Verbände fordern faire Handelsbeziehungen

Verbände fordern faire Handelsbeziehungen
Grafik: Forum Fairer Handel

Verbände fordern fairen Handel

Der 9. Mai ist Internationaler Tag des Fairen Handels (World Fair Trade Day), auf deutsch: Weltladentag.Die Weltläden nutzen den Aktionstag, um auf die Notwendigkeit eines Lieferkettengesetzes aufmerksam zu machen. Dazu rufen das Forum Fairer Handel und der Weltladen-Dachverband auf. Sie reagieren damit auch auf Forderungen von Wirtschaftsverbänden, das Lieferkettengesetz wegen der Corona-Krise von der politischen Agenda zu streichen.

„Hingegen sagen wir“, erklärt Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des Forum Fairer Handel: „Jetzt erst recht! Die drastischen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Menschen am Anfang globaler Lieferketten bestätigen die Dringlichkeit dieses Gesetzes“. Ein Lieferkettengesetz müsse alle Unternehmen dazu verpflichten, „Menschenrechte und Umweltstandards entlang globaler Lieferketten einzuhalten“, fordert dazu auch Anna Hirt als Kampagnenreferentin des Weltladen-Dachverbandes.

Fairer Handel auch in der Krise solidarisch

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Menschen entlang der Lieferketten seien, so die Verbände, schon jetzt dramatisch. Aufgrund von Ausgangsbeschränkungen, Einkommenseinbußen und fehlender finanzieller Absicherung litten die Produzentinnen und Produzenten am Anfang vieler Lieferketten ganz besonders.

Angesichts der gesunkenen Nachfrage nach Textilprodukten nutzen eine Reihe von Marken und Einzelhändlern ihre Macht gegenüber Lieferanten in der Bekleidungsindustrie aus, indem sie Warenbestellungen stornieren – auch solche, die sich bereits in Produktion befinden -, Zahlungsfristen verzögern oder Rabatte fordern. „In Folge dessen berichten Partnerorganisationen aus dem Globalen Süden von Fabrikschließungen und fehlenden Lohnfortzahlungen oder Einschränkungen von Gewerkschaften in der asiatischen Textilbranche“, schreiben die Verbände des Fairen Handels.

Die Folgen: Menschen, die ohnehin unter prekären Bedingungen leben und arbeiten, stehen plötzlich vor dem Nichts. „Wir erwarten von allen Unternehmen, dass sie ausbeuterische Arbeitsbedingungen entlang ihrer Lieferkette nicht einfach hinnehmen. Sie sollten sich mit den menschenrechtlichen Risiken ihrer Geschäfte beschäftigen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten effektive Gegenmaßnahmen ergreifen“, so Anna Hirt vom Weltladen-Dachverband. „Ein effektives Lieferkettengesetz würde Unternehmen, die dies nicht tun, zudem haftbar machen und Betroffenen ein Klagerecht einräumen“, ergänzt Andrea Fütterer.

Die Krise für den Aufbau resilienter Lieferketten nutzen 

Auch die Fair-Handels-Akteure spüren die Auswirkungen der Corona-Krise bereits deutlich: Viele Weltläden mussten vorübergehend schließen oder ihre Öffnungszeiten einschränken. Die fehlenden Einkäufe der Weltläden und die teilweise zusammenbrechenden Lieferketten sind große Herausforderungen für die Fair-Handels-Unternehmen.

„In einer solchen Krisensituation zeigt sich besonders, dass im Fairen Handel Solidarität vor Profit steht. Die Fair-Handels-Unternehmen unterstützen ihre Handelspartner bestmöglich, zum Beispiel, indem sie gemeinsam nach Lösungen suchen und Vorfinanzierungen ausweiten“, erklärt Anna Hirt.

Die vielfältigen Folgen der Corona-Pandemie, betonen die Verbände, legten die Fehlentwicklungen im globalen Wirtschaftssystem offen: Die intransparenten Lieferketten, die sich auf der Suche nach billigen Produkten um den Globus gebildet haben, sind nicht krisenfest und weder sozial noch ökologisch nachhaltig.

Fairer Handel darf nicht länger die Ausnahme sein

„Seit 50 Jahren zeigen Fair-Handels-Unternehmen, dass es möglich ist, Menschenrechte entlang globaler Lieferketten zu achten“, erinnert Andrea Fütterer mit Blick auf das fünfzigjährige Bestehen der Bewegung in Deutschland. Doch in einem globalen Wirtschaftssystem, in dem viele Unternehmen durch die Missachtung von Menschenrechten und Umweltstandards Wettbewerbsvorteile genießen, stoßen Fair-Handels-Akteure an ihre Grenzen. „Es ist an der Zeit, einheitliche Regeln für alle Unternehmen festzuschreiben. Unternehmen, die Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden entlang ihrer Lieferkette billigend in Kauf nehmen, müssen endlich dafür haften“, fordert Anna Hirt.

red

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