„Greenwashing keine Chance bieten“
„Greenwashing keine Chance bieten“
Die CLASSEN-Gruppe hat sich der Entwicklung und Produktion wohngesunder Boden- und Wandbeläge verschrieben. Wie sie das umsetzt erzählt Céline Quervel im Gespräch mit globalmagazin. Sie leitet bei dem Unternehmen zur Herstellung von Boden- und Wandbelägen die Abteilung Corporate Marketing.
Die Verwendung von Recyclaten und Upcycling in Produkten zählt zu den positiven Beispielen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise: Wären Naturstoffe als Rohstoffe nicht noch besser?
Celine Quervel: Alle Rohstoffe bringen Vor- und Nachteile mit sich. Es geht dabei weniger um die Rohstofffamilie. Viel mehr geht es um den verantwortungsbewussten Umgang mit den Materalien. Nachwachsende Rohstoffe benötigen auch viele Ressourcen beim Anbau. Sie werden häufig in Monokulturen und teilweise unter Pestizideinsatz angebaut.
Worin liegt der Vorteil von Kunststoffen?
Mit Kunststoffen erreichen wir wichtige Materialeigenschaften für den Fußboden, weshalb dieser Rohstoff durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Wichtig ist jedoch eine sinnvolle und durchdachte Nutzung. Eben ein Design for Recycling. Wir achten immer zunächst auf eine stoffliche Verwertung von Rohstoffen und zweitrangig auf eine thermische Verwertung.
(Wie) Garantieren Sie, dass Ihre Produkte keine schädlichen Stoffe enthalten, die Nutzerinnen und Nutzer schädigen können?
Für die CLASSEN-Gruppe gehören nachhaltige Produkte aus ökologisch einwandfreier Produktion sowie schonend gewonnene Rohstoffe zur Unternehmensvision. Eine Selbstverpflichtungserklärung sowie zahlreiche, unabhängige Zertifizierungen bestätigen diesen Anspruch…
Den Sie dann wie tatsächlich garantieren?
Unsere Produkte werden sowohl regelmäßig intern überprüft als auch permanent extern. Alle Produkte mit CERAMIN von CLASSEN erfüllen die Anforderungen des Labels des eco Instituts und des Umweltsiegels Blauer Engel der Bundesregierung, die nur an Produkte ohne PVC verliehen werden.
Sie verarbeiten in Ihren Werken auch viel Holz. Sehen Sie da Schwierigkeiten bei der derzeitigen Holzknappheit am Markt – speziell, weil Sie ja auf zertifiziertes FSC oder PEFC-Holz setzen?
Selbstverständlich sind wir als Industrieunternehmen auch von der angespannten Rohstoffsituation betroffen. Als familiengeführtes Unternehmen legen wir jedoch einen großen Wert auf langfristige Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten, sodass heute unsere Lieferketten gesichert sind. Unsere Hölzer gewinnen wir zudem in der Regel aus dem unmittelbaren Umfeld, um so die Lieferwege kurz zu halten. Es hat für uns höchste Priorität Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu verwenden, die nach FSC (FSC C100583) und PEFC (PEFC/04-31-0824) zertifiziert sind sowie aus anderer kontrollierter Herkunft stammen.
Was macht Ihren Werkstoff CERAMIN so besonders – gerade mit Blick auf Nachhaltigkeit?
CERAMIN ist die einzige marktreife Alternative „Made in Germany“, die schon jetzt PVC-freie Polymerböden zu 100 Prozent recycelbar macht, nicht die Umwelt und damit die Zukunft künftiger Generationen belastet und kein Chlor, keine Phthalate oder andere gesundheitsschädliche Weichmacher sowie keine Stabilisatoren enthält.
Sondern?
CLASSEN nutzt eine selbst entwickelte und patentierte Rezeptur, die 100 Prozent Kontrolle über alle Inhaltsstoffe ermöglicht. Auch nach seinem Lebenszyklus ist CERAMIN wiederverwertbar. Das beinhaltet neben der Wiederverwertung in einem neuen Bodenbelagsprodukt auch die Möglichkeit der Weiterverwendung als Rohstoff außerhalb der Bodenbelagsindustrie. Durch seine Robustheit ist CERAMIN sehr langlebig und ermöglicht so eine lange Lebensdauer.
Wie garantieren Sie Ihren Kunden, dass Sie Nachhaltigkeit auch in Ihren Lieferketten umsetzen?
Anders als unsere Wettbewerber sind wir ein deutsches Produktionsunternehmen und unterliegen deshalb den deutschen Standards. Wir beziehen unsere Rohstoffe aus unserem unmittelbaren Umfeld. Zudem erarbeiten wir zurzeit einen Verhaltenskodex für unsere Zulieferer, der sich am Lieferkettengesetz orientiert. Teil dieses Verhaltenskodex sind auch Anforderungen an Umweltschutz und Nachhaltigkeit. CLASSEN setzt voraus, dass seine Lieferanten die geltenden Umweltgesetze, -regelungen und -standards einhalten, ein angemessenes Umweltmanagementsystem unterhalten und einen effizienten Umgang mit Rohstoffen gewährleisten. Wir erwarten zudem, dass Lieferanten im Umgang mit Umweltproblemen einen präventiven Ansatz unterstützen, Initiativen zur Schaffung von Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt ergreifen sowie die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien fördern. Von unseren Geschäftspartnern erwarten wir ferner, ihre Beschaffungs- und Fertigungsprozesse nachhaltig auszugestalten…
Will heißen?
Alle geltenden örtlichen Gesetze und Vorschriften in Bezug auf gefährliche Materialien, Chemikalien und Stoffe sind zu befolgen. Die Lieferanten müssen die Materialbeschränkungen und Produktsicherheitsanforderungen einhalten, die durch geltende Gesetze und Vorschriften geregelt sind. Letztlich erwarten wir, dass unser eigener Anspruch an Nachhaltigkeit auch für unsere Lieferanten und Geschäftspartner gilt. Nur so vermeiden wir unserer Auffassung nach „Greenwashing“. Das Anfang 2023 in Kraft tretende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz unterstützt uns dabei letztlich formell.
pit