Verschollener Tauchroboter 7900904 sendet Daten

Verschollener Tauchroboter 7900904 sendet Daten
n-tv.de: Die Treibboje mit der Kennung 7900904 schien verloren. Doch nach neun Monaten unter dem Schelfeis meldete sie sich plötzlich zurück – mit wichtigen Erkenntnissen über den Zustand der Antarktis-Gletscher.
Es gibt bessere Orte, um verschollen zu sein, als in den Gewässern rund um die Antarktis. Im Fall einer Treibboje aber war das ein echter Glücksfall: Dank ihr haben Forscher:innen erstmals wertvolle Daten aus einer bislang kaum erkundeten Region unseres Planeten erhalten. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin Science Advances publiziert.
Von fast 4.000 Tauchrobotern nahm einer einen anderen Weg
Aber der Reihe nach: 2020 hat ein Team der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO), der staatlichen Behörde Australiens für wissenschaftliche und industrielle Forschung, eine Argo-Treibboje in die Gewässer um den Totten-Gletscher in der östlichen Antarktis entlassen. Die sollte unter anderem den Salzwassergehalt rund um den Gletscher messen, um daraus Rückschlüsse auf ein mögliches Abschmelzen zu ziehen.
Unter dem Namen Argo gibt es seit dem Jahr 2000 ein mobiles Beobachtungssystem für die Weltmeere. Die Bojen treiben zumeist etwa 1.000 Meter unter der Wasseroberfläche und tauchen in regelmäßigen Abständen auf 2.000 Meter Tiefe, um Messungen vorzunehmen. Anschließend steigen sie an die Oberfläche, um die Daten zu übertragen. All das funktioniert automatisch. Fast 4.000 der Argo-Tauchroboter treiben inzwischen in den Meeren. Da kann es schon mal vorkommen, dass sich einer auf Abwegen befindet.
Ein Tauchroboter auf Abwegen
So auch die Argo-Boje mit der Kennung 7900904. Die verschwand in den Wochen, nachdem sie die australischen Forscherinnen und Forscher ausgesetzt hatten, plötzlich unter dem Schelfeis des angrenzenden Denman-Gletschers – und weil die Datenübertragung unter dem kilometerdicken Eisschild nicht funktioniert, fürchteten die Forschenden das Schlimmste: Sie dachten, sie hätten 7900904 für immer verloren.
Doch dann, knapp neun Monate später, meldete sich die Boje plötzlich wieder. Sie trieb in der Zwischenzeit sowohl unter dem Denman- als auch dem Shackleton-Schelfeis und legte dabei 300 Kilometer zurück. Um den genauen Pfad zu rekonstruieren, schauten sich die Forscher an, wann 7900904 versucht hatte, aufzutauchen und dabei das Eis berührt hatte. Die Daten zu Wasserdruck, Salzgehalt und Temperatur korrelierte das Team mit Satellitenaufnahmen der Eisdecke.
„Wir hatten Glück“, sagt Steve Rintoul von CSIRO. Die Bojen lassen sich nicht steuern und somit auch nicht gezielt von A nach B bewegen. „Unsere unerschrockene Boje trieb unter dem Eis und sammelte alle fünf Tage Profile vom Meeresboden bis zur Eisbasis. Diese Beobachtungen liefern neue Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Schelfeis.“
Wichtige Daten über den Zustand der Antarktis-Gletscher
Das Schelfeis wirkt wie eine Stütze, die dem Abfluss von Eis aus der Antarktis ins Meer entgegenwirkt. Wird es schwächer, fließt mehr Eis vom Kontinent ins Meer und führt zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Entscheidend ist, wie viel warmes oder wärmeres Wasser die Basis des Schelfeises erreicht, um ein Abschmelzen zu verursachen.
Die Messungen von 7900904 zeigen, dass das Shackleton-Schelfeis offenbar noch nicht mit wärmerem Wasser in Kontakt kommt. Anders sieht es beim Denman-Gletscher aus, unter dem bereits eine Warmwasserschicht zu erkennen ist. Ein komplettes Abschmelzen des Gletschers könnte weltweit den Meeresspiegel um 1,5 Meter ansteigen lassen. Das dürfte zwar Hunderte Jahre dauern, aber ist der Prozess erst einmal angestoßen, scheint er angesichts der anhaltenden Erderwärmung kaum noch zu stoppen… weiterlesen


