Wie Straßenverkehr sicherer werden kann

Wie Straßenverkehr sicherer werden kann
Foto: Pexels/Pixabay CC/PublicDomain

Wie Straßenverkehr sicherer werden kann

taz.de: Auf deutschen Straßen unterwegs zu sein ist verdammt gefährlich. Unsere Autorinnen zeigen Ideen auf, wie wir weniger unter die Räder kommen.

Achtung, Auto!, so schallt es aus den kleinen Ansteckern, die zwei Kinder in einem Comic des Bundesverkehrsministeriums tragen. Mit der Illustration bewirbt das Ministerium auf X den Gewinner eines Hochschulwettbewerbs um „innovative Lösungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz“. EduPin heißt das Produkt. Es ist ein Button für die Kleidung, der Kinder in Echtzeit vor potenziellen Gefahren im Straßenverkehr warnen soll.

Eine 41-jährige Frau und ihr 4-jähriges Kind sind seit zwei Wochen tot. Ein 83-jähriger Mann hat sie in Berlin-Mitte angefahren. Laut Polizei fuhr der Fahrer viel zu schnell und vor allem falsch, wollte auf einem Radweg neben der Straße einen Stau überholen. Er verletzte dabei auch noch weitere Personen, teilweise schwer.Das wahnwitzige Missachten von Verkehrsregeln zum eigenen Vorteil macht den Fall außergewöhnlich. Menschen sind gestorben, weil ein Mann nicht im Stau stehen wollte. Todesfälle im Straßenverkehr sind aber auch sonst gar nicht so selten: Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 2.830 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen, hat das Statistische Bundesamt vor Kurzem bekannt gegeben. Zwar gab es 1970 noch etwa 21.000 Verkehrstote und 1998 knapp 8.000. Aber dieser langfristige Abwärtstrend hat vor allem mit Einführungen wie Gurtpflicht und Airbags zu tun, die verhindern, dass Autofahrende sich selbst und andere Autofahrer im Verkehr töten. Autos werden sicherer, aber Radfahrende und Fuß­gän­ge­r:in­nen verunglücken immer noch zu viele. Achtung, Auto.

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Das Gerät, das Studierende der TU München entwickelt haben, ist sicher irgendwie nützlich. Es soll zum Beispiel Kindern auch Verkehrsregeln spielerisch beibringen. Warum nicht. Aber von dem Ministerium, das jegliche auch noch so sanfte Einschränkung für Au­to­fah­re­r:in­nen verhindert, als „innovative Lösung“ angepriesen?

Es ist wie das Pfefferspray, das man Frauen in die Hand drückt, um sich gegen in der Regel männliche Angreifer zu wehren. Vielleicht im Ernstfall hilfreich. Aber der Missstand ist natürlich nicht behoben, wenn auch die letzte weiblich gelesene Person ein Selbstverteidigungs-Ass ist. Der Fehler liegt schon darin, dass die Vorsicht überhaupt nötig ist – und dass die Verantwortung bei den potenziellen Opfern einer Tat landet.

Fahrbahnen deutlich trennen

In eine ähnliche Richtung gehen auch Vorschläge, die Städte mit Pollern zu füllen, die Straßen physisch von Radwegen und Bürgersteigen trennen. Temporär hilft das vielleicht, hätte Mutter und Kind zum Beispiel im aktuellen Fall wahrscheinlich geschützt. Poller sind schnell zu bauen, eigentlich ganz praktisch. Bestimmt kann man auch Design-Wettbewerbe veranstalten, um die Pfosten interessant und hübsch zu gestalten und ihre eigentlich banale Botschaft zu übertönen: Wir schaffen es nicht, unsere Straßen von vornherein sicher zu machen.

Wo bleibt der EduPin, der an Volker Wissings Revers „Achtung, Auto!“ schreit, wenn der Verkehrsminister an seinem Schreibtisch sitzt? Die Künstliche Intelligenz könnte schnell ein Bild von neuen Straßen, darauf stattfindenden Staus und Auffahrunfällen generieren, wenn der FDP-Politiker die Modernisierung des Bundesverkehrswegeplans mal wieder ablehnt. Der Anstecker könnte auch gleich spielerisch die passende Verkehrsregel vermitteln: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.

Als nächstes könnte der EduPin für Ver­kehrs­mi­nis­te­r*in­nen Bilder von Menschen erschaffen, die vor Hitze vergehen. Oder von Leuten, die vor ihren von den Wassermassen einer Überschwemmung zerstörten Häusern stehen und um ihr Hab und Gut weinen. Von verdorrten und verbrannten Wäldern. Autos, nach wie vor in der Regel mit Benzin und Diesel betrieben, sind der treibende Faktor hinter der fatalen Klimabilanz des Verkehrswesens.

Das hat auch die Klimabilanz für das vergangene Jahr wieder gezeigt, die das Umweltbundesamt gerade vorgestellt hat. Der Pkw-Verkehr hat 2023 sogar weiter zugenommen. Und das Verkehrswesen hat die zulässigen CO2-Grenzwerte gesprengt. Während etwa die Stromgewinnung klimafreundlicher wird, geht es bei der Mobilität nicht voran.

Klimaschutz und Verkehrssicherheit

Das Schöne ist: Oft passen Klimaschutz und Verkehrssicherheit gut zusammen. Was das eine verbessert, ist auch gut für das jeweils andere. Achtung, Auto. Aber eigentlich brauchen wir dafür nicht einmal neues KI-Spielzeug. Oder?

Hier sechs Ideen, wie unsere Straßen sicherer werden könnten:

1. Weniger Parkplätze
2. Fahrtests einführen
3. Fahrräder in die erste Reihe
4. Die KI steuern lassen
5. Anti-Sturz-Gummis6. Langsamer Auto fahren

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