Klima: 5 Firmen verursachten 9 Billionen Schaden

Klima: 5 Firmen verursachten 9 Billionen Schaden
Foto: Pixabay CC/PublicDomain

Klima: 5 Firmen verursachten 9 Billionen Schaden

derstandard.at: Ein neues Modell macht es möglich, Unternehmen für die Kosten der Klimakrise zur Verantwortung zu ziehen – der Beitrag einzelner Firmen wie Chevron oder Exxon Mobil ist nun nachweisbar.

Wenn man von jemandem geschädigt wird, bietet einem der Rechtsstaat die Möglichkeit, eine Klage auf Schadenersatz einzubringen. Angesichts der häufigeren und zerstörerischen Wetterextreme durch die globale Erwärmung werden vermehrt Klagen gegen Fossilunternehmen eingebracht, um Schäden geltend zu machen. Besonders aussichtsreich sind solche Anstrengungen aber bislang nicht. Da der Klimawandel klarerweise ein globales Phänomen ist, ist es selbst für Unternehmen, die ein nachweislich klimaschädliches Geschäftsmodell verfolgen, nur allzu einfach, sich aus der Verantwortung für lokale Schäden zu ziehen. Damit soll nun Schluss sein, wenn es nach einer neuen Studie geht, die in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature erscheint.

Christopher Callahan und Justin Mankin vom Dartmouth College in New Hampshire stellen ein Instrument vor, mit dem sich bestimmte Klimaschäden auf die Emissionen einzelner fossiler Brennstoffunternehmen zurückführen lassen. Dabei werden Klimamodelle mit öffentlich zugänglichen Emissionsdaten verglichen, um die aktuelle Klimasituation einem Szenario ohne der Treibhausgase, die ein Unternehmen verursacht hat, gegenüberzustellen. Durch ihr Modell konnten die Forscher eine kausale Schätzung regionaler wirtschaftlicher Verluste aufgrund extremer Hitze erstellen, die auf die Emissionen einzelner Fossilunternehmen zurückzuführen sind. Das Ergebnis: Extreme Hitze in Verbindung mit Emissionen von Kohlendioxid und Methan von nur 111 Unternehmen kostete die Weltwirtschaft von 1991 bis 2020 rund 28 Billionen Dollar (24 Billionen Euro).

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Besonders bemerkenswert ist, dass neun Billionen Dollar (acht Billionen Euro) dieser Verluste einzig und allein den fünf Unternehmen mit den höchsten Emissionen zuzuschreiben sind, so die Studie. Das untersuchte Unternehmen mit den höchsten Emissionen ist der Ölkonzernen Chevron, und wie die Forscher berichten, könnte es für 791 Milliarden bis 3,6 Billionen Dollar (692 Milliarden bis 3,1 Billionen Euro) an klimabedingten Verlusten von 1991 bis 2020 verantwortlich sein. Genaue Daten werden in der Studie auch für Exxon Mobil, Saudi Aramco, Gazprom ,und BP vorgelegt. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es tatsächlich möglich ist, die Welt, wie sie ist, mit einer Welt ohne einzelne Emittenten zu vergleichen“, sagt Callahan.

„Gerichten helfen, Haftungsansprüche zu bewerten“

2003 wurde in der Fachwelt erstmals die Frage aufgeworfen, ob es je möglich sein würde, wissenschaftlich einen Zusammenhang zwischen den Emissionen eines einzelnen Unternehmens und dem Klimawandel herzustellen. „Etwas mehr als 20 Jahre später können wir diese Frage mit Ja beantworten“, sagt Mankin, der die Arbeitsgruppe zu Klimamodellen und Klimafolgen am Dartmouth College leitet. „Unser Rahmenwerk kann robuste emissionsbasierte Zuschreibungen von Klimaschäden auf Unternehmensebene liefern.“

Für Mankin ergibt sich daraus die Möglichkeit, die steigenden Kosten durch die Klimakrise jedenfalls teilweise von den verursachenden Unternehmen wieder einzufordern: „Dies sollte den Gerichten helfen, Haftungsansprüche für Verluste und Störungen infolge des vom Menschen verursachten Klimawandels besser zu bewerten.“ Für Unternehmen, die ein klimaschädliches Geschäftsmodell verfolgen, könnte es damit in Zukunft deutlich schwieriger werden, sich im Dickicht globaler Klimaveränderungen aus der Verantwortung für die konkreten Folgen ihrer Emissionen zu stehlen. „Wir argumentieren, dass der wissenschaftliche Fall der Klimahaftung abgeschlossen ist“, sagt Mankin.

Paradigmenwechsel bei Kostenbewältigung

Der neue Ansatz könnte demnach einen Paradigmenwechsel bei der Kostenbewältigung von Klimafolgen darstellen: Während der Profit durch klimaschädliches Verhalten sehr oft privaten Investoren zugutekommt, werden die Kosten durch Klimaschäden bislang zumeist von der öffentlichen Hand gestemmt. „Der Wohlstand der westlichen Wirtschaft basiert auf fossilen Brennstoffen“, sagt Callahan: „Aber so wie ein Pharmaunternehmen durch die Vorteile eines Medikaments nicht von dessen negativen Auswirkungen freigesprochen werden kann, sollten Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, nicht durch den Wohlstand, den ihre Produkte erzeugt haben, für den Schaden entschuldigt werden, den sie verursacht haben.“

Wie Unternehmen konkret zur Bewältigung von Klimaschäden herangezogen werden können, das zeigt etwa der Vermont Climate Superfund Act: Das im Vorjahr verabschiedete Gesetz ermöglicht es dem US-Bundesstaat Vermont, die großen Fossilunternehmen zu verpflichten, sich an den Kosten von Katastrophen zu beteiligen, die wissenschaftlich mit ihren Emissionen in Verbindung gebracht werden können. Noch laufen Klagen dazu, ob der Bundesstaat dazu tatsächlich befugt ist. Dennoch könnte das Beispiel international Schule machen und der nun vorgestellte Ansatz zur Ermittlung der Schäden durch einzelne Unternehmen herangezogen werden…. weiterlesen

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