Regenwald: UBS finanziert brasilianischen Fleischproduzenten
Regenwald: UBS finanziert brasilianischen Fleischproduzenten
Die Schweizer Sonntagszeitung deckt heute auf, dass die UBS 2021 zwei brasilianische Agrarkonzerne mit Geld versorgte, obwohl diese im Amazonas-Gebiet in illegale Abholzung verwickelt sind.
Der Fall zeigt exemplarisch, dass es in der Schweiz nicht nur wegen Konzernen wie Glencore ein griffiges Konzernverantwortungsgesetz braucht, sondern auch weil Schweizer Banken hochproblematische Geschäfte finanzieren.
Im Zentrum des aktuellen UBS-Skandals, der von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) entdeckt wurde, stehen die beiden Agrarkonzerne BrasilAgro und Marfrig, die in Brasilien im großen Stil Soja und Rindfleisch produzieren. Die GfbV kann nachweisen, dass die beiden Konzerne und ihre Zulieferer seit 2009 mindestens 1500 km2 Regenwald illegal abgeholzt haben und die Rechte von Indigenen verletzten. Damit nicht genug: Einige Zulieferer von Marfrig fungierten in den letzten Jahren wiederholt auf der Liste von Betrieben mit Sklaverei ähnlichen Arbeitsbedingungen, die vom brasilianischen Arbeitsministerium publiziert wird.
Sonntagszeitung: Das ist «Hochrisiko». Dieser Begriff fällt oft, wenn man mit Fachleuten über ein bislang wenig beachtetes Geschäft der UBS in Brasilien spricht. Die Frage ist, ob die größte Schweizer Bank letztlich die Geschäfte jener Farmer ermöglicht, die den Amazonas-Regenwald – die Lunge der Welt – rücksichtslos abholzen. Alleine zwischen Januar und Juli dieses Jahres wurden knapp 4000 Quadratkilometer des Regenwaldes zerstört. Das ist ein Rekord – und entspricht einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie der Kanton Zürich. Wissenschaftler warnen in einer neuen Studie, der Wald könnte bald einen Kipppunkt erreichen, bei dem sich das Absterben der Bäume verselbstständigt. Für das Weltklima wäre das eine Katastrophe. (Hier der Artikel der Sonntagszeitung: Zum Artikel)
Wenige Tage vor dem ersten Finanzierungs-Deal schwächte die UBS die konzerneigenen Nachhaltigkeitsrichtlinien ab, mutmaßlich weil diese das Geschäft sonst nicht erlaubt hätten. Das Beispiel zeigt leider einmal mehr, dass «freiwillige» Regeln, wie sie von der Konzernlobby unablässig propagiert werden, nichts bringen und es endlich – auch in der Schweiz – ein griffiges Konzernverantwortungsgesetz braucht.
Hier geht es zur Petition für Konzernverantwortung: www.konzernverantwortung.ch/petition/
Koalition für Konzernverantwortung
Die Konzernverantwortungsinitiative wurde 2015 von einer Koalition aus Menschenrechts- und Umweltorganisationen sowie Hilfswerken lanciert. Der Initiativtext verlangte, dass Konzerne mit Sitz in der Schweiz für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung gerade stehen müssen.
Über die Konzernverantwortungsinitiative wurde am 29. November 2020 abgestimmt. 50.7 Prozent der Stimmberechtigten sagten JA, doch die Initiative scheiterte am Ständemehr.
Die Koalition hinter der Initiative hat entschieden, dass sie sich auch nach der Abstimmung weiterhin dafür einsetzen will, dass Konzerne dafür geradestehen müssen, wenn sie Flüsse vergiften oder ganze Landstriche zerstören.