1,5 Grad Klimaschutzziel nicht mehr zu schaffen

1,5 Grad Klimaschutzziel nicht mehr zu schaffen
Foto: Geralt/Pixabay CC/PublicDomain

1,5 Grad Klimaschutzziel nicht mehr zu schaffen

zeit.de: Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht mehr zu schaffen, daran wird auch die heute beginnende COP30 in Belém nichts ändern. Warum die Klimakonferenz dennoch wichtig ist.

Eines kann man gleich vorweg schon mal festhalten: Die Klimakonferenz im brasilianischen Belém wird ein Reinfall. Jedenfalls, wenn man sie an dem misst, was die Regierungen sich mal versprochen haben, damals in Paris vor zehn Jahren. Sie wollten die globale Erwärmung möglichst unter 1,5 Grad halten. Das ist nicht mehr zu schaffen, und daran wird auch die sogenannte COP30 nichts ändern. 

Dieser Kommentar könnte also hier enden – und Sie könnten was anderes lesen –, wären das geplatzte 1,5-Grad-Ziel, die gebrochenen Versprechen und die steigenden Meeresspiegel die einzigen Erfolgskriterien. Aber ganz so einfach sollten wir es uns und den Regierungen dann doch nicht machen. Erstens, weil die Welt auch morgen noch nicht untergeht, selbst wenn die Menschheit weiter zu viel CO₂ ausstößt. Sie wird nur immer ungemütlicher, je weiter die Durchschnittstemperatur steigt. Zweitens, weil genau deshalb jeder Zehntelgrad Erhitzung, der vermieden werden kann, zählt. Wie viel oder wenig Regierungen gegen die Klimakrise tun, auch. Und drittens, weil Klimaschutz nun mal keine nationale Sache ist, sondern eine internationale – und es deswegen auch weiter eine Rolle spielen wird, ob sich die Weltgemeinschaft noch gemeinsam auf etwas einigen kann. Oder nicht. 

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Die entscheidende Frage also ist: Was ist – unter diesen Umständen – ein realistischer Erfolg der COP30?

Von außen gesehen wirkt vieles irre und kleinteilig

Um das zu beurteilen, muss man eines wissen: Diese Klimakonferenz ist gleich in mehrfacher Hinsicht anders als die vorhergehenden. Das konnte man schon Ende der vergangenen Woche erleben, als sich die Regierungschefs aus aller Welt zur sogenannten High-Level-Konferenz trafen. Wobei die Regierungschefs eben falsch ist, denn Trump war nicht dabei. Wo einst die USA (jedenfalls zeitweise) für mehr globalen Klimaschutz geworben haben, herrscht nun dröhnendes Schweigen.  

Was die Sache in den kommenden Tagen nicht unbedingt besser, aber immerhin interessanter macht. Schließlich muss der Rest der Welt nun ohne Hegemonen auskommen. Eines immerhin hat die große Mehrzahl der Regierungschefs, die in Belém gesprochen haben, bewiesen: Sie nehmen die Klimakrisen als Problem weiter ernst. Das ist in Zeiten, in denen vor allem Klimaleugner die Schlagzeilen machen, keine Selbstverständlichkeit mehr. 

Anders wird auch die Arbeit auf der Konferenz. In den vergangenen Jahren ging es immer viel um Textarbeit – darum, das Kleingedruckte aus dem Pariser Abkommen auszuformulieren. Beispielsweise um die Frage: Was genau gilt eigentlich als CO₂-Einsparung? Reicht es, Wälder zu schützen, oder müssen neue gepflanzt werden? Oder: Wie sehen die Regeln für CO₂-Kompensation im Ausland aus? Das alles war von außen gesehen oft irre und kleinteilig – vor allem, wenn man es an der Wirklichkeit maß und misst, in der gleichzeitig die Treibhausgasemissionen immer noch steigen. 

Als Verteidigung kann man zu diesem Verfahren rückblickend nur sagen: So funktioniert internationale Diplomatie nun mal, übrigens auch in anderen Feldern. Auch Abrüstungsverhandlungen fanden zeitweise parallel zur Aufrüstung statt – und niemand würde sie deshalb als sinnlos abtun.

Inzwischen sind die gesetzlichen Grundlagen für den globalen Klimaschutz weitgehend fertig verhandelt. In Belém wird deswegen vor allem spannend, welche Regierungen noch neue, ehrgeizige Klimaziele präsentieren – und auf was für eine Abschlusserklärung sie sich einigen. Denn die fasst dann den globalen Minimalkonsens beim Klimaschutz zusammen.

Und wieder geht es ums Geld

Und dann ist da noch das leidige Geld. In der Vergangenheit haben bei Konferenzen oft die Finanzen die Stimmung beeinflusst. Es ging immer wieder um die Frage: Wie, und ob überhaupt, der Globale Norden, der die Klimakrise durch seine Industrialisierung maßgeblich zu verantworten hat, den Globalen Süden wenigstens ein bisschen entschädigt. Und ihm hilft, mit den schlimmsten Folgen klarzukommen. 

Auch in Belém werden die Finanzen wieder eine wichtige Rolle spielen – und das ist auch richtig so. Denn die Frage, wie viel Geld die armen Länder für Klimaanpassung und schnelle Hilfe bei Katastrophen noch bekommen, ist alles andere als trivial. Gerade in Zeiten drastisch sinkender Entwicklungsetats, auch bei uns. Schließlich werden viele der kommenden Katastrophen ausgerechnet in armen südlichen Ländern passieren, dort, wo die Infrastruktur sowieso nicht so doll ist. In Jamaika konnte man das gerade beobachten

Wie viel Geld die Reichen noch locker machen, wird also stark das Verhalten der armen Regierungen bestimmen – und damit die Gesamtstimmung. Es wird auch deren Kooperationsbereitschaft bei anderen Themen, beispielsweise bei der Frage, wie ambitioniert der Schlusstext werden kann, beeinflussen. Kooperation wird damit der Schlüsselbegriff der COP30. Auch weil diese Konferenz zeigen wird, ob die klimarationalen Regierungen den ökologischen Multilateralismus weiter lebendig halten können. Frei nach dem Motto: Wir werden die Klimakrise vielleicht diesmal nicht lösen, aber sie ist eben auch nicht ganz egal. Wir werden deswegen gemeinsam weiter etwas dagegen tun. Wir kommen ins Handeln! 

Planungssicherheit für die Wirtschaft

Daher wird man den Erfolg der Konferenz auch an ganz konkreten Ergebnissen ablesen können: Neue Klimaschutzformate etwa, bei denen nicht alle Staaten mitmachen müssen, könnten wegweisend sein. Die Europäische Union hat mit dieser Art von Vorangehen Erfahrung: Sie öffnete einst ihre Binnengrenzen erst nur für wenige Länder. Auch die Einführung des Euro begann mit einem Kreis weniger Länder. Ähnlich könnte nun ein globaler CO₂-Markt entstehen – durch die Verbindung der bestehenden Systeme in der EU und in China. Weitere Länder könnten sich später anschließen, wenn der Mechanismus funktioniert… weiterlesen

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