Für wirksamen Klimaschutz brauchen wir den Ozean

Für wirksamen Klimaschutz brauchen wir den Ozean
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Für wirksamen Klimaschutz brauchen wir den Ozean

Environmental Justice Foundation

Um unseren „blauen“ Planeten zu retten, müssen konkrete, messbare Maßnahmen ergriffen werden. Freiwillige Ziele, Schlupflöcher und Fristen in ferner Zukunft sind nicht verhandelbar.

Unser Ozean absorbiert etwa ein Drittel des CO2, das wir ausstoßen, und hat in den letzten 150 Jahren jede Sekunde so viel Wärme aufgenommen wie bei einer Atombombenexplosion freigesetzt wird. Ein Ozean, in dem es von Leben wimmelt, ist entscheidend im Kampf gegen die Erderwärmung. Über die Hälfte des biologisch gebundenen Kohlenstoffs wird von marinen Lebewesen gespeichert. In der Klimapolitik werden sie aber kaum berücksichtigt.

„Blauer“ Kohlenstoff findet sich in jedem Teil des marinen Ökosystems: von Mangrovenwäldern, die bis zu viermal mehr Kohlenstoff pro Hektar speichern als tropische Regenwälder, über Seegraswiesen, die fast 20 Gigatonnen Kohlenstoff weltweit speichern, bis hin zum offenen Meer, wo Wale jedes Jahr Millionen Tonnen Kohlenstoff binden. Unser Ozean ist das blau schlagende Herz unseres Planeten, doch wir setzen ihn wie nie zuvor unter Druck und ignorieren die fatalen Folgen.

Der Schaden

Seit Beginn der industriellen Fischerei in den frühen 1950er Jahren sind 90 % der großen Meeresfische wie Haie, Kabeljau und Schwertfisch verloren gegangen. Über 90 % der Fischbestände der Erde sind heute entweder vollständig ausgebeutet oder überfischt. Die Fischerei trägt sowohl zur Klimakrise bei als auch zu ihrer Verschärfung, mit verheerenden Folgen für Fischer- und Küstengemeinden. Der derzeitige jährliche Verlust von Seegras setzt schätzungsweise 299 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr frei. Für Mangroven steigt diese Zahl auf 450 Millionen Tonnen. Großbritannien, ein Land, in dem es weltberühmte Küsten- und Meereslebensräume gibt, hat 90 % seiner Seegraswiesen durch Verschmutzung, Grundschleppnetzfischerei und Küstenentwicklung verloren.

Die Lösung

Die Weltklimakonferenz (COP26) ist unsere Chance, diese katastrophale Situation zu verbessern. Staaten und Regierungen sollten diese Gelegenheit nutzen, um auf der internationalen Bühne zu glänzen, indem sie spezifische, rechtsverbindliche Ziele zum
Schutz und zur Wiederherstellung von Küsten- und Meeresökosystemen in ihre nationalen Pläne für die Implementierung der Klimaschutzziele aufnehmen. Sie müssen auch sicherstellen, dass die Meeresumwelt bei der globalen Bestandsaufnahme (Global Stocktake), die 2023 zum ersten Mal stattfinden wird, im Mittelpunkt steht.

Die Verpflichtung zum 30×30 Ozeanschutzplan und damit zum Schutz von 30% des Ozeans in Form ökologisch repräsentativer Meeresschutzgebiete bis 2030 sollte als erster Schritt betrachtet werden. Darauf aufbauend könnten wir zu 50×50 übergehen und ein internationales Moratorium für den Tiefseebergbau vereinbaren, um die Tiefsee vor irreversiblen, großflächigen Schäden zu schützen.

Die Expert*innen

Kleine Inselstaaten wissen mehr über die Bedeutung des Ozeans Bescheid als die meisten anderen Länder dieser Welt. Sie spüren die Folgen seiner Ausbeutung und Zerstörung als erste, denn ihre Lebensgrundlage hängt von schwindenden Fischpopulationen und ausbleichenden Korallenriffen ab. Darüber hinaus ist die existenzielle Bedrohung durch den Anstieg des Meeresspiegels ist allgegenwärtig.

„Wir sehen uns nicht als kleiner Inselstaat, sondern als großer Ozeanstaat“, sagte uns der seychellische Botschafter Ronny Jumeau. Die Zerstörung der Ökosysteme der Meere, so Jumeau, wird von den Inselbewohnerinnen auf zutiefst emotionaler Ebene empfunden. „Unsere ganze Lebensweise, unsere Kultur, unsere Identität ist beschmutzt. Es ist so, als würden wir mit Öl und Plastik überzogen. Das geht bis zum Kern dessen, was wir sind.“

Tatsächlich sollten wir alle genauso tief empfinden wie die Menschen, die auf den Seychellen leben. Der Ozean bedeckt über 70 % unseres Planeten, er ist die Grundlage unseres Klimasystems und sorgt dafür, dass unsere Welt bewohnbar bleibt. Sein Schutz sollte auf der COP26 kein Unter- sondern Hauptthema sein. Die Zeit zu handeln ist jetzt.

Petition für den Schutz von Küsten- und Meeresökosystemen

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