Tiefsee: Ressourcenquelle oder Umweltdesaster?

Tiefsee: Ressourcenquelle oder Umweltdesaster?
dw.com: In der Tiefsee lagern große Mengen an Metallen und seltenen Erden. Doch der Abbau könnte sensible Meeressysteme dauerhaft schädigen. Wie geht es weiter mit dem Tiefseebergbau?
Rund einen Monat lang verhandelten Vertreter aus aller Welt über die Zukunft des Tiefseebergbaus in Jamaika. Dort sitzt die Internationale Meeresbodenbehörde ISA, die an einem Regelwerk für den Abbau der Rohstoffe im Meer arbeitet. Noch sind viele Fragen offen.
Was ist der aktuelle Stand beim Tiefseebergbau?
Bis 2025 will die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) eigentlich verbindliche Regeln für den Tiefseebergbau festgelegen, denn ohne kann der Abbau unter Wasser nicht starten. Die Beratungen über die Vereinbarungen laufen schon mehrere Jahre. Doch bei der jüngsten Verhandlungsrunde im ISA-Rat in Jamaika Ende Juli wurde klar, dass vieles im Regelwerk noch strittig ist, darunter die Frage, wie Umweltschäden vermieden werden und die Überwachung unter Wasser geregelt werden sollen.
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Mehrere Staaten, darunter Deutschland, Brasilien und der Inselstaat Palau fordern, solange keine Regeln für den Tiefseebergbau zu verabschieden, bis die Umweltfolgen genauer erforscht sind. China – zusammen mit Nauru, Norwegen und Japan – dagegen drängt auf schnelle Einigung, um mit dem Abbau bald beginnen zu können. Doch das könnte dauern.
Denn inzwischen machen sich 32 der 169 in der ISA vertretenen Länder für eine Pause, ein Moratorium oder sogar ein Verbot für den Tiefseebergbau stark. Das fordern auch Umweltverbände und viele Wissenschaftler.
Trotz der Bedenken hat der kanadische Konzern The Metals Company (TMC) jedoch angekündigt, noch dieses Jahr einen Antrag für den kommerzielle Abbau in der Tiefsee bei der ISA zu stellen.
Wer profitiert vom Tiefseebergbau?
Beim Tiefseebergbau geht es vor allem um den Abbau von Manganknollen und andere Mineralien vom Boden der sogenannten Hohen See. Diese umfasst etwa die Hälfte der Weltmeere. Diese Gebiete sind als „gemeinsames Erbe der Menschheit“ klassifiziert, die Rohstoffe dort gehören keinem einzelnen Staat, sondern allen Menschen. Für die Verwaltung und Überwachung von Bergbau in diesem Gebiet ist gemäß dem UN-Seerechtsübereinkommen die ISA zuständig.
Viele Länder und Unternehmen sind am kommerziellen Abbau in der Tiefe interessiert. Bisher hat die ISA 31 Lizenzen zur Erkundung von bestimmten Gebieten erteilt. Fünf davon gingen an chinesische Firmen. Aber auch viele andere Länder, wie Deutschland, Indien und Russland sind an Erkundungen beteiligt.
Das Seerechtsabkommen sieht vor, dass Gewinne aus dem Tiefseebergbau in der Hohen See gerecht mit anderen Staaten geteilt werden soll. Kritiker wie die Deep Sea Conservation Coalition sind jedoch skeptisch.
Manganknollen und Co: Was für Metalle liegen am Meeresboden?
Besonders interessiert sind Unternehmen an sogenannten polymetallischen Knollen, auch Manganknollen genannt. Sie entstehen über Millionen Jahre durch Sediment-Ablagerungen. Die Knollen sind etwa so groß wie Kartoffeln und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel – Rohstoffe, die für die Herstellung von Batterien etwa für Elektroautos gebraucht werden. Durch die Energiewende wird sich der Bedarf an diesen Rohstoffen laut Berechnungen der Internationalen Energie Agentur (IEA) bis 2040 verdoppeln.
Große Mengen Manganknollen liegen auf dem Meeresboden in 4000 bis 6000 Metern Tiefe in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im östlichen Pazifik zwischen Hawaii und Mexiko. Sie könnten durch Absaugen mit automatischen Saugrobotern gehoben und über kilometerlange Schläuche an die Oberfläche gezogen werden.
Auch der Meeresboden in anderen Teilen des Pazifiks, im Indischen Ozean und im Atlantik ist reich an Mineralien.
Dort sind außer den Manganknollen auch polymetallische Sulfide (Massivsulfide) und kobalthaltige Krusten an Unterwasser-Bergen für den Bergbau interessant. Besonders die sehr harten kobalthaltigen Krusten sind allerdings schwerer vom Meeresboden aufzubrechen… weiterlesen