Auto-Abgastest verschleiern wahre Gefahren

Auto-Abgastest verschleiern wahre Gefahren
Giftiger Cocktail statt saubere Luft zum Atmen: Forschende des Münchner Helmholtz-Zentrums und der Universität Rostock entdeckten, dass Abgase aus den Partikelfiltern von Benzinmotoren, die eigentlich die primären Partikelemissionen drastisch reduzieren sollen, in Wahrheit unter Sonnenlichteinfluss „photochemisch altert“ – und dadurch “wesentlich giftiger“ wird. Das beschreiben sie in einer jetzt publizierten Studie.
Darüber berichtet jetzt auch der Informationsdienst der Wissenschaft (idw).
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Emissionen können Erbgut schädigen
Diese „gealterten“ Emissionen schädigen das menschliche Erbgut, schreiben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Es kommt zu Schäden an der DNA und oxidativem Stress sowohl in krebsartigen Alveolarzellen als auch in normalen Bronchialepithelzellen führen kann. „Diese Toxizität wurde nicht nur mit neu gebildeten Partikeln in Verbindung gebracht, die als sekundäre organische und anorganische Aerosole (SOA und SIA) bezeichnet werden, sondern auch mit sauerstoffhaltigen flüchtigen Verbindungen wie Carbonylen, die während ihres Aufenthalts in der Atmosphäre entstehen“ schreiben die Forschenden.
Daher regen die Wissenschaftler eine Überarbeitung der Luftqualitätsnormen an. Statt sich wie bislang in erster Linie auf die direkt nach der Verbrennung gemessenen Emissionen zu konzentrieren, müsse vielmehr auch die Interaktion der entstehenden Stoffe mit Licht in die Gefahrenbewertung eingerechnet werden. „Es besteht eine klare Diskrepanz zwischen der Art und Weise, wie wir die Emissionen von Fahrzeugen im Labor testen, und dem Verhalten dieser Emissionen in der realen Welt“, sagt Mitautor Dr. Hendryk Czech von der Helmholtz-Gemeinschaft München und der Universität Rostock. „Wenn wir ignorieren, was mit den Abgasen passiert, nachdem sie in die Atmosphäre gelangt sind, laufen wir Gefahr, die wahren gesundheitlichen Auswirkungen der verkehrsbedingten Luftverschmutzung zu unterschätzen.“
Neue Vorschriften zur sauberen Luft erforderlich
Beteiligt an der multidisziplinären Studie waren Biologen, Aerosolphysikern und Chemiker. Alle interessierte die Wirkung ungesunder Luft auf Menschen. Denn: Luftverschmutzung ist nach wie vor ein großes globales Gesundheitsproblem, das für erhöhte Raten von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und vorzeitigen Tod verantwortlich ist. „Die Entdeckung, dass die gefilterten Emissionen selbst der saubersten Benzinautos giftig sein können, sobald sie sich in der Luft befinden, legt nahe, dass künftige Vorschriften sowohl für primäre als auch für sekundäre Schadstoffe entwickelt werden müssen“, heißt es im idw-Bericht über die Forschung.
Die Forschenden liefern mit ihren neuen Erkenntnissen eine Botschaft: Die Regulierung von Auspuffemissionen reicht nicht mehr aus. „Um die öffentliche Gesundheit wirklich zu schützen, müssen die Emissionsnormen auch berücksichtigen, wie sich die Abgase entwickeln – und giftiger werden – sobald sie in die Atmosphäre gelangen“, fasst idw zusammen.
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