Das bringt „Wahre-Kosten“-Aktion von Penny

Das bringt „Wahre-Kosten“-Aktion von Penny
Wahre Preise-Aktion beim Ev. Kirchentag 2023 Foto: pit

Das bringt „Wahre-Kosten“-Aktion von Penny

dw.de: Diese Woche verkauft der deutsche Discounter Penny neun Lebensmittel, deren Preise die Folgen ihrer Produktion für die Umwelt zeigen. Sie sind deutlich teurer. Doch was bewirkt eine solche Aktion?

Der Bio-Fruchtjoghurt kostet 31 Prozent mehr, der konventionell erzeugte Maasdammer-Käse ist mit plus 91 Prozent fast doppelt so viel wie sonst. Nur das vegane Schnitzel bleibt mit fünf Prozent oder umgerechnet 14 Cent Aufschlag preislich fast gleich – sonst aber sind so gut wie alle Produkte, für die der Discounter Penny vom 31. Juli bis zum 5. August 2023 den „wahren Preis“ verlangt, merklich teurer.

Was ist mit den „wahren Kosten“ von Lebensmittel gemeint?

Der „wahre Preis“ – englisch „True Costs“– soll zeigen, was die neun Lebensmittel wirklich kosten, wenn alle Folgekosten eingerechnet sind, die entlang der Produktionskette für Natur und Klima entstehen – etwa durch den Ausstoß von Feinstaub sowie von Treibhausgasen wie Methan und CO2, durch den Verbrauch von Ressourcen oder den Einsatz von Dünger und Pestiziden.

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„Diese Auswirkungen spiegeln sich bisher nicht im Verkaufspreis wider, kosten unsere Gesellschaft aber indirekt Geld“, heißt es von Seiten der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald, die die Penny-Aktion wissenschaftlich begleiten und die Umweltkosten der neun Lebensmittel errechnet haben.

So förderten beispielsweise Treibhausgase den Klimawandel und damit auch Extremwetterereignisse „für deren Schäden wir alle mit erhöhten Steuer- oder Versicherungsgeldern zahlen.“ Ein weiteres Beispiel seien etwa Kosten für die Aufbereitung von Trinkwasser, welches aufgrund von Düngemitteln belastet ist. Neben dem Klima und Wasser wurden auch die Bereiche Böden und Gesundheit bei der Preisfindung berücksichtigt.

Welche Lebensmittel verursachen hohe Umweltkosten?

Die Umweltorganisation Greenpeace schätzt die Umwelt- und Klimaschäden durch die Herstellung von Fleisch- und Milchprodukten in Deutschland auf rund sechs Milliarden Euro im Jahr. Tatsächlich zeige sich, dass die wahren Kosten immer höher würden, je „tierischer“ ein Produkt sei, erklärt Nachhaltigkeitswissenschaftlerin Amelie Michalke von der Universität Greifswald. „Bei pflanzlichen Produkten sind Folgekosten teilweise sogar fast marginal“, so Michalke.

Selbst bei Bio-Produkten sind im normalen Verkaufspreis noch nicht alle Umweltkosten enthalten. Doch der Unterschied zu den „wahren Kosten“ ist mit durchschnittlich 1,15 Euro kleiner als bei konventionellen Produkten, wo er im Schnitt bei 1,57 Euro liegt.

Was bezweckt Penny mit der Aktion der „wahren Preise“?

Laut eigenen Angaben will der zur Rewe-Group gehörende Discounter, wie bereits bei der Preis-Aktion im Jahr 2020, mehr Bewusstsein für Umweltbelastungen durch die Lebensmittelproduktion schaffen. Die Differenz zwischen dem „wahren Preis“ und dem üblichen Verkaufspreis soll an ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum gehen.

Doch geht man bei Penny nicht davon aus, dass viele Menschen die teureren Produkte kaufen werden. „Wir erwarten einen Umsatzrückgang im einstelligen Millionen-Bereich“, so Penny-Vorstand Stefan Görgens zum Start der Kampagne am Montag dieser Woche. Viele Menschen litten bereits unter den akutell hohen Lebensmittelpreisen. Doch wenn nicht gehandelt werde, würden die Kosten auf lange Sicht noch deutlich höher ausfallen – dieser „unbequemen Botschaft“ müsse man sich stellen.

Welche Kritik gibt es an der Preis-Kampagne von Penny?

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch bezeichnet die Aktion dagegen als „reinen PR-Gag“. Während Penny für gerade einmal neun seiner Produkte die „True Costs“ verlange, drücke der Discounter gleichzeitig die Preise für etliche andere klima- und umweltschädliche Lebensmittel wie Fleisch aufs Minimum.

Auch der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken, kritisierte Pennys Kampagne als „Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert.“

Als reines PR-Instrument will Penny-Sprecher Andreas Krämer die Kampagne nicht verstanden wissen. Für ein Unternehmen sei es wichtig, zu Umweltfragen eine Haltung zu entwickeln, um auch für die Kundschaft von morgen und übermorgen attraktiv zu sein, sagt Krämer im Gespräch mit der DW. „Wir wissen: Auch im Discounterbereich wird Nachhaltigkeit erwartet“.

Dass gleichzeitig zur Kampagne andere Produkte deutlich günstiger bepreist würden, bestreitet man bei der Rewe-Group nicht. Dies werde etwa durch Produktionsüberschüsse möglich, so Krämer. Keinesfalls setze man Handelspartner unter Druck – allerdings habe man auf die Preisgestaltung von Zwischenhändlern oder in der Produktion wenig Einfluss… weiterlesen

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