Während Corona schmolzen Gletscher langsamer

Während Corona schmolzen Gletscher langsamer
Foto: Squirrel Photos/Pixabay CC/PublicDomain

Während Corona schmolzen Gletscher langsamer

ingenieur.de: Die Corona-Pandemie und die Himalaya-Gletscher haben auf den ersten Blick keine Berührungspunkte. Doch es gibt sie: Während der Pandemie sind die Gletscher weniger schnell geschmolzen. Grund: Weniger Luftverschmutzung.

Die Reduzierung der Luftverschmutzung auf das Niveau der Corona-Pandemie könnte dazu beitragen, die Himalaya-Gletscher zu erhalten und ihr Verschwinden bis zum Jahrhundertende zu verhindern. Dies ergab eine Studie eines internationalen Forscherteams, die sich auf die Lockdown-Phase 2020 während COVID-19 bezog. Während dieser Zeit führte die sauberere Luft dazu, dass weniger Rußpartikel auf den Gletschern landeten. Dies reduzierte das tägliche Schmelzen des Schnees um 0,5 bis 1,5 mm.

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Gletscherschmelze bedroht Wasserversorgung

Die Gletscherschmelze und der Verlust der Schneedecke bedrohen schon jetzt die Wasserversorgung von Milliarden Menschen in Asien, insbesondere in Regionen entlang der Flüsse Indus, Ganges und Jangtsekiang. Eine Reduktion der Emissionen von Luftschadstoffen wie Ruß auf das Niveau der Lockdowns könnte die Schneeschmelze um bis zu 50% vermindern.

Ein Wechsel zu sauberer Energie und weniger emissionsintensiven Verkehrsmitteln würde somit erheblich zur Sicherung der Wasserversorgung, zur Unterstützung der Landwirtschaft und zum Schutz der Ökosysteme in großen Teilen Asiens beitragen. Dies geht aus einer Studie hervor, die im Fachjournal „Atmospheric Chemistry and Physics“ veröffentlicht wurde.

Größte schneebedeckte Region außerhalb der Pole

Das Hochgebirge des Hindukusch-Himalayas und das tibetische Hochland in Zentralasien bilden die größte Region mit Schneedecke außerhalb der Polargebiete. Die Gletscherschmelze in dieser Region versorgt Flüsse in Indien und China, die wiederum essentiell für Landwirtschaft, Energieerzeugung und die Volkswirtschaften dieser Länder sind. Besonders im Frühjahr trägt die Schmelze der Himalaya-Gletscher zur Hälfte des jährlichen Süßwasserbedarfs von etwa 4 Milliarden Menschen in Süd- und Ostasien bei.

Diese Wasserressourcen sind jedoch bedroht: Die globale Erwärmung hat seit der Kleinen Eiszeit im Mittelalter bereits etwa 40 Prozent der Gletscherfläche des Himalayas reduziert. Abgesehen von einigen Gletschern im Karakorum hat sich auch die Schneemenge in den letzten 30 Jahren erheblich verringert. Prognosen unter extremen Klimaszenarien lassen vermuten, dass die Gletscher im Himalaya bis Ende des 21. Jahrhunderts vollständig schmelzen könnten. Diese Entwicklung stellt eine ernste Bedrohung für die Wasserversorgung von Milliarden Menschen dar.

Gletscherschmelze hat verschiedene Ursachen

Der Rückgang der Gletscherdicke ist hauptsächlich auf den Klimawandel zurückzuführen, der sich durch steigende Lufttemperaturen und veränderte Niederschlagsmuster auszeichnet. Diese langfristigen Veränderungen erfordern jahrzehntelange Anstrengungen zur Bekämpfung.

Zusätzlich wirken sich kurzfristige Faktoren wie die Ansammlung lichtabsorbierender Partikel, darunter Staub und Ruß (schwarzer Kohlenstoff, BC), auf die Gletscherschmelze aus. Frühere Studien haben gezeigt, dass Ruß die Schmelze des Gletscherschnees stärker antreibt als Treibhausgase in der Atmosphäre. In Südasien, einer dicht besiedelten Region mit steigendem Energiebedarf, haben die Emissionen von Treibhausgasen und Rußpartikeln in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Dies führt zu einer verstärkten Verdunkelung der Gletscher und beschleunigt deren Schmelze.

Luftverschmutzung ging während Corona deutlich zurück

Die Lockdown-Maßnahmen während der Corona-Pandemie führten 2020 zu einem signifikanten Rückgang im Personen- und Gütertransport im Himalaya-Gebiet. Dies hatte auch einen deutlichen Rückgang der Industrieemissionen und des Energieverbrauchs zur Folge. Infolgedessen sank die Luftverschmutzung durch Treibhausgase und insbesondere Rußpartikel erheblich.

Satellitendaten zeigten während des Lockdowns in Asien zwischen März und Mai 2020 einen saubereren Schnee, der um fast ein Drittel weniger lichtabsorbierende Partikel enthielt. Dies resultierte in einer Verringerung der Schneeschmelze im westlichen Himalaya um 25 bis 70 mm – im Vergleich zum 20-jährigen Durchschnitt für diese Monate. Die reduzierte Schneeabsorption und veränderte Oberflächenalbedo bewirkten, dass etwa 7 Kubikkilometer Schmelzwasser im Indus-Einzugsgebiet zurückgehalten wurden.

So wurde die geringere Luftverschmutzung analysiert

Um die Analyse der Auswirkungen reduzierter Luftverschmutzung über den Hochgebirgen Zentralasiens während der COVID-19-Lockdowns von März bis Mai 2020 zu untersuchen, setzte ein internationales Forschungsteam aus Indien, Deutschland und Großbritannien globale Simulationen ein. Hierfür verwendeten sie das aktualisierte Chemie-Klima-Modell ECHAM6-HAMMOZ, angereichert mit einer fortschrittlichen Ruß-Schnee-Parametrisierung… weiterlesen

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