EU beschließt „Aus“ für das Veggie-Schnitzel

EU beschließt „Aus“ für das Veggie-Schnitzel
ndr.de: Das EU-Parlament in Straßburg hat entschieden: Vegetarische Fleischersatzprodukte dürfen weder Burger, Schnitzel, noch Wurst genannt werden. Bei norddeutschen Unternehmern stößt das auf Unverständnis.
Pilzbauer Eckard Janssen und Metzger Stefan-Horst Kuper aus Oldenburg produzieren eine fleischlose Wurst, die hauptsächlich aus Pilzen besteht. Für sie sei es wichtig, ihr Produkt mit dem Begriff Bratwurst bezeichnen zu dürfen. „Wie will man es sonst nennen – Stange?“, fragt sich Janssen. Der Kunde identifiziere sein Produkt als Wurst, deshalb solle es auch so genannt werden dürfen.
Lesen Sie auch:
„Bei Markendingen wie Mortadella kann ich nachvollziehen, dass die vegetarische Variante nicht Mortadella heißt. ‚Wurst‘ ist für mich allerdings nur die Bezeichnung der Form“, sagt Metzger Kuper. Nun müssen sich die Niedersachsen möglicherweise eine neue Bezeichnung für ihr Produkt ausdenken.
Landwirte schützen mit klar definiertem Wurstbegriff
Denn eine Mehrheit aus Rechtsaußen-Fraktionen und Teilen der konservativen EVP-Fraktion um CDU und CSU hat am Mittwoch in Straßburg für eine Gesetzesänderung in Bezug auf die Benennung von Fleischersatzprodukten gestimmt. Ausnahmen von der Vertragspflicht sollen jedoch erlaubt werden, wenn ein Branchenverband darum bittet. Nach den anstehenden Verhandlungen mit den 27 EU-Ländern, soll in den kommenden Monaten ein Kompromiss beschlossen werden.
Die im EU-Parlament zuständige Abgeordnete Céline Imart sagte im Vorfeld der Abstimmung, dass die Entscheidung den Verbraucherschutz stärken würde. Die Politikerin der EVP-Fraktion sehe bei fleischlosen und fleischhaltigen Produkten bisher „ein echtes Verwechslungsrisiko“. Pflanzenbasierte Ersatzprodukte böten etwa nicht die gleichen Nährwerte wie ihre tierischen Originale. Zudem gehe es bei dem Begriffsverbot darum, Landwirte zu schützen. Pflanzliche Lebensmittelhersteller würden versuchen, den Ruf tierischer Lebensmittel, den Generationen von Landwirten aufgebaut hätten, für die Vermarktung von Konkurrenzprodukten zu nutzen.
Bundeskanzler unterstützt EU-Vorschlag
Auch das deutsche Bundeslandwirtschaftsministerium forderte in den vergangenen Wochen eine klare Unterscheidbarkeit von tierischen und pflanzlichen Produkten – und wurde dabei von Bundeskanzler Friedrich Merz unterstützt: „Eine Wurst ist eine Wurst. Es geht um Herkunftsbezeichnungen, auf die die Verbraucher vertrauen können und eine Wurst ist nicht vegan“, sagte der CDU-Politiker bei Caren Miosga.
Dass Kunden Fleischersatzprodukte tatsächlich mit Fleisch verwechseln, komme in der Praxis „wirklich gar nicht“ vor, sagt Benjamin Amshoff. Der Unternehmer betreibt in Hamburg „Die Vegane Fleischerei“, in der ausschließlich ohne tierische Produkte produziert wird.
Um einer möglichen Verwirrung zuvorzukommen nennt Amshoff seine Produkte schon heute „Keine Bratwust“ oder „Kein Burger“. Sollten sich EU-Parlament und Länder tatsächlich auf ein striktes Begriffsverbot einigen, müsse er einen Großteil seiner Produktpalette umbenennen und auch neue Etikette drucken. Dies sei mit Kosten verbunden und würde am Ende nicht zu einer höheren Transparenz beim Endverbraucher führen.
„Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie“
Mehrere Unternehmen – darunter auch die Rügenwalder Mühle, die im niedersächsischen Bad Zwischenahn Fleisch- und Fleischersatzprodukte herstellt – hatten sich im Vorfeld der Abstimmung in einen gemeinsamen Brief gegen das Begriffsverbot ausgesprochen. Die vertrauten Bezeichnungen bieten Verbrauchern Orientierung und ermöglichten bewusste Kaufentscheidungen, heißt es darin. Ein Verbot könne sich negativ auf den Verkauf auswirken – besonders in Deutschland, da es hier den größten Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa gibt. „Aus unserer Sicht ist das nicht sinnvoll. Schnitzel oder Burger beschreiben eine Zubereitungsart – nicht das Ausgangsprodukt“, sagte eine Unternehmenssprecherin der Rügenwalder Mühle… weiterlesen