Hier produzieren Autobahnen Solarstrom

Hier produzieren Autobahnen Solarstrom
Foto: Karl Gruber/Wikimedia CC 4.0

Hier produzieren Autobahnen Solarstrom

wiwo.de: Fernstraßen sollen künftig auch Strom erzeugen, hat die Ampelkoalition beschlossen. Verschiedene Studien zeigen, wie groß das Potenzial ist – und wo noch Hürden für den Straßen-Strom lauern. Exklusive Satellitenbilder zeigen Pilotprojekte, die es schon testen. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.

An der A7 bei Hannoversch Münden können Autofahrer der Energiewende beim Entstehen zuschauen: Im vergangenen September haben die Versorgungsbetriebe dort mit dem Bau eines Solarkraftwerks begonnen. Mehr als 9000 Solarmodule sollen sich entlang der Straße schmiegen – und Strom für 1000 Haushalte erzeugen.

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Geht es nach der Bundesregierung, werden solche Anlagen an deutschen Fernstraßen bald weitaus häufiger zu sehen sein. „Es soll kein Kilometer Autobahn mehr geplant werden, ohne die Möglichkeiten der Erzeugung erneuerbarer Energien auszuschöpfen“, heißt es im Beschluss, den die Ampelkoalition diese Woche getroffen hat. Auch an bestehenden Fernstraßen sollen Flächen für die Stromerzeugung genutzt werden.

Die Idee liegt nahe: Statt Freiflächen mit Kraftwerken zuzubauen, könnte man bereits versiegelte Flächen gleich doppelt nutzen, als Verkehrsweg und Kraftwerk. Fünf Prozent der Fläche Deutschlands wird für die Mobilität genutzt, rund die Hälfte davon sind Straßen. Bundesautobahnen belegen eine Fläche von 289 Quadratkilometern, so eine Studie des Energiemarktdienstleisters Conexio. Die Stadt Bonn würde zwei Mal in das Gebiet hineinpassen.

Wie sich Teile davon zur Solarstromerzeugung nutzen lassen, zeigen exklusive LiveEO-Satellitenbilder von Pilotprojekten weltweit. So hat im Jahr 2018 die niederländische Straßenbaubehörde Rijkswaterstaat an der A50 bei der Stadt Uden eine Lärmschutzwand errichtet, in die große Solarmodule eingebaut sind.

4,7 Millionen Euro hat das Pilotprojekt gekostet. Es spare Kosten, die Solarzellen nicht zusätzlich auf die Wand zu montieren, sondern zum Teil der Struktur zu machen, heißt es im Projektbericht. Das Glas der Module diene gleichzeitig als Lärmschutz, die Verkabelung könne in die Tragekonstruktion integriert werden.

Auch Lärmschutzwälle lassen sich in Kraftwerke umwandeln, wie ein Projekt an der A94 zwischen dem bayerischen Töging und Erhating in Österreich zeigt. Doch das Projekt lässt auch durchblicken, welche Hindernisse sich auftun können: Sechs Jahre lang stritt ein Ehepaar aus Töging mit dem Freistaat Bayern über die Anlage, das angab, sich in seiner Lebensqualität eingeschränkt zu fühlen.

Im Jahr 2012 wies der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die Klage schließlich ab. Doch die Anlage blieb dadurch jahrelang zum Teil ein Rohbau – und musste später umgebaut werden. In Uden hatten die Betreiber mehr Unterstützung: Neutral bis moderat positiv sei die Reaktion der Anwohner zu dem Projekt gewesen, berichten die Manager des Bauprojekts.

Wie groß aber ist das Potenzial für die Energieerzeugung in Deutschland? Entlang hiesiger Autobahnen und Bundesstraßen sind insgesamt 4000 Kilometer an Wänden und Wällen installiert – hinzu kommen 1800 Kilometer Schallschutzmauern an Eisenbahnlinien.

Forscher des Deutschen Wetterdienstes haben anhand von Satellitendaten berechnet, wie viel Sonnenlicht diese Wände jährlich abbekommen – und wie viel Energie sich damit erzeugen lässt. Ergebnis: 1412 Gigawattstunden Strom kämen pro Jahr zusammen. Damit ließe sich der Energiebedarf von 450.000 Haushalten decken… weiterlesen

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