Kommt es an Feiertagen zu Stromabschaltungen?

Kommt es an Feiertagen zu Stromabschaltungen?
Foto: Pixabay CC/PublicDomain

Kommt es an Feiertagen zu Stromabschaltungen?

handelsblatt.com: Eine Sorge geht bei Unternehmen und Politikern um: An sonnigen Feiertagen könnte es bei geringer Nachfrage Stromabschaltungen geben. Eine Analyse zeigt, was passieren kann.

Deutschlands Solaranlagen verursachen ein Problem – und das erreicht gerade eine gefährliche Größenordnung: Viele der Anlagen sind nicht steuerbar. So kann ein unkontrollierter Solarstromüberschuss entstehen.

Bei den zuständigen Behörden und Unternehmen herrscht daher derzeit Sorge vor folgendem Szenario: Ein sonniger Tag könnte Deutschland so viel Solarstrom bescheren, dass er weder verbraucht noch exportiert werden kann.

Denkbar ist das vor allem an Feiertagen im Frühling oder Sommer, wenn die Menschen wenig Strom verbrauchen, zum Beispiel an Ostern.

Solarstrom: Wann Anlagen vom Netz genommen werden müssten

In diesem Fall droht eine Situation, die Fachleute besorgt: Denn steigt der Stromüberschuss stark, müssen Solaranlagen vom Netz genommen werden. Weil sich aber nur ein Teil der Anlagen fernsteuern lässt, muss im Zweifel das gesamte Verteilnetz abgeklemmt werden, an dem die Solaranlagen angeschlossen sind – was einen Stromausfall für alle Verbraucher bedeutet, die an diesem Verteilnetz hängen.

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Akut geworden ist die Sorge wegen des jüngsten Solarbooms: 2024 sind in Deutschland eine Million Solaranlagen mit einer Leistung von rund 16 Gigawatt neu gebaut worden. Das entspricht ungefähr 16-mal der Leistung des Kohlekraftwerks Datteln 4 (Nordrhein-Westfalen).

Experten berichten von Telefonaten mit „recht panischen“ Stromnetzbetreibern und davon, dass Behörden und Regierungsvertreter nach schnellen Lösungen suchen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Insider sprechen von einem „Kippjahr“ und davon, dass „Druck aufkommt“.

Aber was genau befürchten die Verantwortlichen? Gespräche mit Managern und Strommarktkennern geben Aufschluss.

Das Problem mit den Solaranlagen

Die vielen Solaranlagen in Deutschland sind erst einmal gut für die Energiewende. Sie liefern günstigen und CO2-freien Strom. Es ist auch durchaus vorgesehen, dass es mehr Solarpanele gibt, als Deutschland an sonnigen Tagen eigentlich gebrauchen kann. Denn nur so ist auch an bewölkten Tagen noch ausreichend Solarstrom verfügbar.

Problematisch ist das Ganze nur deshalb, weil viele Solaranlagen derzeit nicht regelbar sind. Das heißt, dass sie auch dann noch Strom produzieren, wenn das Netz bereits völlig überlastet ist und niemand mehr den zusätzlichen Strom benötigt.

Dabei wäre es grundsätzlich technisch möglich, Solaranlagen so auszurüsten, dass sie abgeregelt werden könnten – und so gehindert würden, Strom ins Netz einzuspeisen. Faktisch passiert das aber oft nicht. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Förderung von Solaranlagen ist Teil des Problems

Zum einen bekommen viele Solaranlagenbesitzer eine Einspeisevergütung vom Staat: Für jede Kilowattstunde Strom, die sie ins Netz einspeisen, erhalten sie Geld. Auch dann, wenn der Strom niemandem etwas nützt oder sogar schadet. Es gibt also keinen Anreiz, das Einspeisen zu stoppen.

Bei Solaranlagen auf privaten Hausdächern lässt sich das Einspeisen in vielen Fällen technisch ohnehin noch nicht an die jeweils aktuelle Wetterlage anpassen. Diese Anlagen haben häufig eine Leistung zwischen fünf und zehn Kilowatt.

Für größere Photovoltaikanlagen ab einer Leistung von 25 Kilowatt gibt es eigentlich die gesetzliche Vorgabe, dass sie durch den Netzbetreiber abschaltbar sein müssten. Doch auch bei diesen Anlagen sieht die Realität anders aus. Egon Westphal, Chef des Stromnetzbetreibers Bayernwerk, sagt: „Wir haben festgestellt, dass wir rund 40 Prozent der größeren Solaranlagen faktisch nicht steuern können.“

PV-Anlagen: Steuerbarkeit ist auch ein juristisches Problem

Der Berliner Energie-Ökonom Lion Hirth erklärt: „Viele PV-Anlagen werden über das Handy-Netz gesteuert. Wie bei einer Prepaid-Karte ist aber manchmal das Datenvolumen leer, und dann funktioniert das nicht.“

Darüber hinaus gibt es laut Hirth in vielen Fällen ein juristisches Problem: „Einige Solaranlagenbesitzer haben Verträge mit ihrem Solarstromvermarkter, in denen steht, dass die Anlage nicht abgeregelt werden darf – egal, ob der Strom gerade gebraucht wird oder nicht.“… weiterlesen

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