Der grünste Fußballclub der Welt

Der grünste Fußballclub der Welt
Foto: Pixabay CC/PublicDomain

Der grünste Fußballclub der Welt

Im Fußball geht es in erster Linie darum, Tore zu erzielen und Spiele und Trophäen zu gewinnen. Angesichts der Reisepläne der großen Vereine stehen Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei der beliebtesten Sportart der Welt nicht unbedingt hoch im Kurs. Marketing-Reisen auf andere Kontinente mitsamt An- und Abreise mancher Spieler im Privatjet, Kurzstreckenflüge zu Auswärtsspielen oder ins Trainingslager – vor allem beim Transport verursachen die Clubs jede Menge Emissionen. Ins Bild passt dabei auch die Weltmeisterschaft 2030, die gleich in sechs Ländern auf drei Kontinenten ausgetragen wird. Neben Spanien, Portugal und Marokko sind Uruguay, Paraguay und Argentinien Gastgeber des im wahrsten Sinne des Wortes globalen Turniers.

Vorbild für andere Fußballclubs

Inmitten dieser Vielfalt setzt ein kleiner Verein aus dem Westen Englands jedoch ein bemerkenswertes Zeichen. Die Forest Green Rovers haben sich zum Ziel gesetzt, sämtliche Aspekte rund um die Führung eines Fußballvereins so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Für ihre Bemühungen wurden sie im Jahr 2018 von den Vereinten Nationen als erster klimaneutraler Fußballclub der Welt ausgezeichnet. Während ein Titelgewinn der Rovers derzeit vielleicht genauso unwahrscheinlich erscheint wie ein großer Gewinn im Casino Echtgeld, liegt der Fokus ihrer Bemühungen nicht auf solch materiellen Errungenschaften. Vielmehr streben die Verantwortlichen danach, dass ihr Verein als Vorbild für andere dient.

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Trikots aus Bambus

Die Nachhaltigkeit der Forest Green Rovers beginnt bereits bei den Trikots, die die Spieler tragen. Sie bestehen nicht aus Plastik, wie es bei der Arbeitsbekleidung der meisten anderen Fußballclubs der Fall ist, sondern aus Bambusfasern. Ebenso sind die Schienbeinschoner der Rovers-Kicker aus Bambus gefertigt. Die Besucher der Heimspiele erhalten an den Verkaufsständen im Stadion keine Bratwürste aus Fleisch, sondern aus Tofu. Das Öl, das zum Braten verwendet wird, wird in Bio-Treibstoff umgewandelt. Auch sonst sind sämtliche Speisen vegan – ebenso wie das Bier.

Nachhaltiges Stadion

Selbst das Stadion der Forest Green Rovers ist weitestgehend auf umweltfreundliche Aspekte ausgerichtet. So wird der Rasen nicht mit Pestiziden behandelt. Der Mähroboter, der für kurze Grashalme sorgt, wird mit Solarstrom betrieben. Örtliche Bauern holen das abgemähte Gras ab, um es auf ihren Feldern als Dünger zu verwenden. Zudem wird Regenwasser, das auf den Rasen fällt, aufgefangen, um es später zur Bewässerung zu nutzen. Auf dem Dach des Stadions befinden sich Solarpanels, die rund ein Viertel der Energie erzeugen, die der Club verbraucht. Auch die übrige Elektrizität stammt komplett aus erneuerbaren Quellen. Die Umgebung des Stadions wurde durch das Pflanzen von Wildblumen und Bäumen als Lebensraum für Wildtiere gestaltet.

Neue Heimstätte aus Holz

Gerade bauen die Forest Green Rovers ein neues Stadion, das komplett aus Holz bestehen soll. Der englische Fußballverband genehmigte den Bau Anfang 2021, der Entwurf stammt vom renommierten Architektenbüro Zaha Hadid Architects. Der erste Spatenstich fand Anfang 2023 statt, mit der Fertigstellung ist in zwei bis drei Jahren zu rechnen.

Der vegane Besitzer der Rovers

Seine umweltfreundliche Einstellung verdankt der bereits 1889 gegründete Verein seinem Besitzer Dale Vince. Er wurde unter anderem durch den Betrieb von Windkraftanlagen reich. Seit 2010 ist er bei den Forest Green Rovers am Ruder. Schon ein Jahr später sorgte er dafür, dass Fleischprodukte aus dem Umfeld des Vereins verbannt werden. Vince lebt vegan und unterstützt die englischen Grünen sowie Organisationen wie Greenpeace und Extinction Rebellion. Um seinem Club auch zu sportlichem Erfolg zu verhelfen, führte Vince ein System ein, mit dem vielversprechende Spieler ausfindig gemacht werden. Das System ist vergleichbar mit dem, das der Baseballclub Oakland Athletics in den 2000er-Jahren nutzte. Durch Computer-Analysen werden Spieler mit vielversprechenden Statistiken gefunden, die noch auf ihren Durchbruch warten. Dadurch kommt der Club relativ günstig an gute Spieler. Das Prinzip wurde durch den Film „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“ von 2011 weltweit bekannt.

Vorbild trotz drohendem Abstieg

Derzeit stehen die Forest Green Rovers allerdings auf dem letzten Platz in der vierten englischen Liga. Nach dem Abstieg aus der Drittklassigkeit in der Saison 2022/23 droht ihnen somit der Absturz in den Amateurbereich. Auch wenn dies für den Verein eine sportliche Katastrophe darstellen würde: Mit seiner konsequenten Herangehensweise an die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz sollte sich jeder Club der Welt an dem kleinen Club aus dem Westen Englands ein Beispiel nehmen.

Monika Bildstein

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