Zwei Drittel der Bäume mit Pestiziden belastet

Zwei Drittel der Bäume mit Pestiziden belastet
Foto: Sibusky/Pixabay CC/PublicDomain

Zwei Drittel der Bäume mit Pestiziden belastet

Der Weihnachtsbaum ist für viele Menschen unverzichtbar. Oft steht er schon vor dem 24. Dezember im Wohnzimmer. Aber wie ist der Baum die letzten Jahre gewachsen? Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Weihnachtsbäume von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von Pestiziden untersuchen lassen. Ergebnis: Bei 14 von insgesamt 19 getesteten Bäumen wurde das Labor fündig.

Insgesamt wurden 15 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. Die Bäume wurden in Berlin, Bayern, Bremen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Sachsen gekauft.

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Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin: „Viele Menschen wollen sich mit einem Baum zu Weihnachten ein Stück unbelastete Natur ins Haus holen. Doch unser Test zeigt: Beim Anbau von Weihnachtsbäumen auf Plantagen werden in großem Umfang Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt und ganz offenbar auch Wirkstoffe ohne Zulassung. Drei Jahre nach unserem letzten Test zeigt sich leider keine Veränderung hin zu mehr Biodiversitäts- und Umweltschutz.“

Vier Nordmanntannen enthielten Pestizide, die in der EU generell oder für den Weihnachtsbaumanbau gar keine Zulassung haben. Solche Bäume dürften nicht verkauft werden. Dieser illegalen Praxis müssen die Behörden jetzt nachgehen, der BUND wird die zuständigen Pflanzenschutzdienste in Bayern, Berlin, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz informieren und Aufklärung einfordern. 

Pestizide auf Plantagen großes Problem für Artenvielfalt

Hölzel: „Weihnachtsbäume landen oftmals nach wenigen Tagen schon wieder vor den Haustüren und im Müll. Die Gifte, die beim Aufwuchs eingesetzt werden, bleiben jedoch viel länger in der Umwelt zurück und sind ein großes Problem für die Artenvielfalt. Sie gelangen in Böden, Luft und Gewässer. Sie töten und schädigen Nützlinge. Sechs der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen, Vögel, Regenwürmer, Fische oder Wasserorganismen. Das gerade wieder in der EU zugelassene Totalherbizid Glyphosat hat weitrechende, negative Auswirkung auf die Ökosysteme, weil es in großem Stil Futterpflanzen für Insekten vernichtet. In fünf Weihnachtsbäumen wurde Glyphosat im BUND-Test nachgewiesen.“

Der BUND empfiehlt Verbraucherinnen und Verbrauchern den Kauf von Bio-Weihnachtsbäumen. Auf diesen Plantagen werden keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt. Die nicht chemischen Alternativen sind bekannt und werden dort genutzt: Organischer Dünger und größere Baumabstände können den Einsatz von Fungiziden senken. Mit Landschaftselementen wie Blühstreifen, Hecken oder Steinhaufen werden Nützlinge angelockt, die Schädlinge im Griff halten. Und statt Glyphosat oder andere gefährliche Herbizide einzusetzen, kann gemäht werden. Auch eine Beweidung mit Schafen ist möglich. Zu empfehlen sind ebenfalls Bäume aus ökologischer Waldwirtschaft, zu erkennen am FSC-Siegel. 

Diese ökologischen Alternativen gibt’s zum Weihnachtrsbaum

Viele Menschen fragen sich, ob es überhaupt ein echter Baum sein muss. Ökologischere Alternativen sind zum Beispiel Zweige von Nadelbäumen, Holzgestelle oder sonstige kreative Objekte aus Naturmaterialien, die geschmückt werden können. Auch beim Weihnachtsbaumschmuck empfiehlt der BUND Naturmaterialien wie Holz, Stroh, Papier, bemalten Salzteig, Filz oder Wolle. Der Plastikweihnachtsbaum ist keine Alternative. Er besteht aus fossilen Rohstoffen und enthält oft schädliche Chemikalien wie Weichmacher und hat in der Regel lange Transportwege hinter sich. 

Hölzel: “Unser Weihnachtsbaumtest zeigt es erneut. Ohne gesetzliche Vorgaben und Kontrollen ist ein Wandel beim Pestizideinsatz nicht zu erreichen. Der BUND fordert die Bundesregierung auf, zügig ein nationales Reduktionsprogramm für Pestizide vorzulegen. Für das gerade von der EU wiederzugelassene Glyphosat müssen in den nächsten sechs Monaten strenge nationale Anwendungsberschränkungen erlassen werden. Die Landwirt*innen müssen bei der Anwendung von nicht-chemischen Alternativen unterstützt werden.”

pm

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