Zahl einst fast ausgerotteter Wildtiere nimmt zu

Zahl einst fast ausgerotteter Wildtiere nimmt zu
Wisent Foto: WWF

Zahl einst fast ausgerotteter Wildtiere nimmt zu

welt.de: Über Jahrtausende wurde in Europa Jagd auf Tiere gemacht, bis viele Arten verschwunden waren. Doch nun häufen sich die guten Nachrichten: Zahlreiche Arten sind zurückgekehrt, manche vermehrten sich gar um 16.000 Prozent.

Seeadler kamen und Geier, Biber, Bisons und Wölfe, sogar Braunbären: Tiere, die in freier Natur in Europa fast ausgerottet waren, sind zurück. „Wildtier-Populationen können sich erholen und Koexistenz mit Menschen ist möglich“, jubelte die Zoologische Gesellschaft London anlässlich ihres Wildlife-Comeback-Reports.

Die Zahl vieler Wildtiere habe rasant zugenommen, heißt es in dem Bericht. „Von einer spektakulären Rückkehr nach Europa“, sprechen die Forscher. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren einige charakteristische Säugetiere fast oder ganz ausgestorben auf dem Kontinent. In den vergangenen Jahrzehnten kehrten sie zurück.

Der Biber beispielsweise, einst gejagt wegen seines Pelzes und nahezu verschwunden, habe sich fast ganz Europa zurückerobert und dank Schutzprogrammen und Auswilderung seit 1960 um mehr als 16.000 Prozent vermehrt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren nur noch ein paar tausend Biber in Europa übrig, mittlerweile sind es wieder mehr als 1,2 Millionen.

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Oder der Europäische Bison,auch Wisent genannt: Archäologische Funde deuten darauf hin, dass er sich nach der Eiszeit vom Kaukasus bis nach Frankreich ausbreitete und hier den Steppenbison ablöste. Zum Verhängnis wurde diesen Rindern allerdings, dass man sie wegen ihrer Größe als Beutetiere begehrte.

Über die Jahrtausende ging der Bestand der Wisente zurück, bis die Pflanzenfresser fast ausgestorben waren. 1755 wurde der letzte Wisent in Ostpreußen erlegt, mit Abschuss der letzten Exemplare im Kaukasus war der Europäische Bison 1927 schließlich aus der freien Wildbahn verschwunden und nur noch in Zoos zu finden.

Beeindruckende Comebacks

In den 1930er-Jahren veröffentlichten Naturschützer die erste Ausgabe des „Bison Pedigree Book“, ein Register, das Abstammung und genetische Informationen der Wisente dokumentierte, das Maßnahmen zum Schutz einleitete – ausgehend von nur gut einem Dutzend. Seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erlebt der Europäische Bison ein beeindruckendes Comeback: Ende 2022 zählten Forscher mehr als 10.000 Exemplare in Europa.

Auch andere Wildtiere kamen zurück: Die Dachspopulation schaffte eine Verdopplung, die Zahlen von Ottern und Rotwild vervierfachten sich, der Bestand der Kegelrobbe legte seit 1978 mehr als 6000 Prozent zu.

Manche Bestände haben sich noch nicht wieder erholt, die des Polarfuchses etwa. Wegen seines Fells hatten es Menschen auf das schneeweiße Raubtier abgesehen. Die Art gilt weiterhin als stark bedroht, in kleinen Populationen streift sie jedoch durch abgelegene Gefilde in Finnland und Schweden.

Der Europäische Nerz und der Atlantische Nordkaper, ein im nördlichen Atlantik verbreiteter Glattwal, gehören ebenfalls zu den bedrohten Säugetierarten Europas. Von der Mittelmeer-Mönchsrobbe scheinen nur noch ein paar Hundert Exemplare in drei oder vier isolierten Populationen übrig zu sein. Ausgestorben seit Anfang des 17. Jahrhunderts ist der Auerochse, ein ehemals weitverbreitetes Wildrind, gefolgt vom Sardischen Pfeifhase, der auf Mittelmeer-Inseln lebte.

Die Population des Iberischen Luchs schrumpfte bis vor elf Jahren. Nun gibt es gute Nachrichten: Dieser Luchs ist in Spanien und Portugal wieder so gut vertreten, dass die Weltnaturschutzunion ihn von der Roten Liste der besonders vom Aussterben bedrohten Tiere nehmen konnte. Mittlerweile leben mehr Exemplare auf dem Kontinent als 1987. Sorgen bereitet aber der Bestand des Eurasischen Luchses in Frankreich.

Wie ist die Rückkehr der Wildtiere zu erklären? Im Wesentlichen schützen sie Jagdbeschränkungen. Europa hat Jagdquoten und Verbote ausgesprochen und schickt Patrouillen los, die illegale Wilderer aufspüren sollen. Die meisten Säugetiere stehen unter Schutz mit strengen Vorschriften wie der EU-Habitat- und Artenrichtlinie.

Konflikte auf dem Land

Zudem können sich Tiere besser ausbreiten, weil Lebensräume geschützt werden. Moderne Landwirtschaft kommt wegen höherer Produktivität mit weniger Fläche aus, sodass Lebewesen Areale zurückerobern konnten. Und auch die Verstädterung wirkt positiv, weil sie menschliche Aktivitäten an einzelnen Orten konzentriert.

Die Rückkehr sorgt nicht in jedem Fall für Begeisterung. Stadtbewohner befürworten sie zwar, doch auf dem Land bringt die Vermehrung der Wölfe Konflikte mit sich, weil sie Nutztiere wie Schafe und Ziegen reißen. Anwohner sorgen sich vor Angriffen auf Menschen und Hunde. Und auch die Ausbreitung oder Auswilderung von Braunbären in Skandinavien und in Südeuropa begrüßen nicht alle, weil diese immer wieder Menschen angreifen – und tötenweiterlesen

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