Experten kritisieren deutsche Klimaschutz-Politik

Experten kritisieren deutsche Klimaschutz-Politik
Foto: Pixabay CC0

Experten kritisieren deutsche Klimaschutz-Politik

stuttgarter-zeitung.de: Schlechte Noten für Deutschlands Klimapolitik: Experten sehen die gesteckten Ziele in weiter Ferne. Vor allem bei den Treibhausgasen müsste sich die Minderungsmenge mehr als verdoppeln.

Deutschlands Klimaziele für das Jahr 2030 sind nach Einschätzung des Expertenrats der Bundesregierung in großer Gefahr. „Im Moment sieht es nicht so aus, als könnten wir die Ziele erreichen“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Brigitte Knopf am Freitag in Berlin bei der Vorstellung eines Gutachtens zum Stand der deutschen Klimapolitik. „Mit einem „Weiter so“ werden wir die Klimaziele für das Jahr 2030 definitiv nicht erreichen“, warnte Knopf. Die Bundesrepublik will ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 65 Prozent senken im Vergleich zum Jahr 1990.

Zwei Tage vor dem Beginn der nächsten Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm el Scheich übergab der Expertenrat für Klimafragen seinen Bericht zum Stand der deutschen Klimapolitik an Regierung und Bundesrat. Das unabhängige Gremium aus fünf Sachverständigen veröffentlichte dieses im Klimaschutzgesetz festgeschriebene sogenannte Zweijahresgutachten erstmals, weitere Gutachten folgen dann im Rhythmus von zwei Jahren.

14-fache Erhöhung beim Verkehr nötig

„Die jährlich erzielte Minderungsmenge müsste sich im Vergleich zur historischen Entwicklung der letzten 10 Jahre mehr als verdoppeln“, erklärte Ratsmitglied Thomas Heimer mit Blick auf den deutschen Ausstoß an Treibhausgasen. „Im Industriesektor wäre etwa eine 10-fache und beim Verkehr sogar eine 14-fache Erhöhung der durchschnittlichen Minderungsmenge pro Jahr notwendig.“

Lesen Sie auch:

Zwischen 2000 und 2021 sei der Ausstoß klimaschädlicher Gase in Deutschland zwar temperaturbereinigt um rund 27 Prozent gesunken, konstatierte das Gremium. Die Hälfte dieser Minderung gehe auf das Konto der Energiewirtschaft. Es habe auch durchaus Entwicklungen hin zu einem sparsameren Einsatz von Energie gegeben.

Allerdings würden diesen ein stärkerer Verbrauch und Konsum entgegenwirken. „Effizienzgewinne wurden also beispielsweise durch das allgemeine Wirtschaftswachstum, größere Wohnfläche oder gestiegene Transportleistungen konterkariert“, erläuterte der Vorsitzende Hans-Martin Henning. So sei der Bestand an Fahrzeugen ständig gestiegen. „Das wirkt natürlich kontraproduktiv.“ Wenn sich jemand ein Elektroauto mit besserer Umweltbilanz als Zweitwagen anschaffe und sein altes Auto daneben weiter nutze, sei „überhaupt nichts

Tempo bei Erneuerbaren dringend erforderlich

Nötig sei nun ein forcierter Ausbau erneuerbarer Energien. Bei Solaranlagen und Windparks auf See werde es schwierig, die Ziele zu schaffen, sagte Knopf, während es bei Windparks an Land besser aussehe. Geräte wie Heizungen, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten, müssten ausgetauscht werden, aber auch die Menschen ihr Verhalten ändern, mahnt der Expertenrat.

Die Fachleute meldeten aber Zweifel daran an, dass ein Nachsteuern am bisherigen Kurs ausreichen werde. Beim Blick auf die vergangenen zwanzig Jahre sei fraglich, ob künftige Klimaziele ohne einen Paradigmenwechsel erreicht werden könnten, sagte Henning. Eine Möglichkeit seien etwa harte Grenzen für noch zulässige Emissionen. Für die dann noch erlaubten Mengen könnte ein Handelssystem aufgebaut werden. Für die Politik gehe es dann darum, den noch möglichen Verbrauch so zu organisieren, dass Wirtschaft und Gesellschaft damit zurecht kämen… weiterlesen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.