Angst um Sicherheit neuer US-Atomkraftwerke

Angst um Sicherheit neuer US-Atomkraftwerke
AKW Three Mile Island/Harrisburg (USA) Foto: Wikimedia CC/stock.adobe

Angst um Sicherheit neuer US-Atomkraftwerke

telepolis.de: Die Trump-Regierung will massiv in neue Atomreaktoren investieren. Doch Kritiker befürchten Sicherheitsrisiken durch finanzielle Anreize.

US-Präsident Donald Trump gilt als ein Fan der Atomenergie. Jetzt hat seine Regierung ein Abkommen über mindestens 80 Milliarden US-Dollar mit Westinghouse Electric geschlossen, um den Bau neuer Kernreaktoren zu finanzieren.

Die Vereinbarung soll die heimische Atomindustrie wiederbeleben und den stark gestiegenen Strombedarf durch Rechenzentren für künstliche Intelligenz decken. Doch Sicherheitsexperten warnen vor möglichen Risiken, berichtet Reuters.

Regierung als Erstabnehmer und Gewinnbeteiligte

Westinghouse Electric gehört zu 49 Prozent dem kanadischen Unternehmen Cameco und zu 51 Prozent Brookfield Asset Management und Brookfield Renewable Partners.

Die US-Regierung arrangiert die Finanzierung für den Bau, unterstützt bei Genehmigungen und fungiert als Erstabnehmer für mehrere Reaktoren, erklärte Simon Maine, Sprecher von Brookfield, gegenüber Bloomberg. Damit, so die Hoffnung, sollen die Projekte kräftig angeschoben und ein schneller Start möglich werden.

Im Gegenzug erhält die Regierung 20 Prozent der Dividenden, die das Unternehmen oberhalb eines Schwellenwertes von 17,5 Milliarden US-Dollar ausschüttet. Sollte Westinghouse in den kommenden drei Jahren mindestens 30 Milliarden US-Dollar wert sein, könnte die Regierung einen Börsengang verlangen und über Optionsscheine eine Beteiligung von etwa acht Prozent erhalten, so Maine. Reuters spricht sogar von einer potenziellen Beteiligung am Unternehmen von 20 Prozent.

Lesen Sie auch:
Zehn Reaktoren bis 2030 geplant

Analysten von TD Cowen erwarten laut Reuters, dass Westinghouse bis 2030 zehn neue Großreaktoren bauen wird. Sollte dies gelingen, hätte das Unternehmen Trumps Plan umgesetzt, der den Bau von zehn neuen Kernkraftwerken bis 2030 vorsieht.

Zum Einsatz kommt der Westinghouse AP1000, ein Großreaktor mit modularer Bauweise. Allerdings gab es bei früheren Projekten Probleme, als plötzlich die Maße einzelner Komponenten nicht stimmten, als sie am Standort verbaut werden sollten.

Bislang wurden weder Standorte noch Abnehmer für den Strom benannt.

Dass die Partnerschaft in Dollar gemessen wird und nicht in Gigawatt ist laut Bloomberg auch ein Zeichen der Unsicherheit, die mit dem Vorhaben verbunden ist. Denn offenbar kann niemand mit Bestimmtheit sagen, wie viel der Bau kommerzieller Reaktoren tatsächlich kosten wird. Der Blick nach Westeuropa zeigt, dass die Bausummen erheblich steigen können.

Ein Teil der verplanten Mittel soll aus Japan stammen. In einem separaten Abkommen hat sich Japan bereit erklärt, mehr als 330 Milliarden US-Dollar in die US-Energieinfrastruktur zu investieren. Die genaue Ausgestaltung bleibt unklar.

Kritik an möglicher Einflussnahme auf Aufsichtsbehörde

Sicherheitsexperten befürchten, dass die finanziellen Anreize die Unabhängigkeit der Nuclear Regulatory Commission (NRC) gefährden könnten. Greg Jaczko, ehemaliger Vorsitzender der Behörde, warnte laut Reuters:

Was schiefgehen könnte, sind Three Mile Island, Tschernobyl und Fukushima. Alle haben Ursachen, die mit einer unzureichenden Unabhängigkeit der Regulierungsbehörden zusammenhängen.

Edwin Lyman von der Union of Concerned Scientists sagte ebenfalls gegenüber der Nachrichtenagentur:

Wenn das Weiße Haus die NRC vollständig übernimmt und diese ihre Unabhängigkeit vollständig verliert, könnte sie als Instrument genutzt werden, um die Genehmigung bevorzugter Projekte unabhängig von deren tatsächlichen Sicherheitsauswirkungen zu beschleunigen, und das ist gefährlich.

Das Weiße Haus wies die Bedenken zurück: „Das Regulierungssystem bleibt unverändert. Der Vertrag enthält keine Bestimmungen zu regulatorischen Änderungen.“

Lehren aus gescheiterten Projekten

Das letzte Kernkraftprojekt von Westinghouse, zwei Reaktoren im Kraftwerk Vogtle in Georgia, zwang das Unternehmen 2017 zum Insolvenzschutz.

Die Reaktoren lagen etwa sieben Jahre hinter dem Zeitplan zurück und kosteten etwa 35 Milliarden US-Dollar – mehr als doppelt so viel wie ursprünglich geschätzt. Ein ähnliches Projekt in South Carolina wurde 2017 aufgegeben, nachdem die Kosten auf über 20 Milliarden US-Dollar gestiegen waren…. weiterlesen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.