EU-Energiewende hängt an Kiews Bodenschätzen

EU-Energiewende hängt an Kiews Bodenschätzen
telepolis.de: Mangan, Titan, Lithium: Die Ukraine verfügt über wertvolle Rohstoffe für Europas Zukunftstechnologien – doch der Krieg bremst noch den Abbau.
Mitten im Krieg rücken die Bodenschätze der Ukraine immer mehr in den Fokus des Interesses. Die USA begehren sie unverhohlen und die Regierung von Donald Trump versucht, sich über ein Rohstoffabkommen exklusiven Zugriff zu sichern.
Die Europäische Union könnte das Nachsehen haben, wenn das Rohstoffabkommen zwischen den USA und der Ukraine zustande kommt. Aber auch die Deutschen und die Europäer haben ein gesteigertes Interesse an den Bodenschätzen.
Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung hatte vor Monaten bereits ein entsprechendes Papier veröffentlicht. Jetzt hat auch der Thinktank EconPol Europe eine Analyse vorgelegt. Demnach verfügt das von Russland überfallene Land über Reserven für zwei Drittel der 34 Rohstoffe, die von der EU als kritisch eingestuft werden. Trotz des geologischen Reichtums sei die Förderung in der Ukraine bisher begrenzt.
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Damit die Ukraine mittelfristig ein zentraler Partner für die europäischen Lieferketten werden könne, benötige es mehr als Bergbau, schreibt Studienautorin Isabella Gourevich, die auch für das Münchner ifo-Institut tätig ist. Es müssten auch Investitionen in die Verarbeitung und Raffinierung dieser Rohstoffe folgen – in der Ukraine selbst oder in Zusammenarbeit mit EU-Ländern.
Mangan, Titan, Lithium: Schlüsselrohstoffe für Energiewende und E-Mobilität
Die Rohstoffreserven der Ukraine sind für zentrale Zukunftsfelder in Europa entscheidend. Besonders wichtig sind laut Studie Mangan, Titan und Grafit sowie Lithium, Kobalt, Kupfer und Nickel. Sie werden unter anderem für die Energiewende, die Elektromobilität und digitale Technologien benötigt.
Einige dieser Bodenschätze bilden die Bestandteile für leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterien, die in Elektroautos und Stromspeichern zum Einsatz kommen. Titan wird aufgrund seiner Leichtigkeit und Stabilität in der Luft- und Raumfahrt verwendet. Und Mangan ist ein unverzichtbarer Rohstoff für die Stahlerzeugung.
Die Ukraine verfügt über beachtliche Vorkommen dieser Rohstoffe. Bei Mangan belegt sie weltweit Platz 4, bei Titan Platz 9. Zudem besitzt sie die größten Lithiumreserven in Europa. Doch bisher konzentrierte sich der Abbau nur auf wenige Materialien.
Kampfhandlungen bremsen Förderung aus
Die anhaltenden Kampfhandlungen erschweren die Ausbeutung der Rohstoffvorkommen. So ist der Anteil der Ukraine an der weltweiten Titanproduktion seit Beginn des Krieges 2022 von sieben auf nur noch zwei Prozent gefallen.
Um die Abhängigkeit von einzelnen, politisch instabilen Lieferländern zu verringern, hat die EU bereits 2021 eine strategische Rohstoff-Partnerschaft mit der Ukraine geschlossen. Denn bisher dominiert China die Verarbeitung vieler kritischer Rohstoffe mit Marktanteilen von teils über 70 Prozent.
Forscher mahnen Investitionen an
Doch der Weg zu einer stabilen Versorgung ist noch weit. EconPol empfiehlt in dem Papier der EU eine mehrgleisige Strategie: Partnerschaften mit rohstoffreichen und politisch stabilen Ländern vertiefen, heimische Verarbeitungskapazitäten ausbauen sowie Recycling und Substitution vorantreiben…. weiterlesen