.

Das Ergebnis für die Bundesliga: der VFL Wolfsburg liegt hier auf dem ersten Tabellenplatz, der FC Köln auf Platz zwei, während der erfolgreichste Club der Bundesliga es nur auf Platz drei schaffte: Der FC Bayern liegt in Sachen nachhaltige Mobilität und im Hinblick auf Kommunikation und Engagement im Punktewert hinter den beiden Spitzenreitern. Der TSG Hoffenheim schaffte es knapp dahinter auf Platz vier der grünen Tabelle. Weit abgeschlagen in Sachen nachhaltigen Initiativen: Werder Bremen entschloss sich aktuell nicht an der Matrix teilzunehmen, nachdem man im Vorjahr den 14. Platz belegt hatte.

Was den VFL Wolfsburg zum Tabellenersten macht? Der Verein besitzt seine eigene Abteilung für Umweltfragen, zudem nutzt man hier zu 100 Prozent erneuerbare Energie. LED-Scheinwerfer im Stadion sparen 12 Prozent Strom, die Rasenplätze bewässert man in Wolfsburg mit Gauwasser und spart pro Jahr allein auf diese Weise 16,25 Millionen Trinkwasser. Recycelte Biokunststoffbecher fürs Bier sowie eine vegane Currywurst gibt es ebenfalls im Stadion, und der Club unterzeichnete als erster in ganz Europa den „Rahmen der Vereinten Nationen für Sport und Klima“.

Ökologische Wertschöpfung

Bereits 2019 beschäftigte sich Forschungsunternehmen Deloitte intensiv mit dem Thema „Nachhaltigkeit in der deutschen Bundesliga“. Dabei betrachtete man ökologische Wertschöpfung als Ziel ebenso wie soziale Verantwortung und die Entwicklung ökologischen Bewusstseins. Beleuchtet wurde im Rahmen der Studie damals vor allem Schalke 04 und dessen Abteilung für Corporate Social Responsibility (CSR). Dabei war Schalke 2013 einer der ersten Vereine, der eine solche Abteilung ins Leben gerufen hatte, die sich intensiv mit sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit beschäftigt. Zu den Initiativen bei Schalke gehörten auch entsprechende Sponsorenverträge, zum Zeitpunkt beispielsweise mit dem Unternehmen ORCA Enviro Systems, das ein Gerät herstellt, mit dem aus Bioabfällen Wasser gewonnen werden kann, und das auch in der Veltins-Arena von Schalke 04 eingesetzt wurde. Erstaunlicherweise liegt Schalke heute jedoch nur auf Platz 12 der „grünen Tabelle“ und hat mit 12 von möglichen 21 Punkten in der Wertung Aufholbedarf. Positiv ist dennoch, dass sich fast alle Clubs der ersten Bundesliga konsequent den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit verschrieben haben.

Emilia Mayer

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