6 von 9 planetare Grenzen bereits überschritten

6 von 9 planetare Grenzen bereits überschritten
Foto: Pixabay CC/PublicDomain/pico4D

6 von 9 planetare Grenzen bereits überschritten

tagesschau.de: Weniger Artenvielfalt, zu viele Chemikalien und Kunststoffe, zu intensive Abholzung: Sechs von neun planetaren Grenzen sind Forschern zufolge bereits überschritten. Die Widerstandskraft der Erde schwinde.

Die Menschheit hat sich seit der letzten Eiszeit in einem stabilen und sicheren Umfeld entwickelt. Doch das ändert sich gerade. Zum ersten Mal hat eine Gruppe von 29 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Belastungsgrenzen dieses sicheren Handlungsraumes quantitativ gefasst, alle planetaren Grenzen sind damit vollständig beschrieben. Sie postulieren neun Dimensionen und stellen fest: Sechs davon sind bereits überschritten.

„Fitnesswert“ der Erde

Das Ergebnis ist im Fachblatt „Science Advances“ zu lesen. „Wir wissen nicht, wie lange wir entscheidende Grenzen derart überschreiten können, bevor die Auswirkungen zu unumkehrbaren Veränderungen und Schäden führen“, sagt Johan Rockström, Mit-Autor der Studie und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

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Das Konzept der planetaren Grenzen ist 2009 entstanden. Es soll einen sicheren Handlungsraum für die Menschheit abstecken. Werden die Grenzen überschritten, sei die Stabilität der Ökosysteme auf der Erde gefährdet, so die Forschenden.

Katherine Richardson von der Universität Kopenhagen, die Hauptautorin, vergleicht das Konzept mit den Fitnesswerten von Menschen. Ein Blutdruck von über 120/80 bedeute zwar nicht, dass ein sofortiger Herzinfarkt drohe – aber er je höher er steigt, desto höher auch das Risiko.

Artenvielfalt

Bislang haben natürliche Kräfte die Entwicklung der Erde beeinflusst. Die Menschheit ist als ein bestimmender Faktor hinzugekommen. Die massivste Grenzübersteigung sieht die Studie bei der Artenvielfalt. Sie sei die Rückversicherung des Systems, die Fähigkeit, Störungen auszugleichen. Besonders hier bewege sich die Menschheit mit hohem Risiko voran. Aber auch bei der Belastung durch Düngemittel, Klimagase, Kunststoffe und Radioaktivität seien die Grenzen überschritten – sowie bei der Abholzung und bei der Wassernutzung.

Verbesserte Datenbasis

Bereits zweimal hat die Gruppe ähnliche Berechnungen angestellt – 2009 und 2015. Mittlerweile liegen mehr Daten und Studien vor. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschreiben die Situation vor der Industrialisierung als das stabile System, das die Entwicklung der Menschheit möglich gemacht hat. Sie vergleichen es mit dem Heute und schreiben die Entwicklung in die Zukunft fort. Die Definition der Grenzen, die diesem Konzept zugrunde liegen, ist schwierig und nicht unumstritten.

Grenzen der Erdsysteme

In der Studie werden die Grenzen etwa so gezogen: 280 ppm CO2 gelten als der vorindustrielle Wert. 350 ppm, das entspricht mittelfristig etwa einem Grad Temperaturerhöhung, werden als erste Grenze definiert. Danach beginnt eine Zone wachsender Risiken, die ab 450 ppm – was etwa einem Temperaturanstieg um zwei Grad entspricht – als Hochrisiko-Bereich bewertet werden.

Ähnliche Messlatten gibt es für andere Systeme. Bei den Veränderungen der Landnutzung etwa werden die Waldteile verschiedener Klimazonen betrachtet, beim Eintrag von Nährstoffen die Menge an Phosphat und Stickstoff, die in die Meere eingetragen werden.

Grenze bei Chemikalien

Schwieriger ist es für die Forschenden, Grenzen für den Eintrag von menschengemachten Stoffen festzulegen. Kunststoffe, Chemikalien, aber auch radioaktive Teilchen gehören dazu. Sie definieren einen sicheren Zustand a

ls den, in dem solche Stoffe ausschließlich nach einer intensiven Risikobewertung und mit lückenloser Überwachung eingesetzt werden. Sie verweisen aber darauf, dass selbst die nach dem EU-Reach-System registrierten Chemikalien zu 80 Prozent ohne Sicherheitsüberprüfung in den Markt gelangt sind. Sie schließen daraus, dass hier Grenzen in jedem Fall überschritten werden… weiterlesen

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