Asphaltknackerinnen: Frauen befreien von Beton

Asphaltknackerinnen: Frauen befreien von Beton
geo.de: Zwei Züricherinnen helfen beim Entsiegeln geteerter Flächen. Jetzt startet ein ähnliches Projekt in Deutschland.
Arbeitsschuhe, Sicherheitsbrillen, Handschuhe und Gießkannen haben die Frauen in ihrem Büroschrank.
Isabella Sedivy und Bettina Walch, zwei ehemalige Schweizer Fernsehjournalistinnen, packen in ihrer Heimatstadt Zürich als „Asphaltknackerinnen“ mit an. Ihre Idee: Viele Menschen wollen asphaltierte Flächen entsiegeln, wissen nur nicht wie.
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Hier setzt ihre Firma „Plan Divers“ an, berät in Sachen Fördergelder, handelt günstige Entsorgungsmöglichkeiten aus, vermittelt Gartenbauer, informiert über biodiverses Saatgaat für die Begrünung und motiviert auch zur Mitarbeit an Schaufeln und Presslufthammer. „Macht Spaß und senkt die Kosten“, sagt Bettina Walch.
Verlorener toter Lebensraum
60 Prozent der Schweiz sind unter Beton. Die Geographie verschärft die Lage, durch die vielen unbewohnbaren Berge ist der Flächenverbrauch in den Ballungszentren überdurchschnittlich hoch. Flächen ohne Grün halten kein Regenwasser, das sich bei Starkregen ungeklärt in Flüsse und Seen ergießt. Betonflächen sind für Tiere und Pflanzen verlorener, toter Lebensraum.
Asphaltierte Flächen heizen sich auf bis zu 70 Grad auf. Vom 1,5-Grad-Klimaziel ist die Schweiz Welten entfernt. „Wir haben hier im Schnitt schon 2,8 Grad höhere Temperaturen“, sagt Bettina Walch. „Wir wollten nicht nur davon berichten, sondern etwas tun, Teil der Lösung sein, auch wenn es ein kleiner ist.“
Noch dazu wurde der Asphalt 1902 in der Schweiz erfunden. Ernest Guglielminetti aus dem Wallis dachte sich das Material für staubfreie Straßen aus, genannt „Doktor Teer“.
2021 gründeten sie ihr Unternehmen zur Umweltkommunikation, eroberten mit ihrem Entsiegelungsprojekt einen Förderpreis der Stadt Zürich. Das Projekt traf einen Nerv.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Statt der zugesagten 600 Quadratmeter konnten die Frauen in Zürich bereits 1000 Quadratmeter Parkplätze, Schulhöfe, Hinterhöfe oder Verkehrsinseln entsiegeln. Seit kurzem fördert eine große Versicherung das Klimaschutzprojekt.
Die Kosten für die Schäden nach Starkregenereignissen steigen. Anfragen aus anderen Schweizer Städten kamen, viele musste die kleine Firma ablehnen: „Noch sind wir ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Walch. „Aber letztens war ich auf einem Konzert in einem Innenhof, den wir entsiegelt haben. Da ging mir das Herz auf. Asphaltknacken ist kein Hexenwerk. Gründet selbst eine Initiative.“
Klimainteressen unkompliziert vermitteln
Wie das geht, beweist auch das Niederländische „Tegelwippen“, zu deutsch ungefähr „Kachellupfen“. 2022 traten die klassischen Stadtrivalen Rotterdam und Amsterdam gegeneinander an.
Vergangenes Jahr beteiligten sich schon 199 niederländische Städte an dem Spaßwettbewerb, kämpften um die „Goldene Fliese“ und machten bereits 413000 Quadratmeter versiegelte Flächen für die Natur frei. Inzwischen unterstützen viele Kommunen das Projekt mit einem Tegeltaxi, das die Platten kostenlos abholt und recyclet… weiterlesen