In der Arktis drohen im Sommer neue Brände

In der Arktis drohen im Sommer neue Brände
Foto: Copernicus-Press

In der Arktis drohen im Sommer neue Brände

Nach einem ungewöhnlich warmen Frühling stellen sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienstes auf eine intensive Brandsaison in der Arktis ein. Signale von Hitzeanomalien auf Satellitenbildern lassen darauf schließen, dass sich bereits erste Feuer wieder entzündet haben.

Gleich zu Beginn der Brandsaison in der nördlichen Hemisphäre blickt der Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (Copernicus Atmosphere Monitoring Service, CAMS) „mit Sorge zum nördlichen Polarkreis, wo Satelliten erste aktive Feuer entdecken“, schreiben die Experten in einer Pressemeldung. Für CAMS deuteten diese Brände auf die Möglichkeit von „Zombie“-Feuern in der Arktis hin. Diese haben sich nach den Bränden im vergangenen Jahr wieder entzündet.

Die Hypothese müsse jedoch zunächst noch durch Bodenbeobachtungen bestätigt werden. CAMS wird vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) im Auftrag der Europäischen Union implementiert und beobachtet rund um die Uhr die Intensität und Emissionen von Flächenbränden auf der ganzen Welt.

Mit Satellitensensoren Feuer am Polarkreis aufspüren

2019 wüteten nie dagewesene Brände in Regionen der nördlichen Hemisphäre, daher beobachtet CAMS auch in diesem Jahr sehr genau die Aktivitäten im nördlichen Polarkreis mit Hilfe der Daten des Global Fire Assimilation System (GFAS). Es nutzt Satellitensensoren, um tägliche Einschätzungen von Emissionen und Intensität von Bränden zu geben und vergleicht diese mit dem Durchschnitt vergangener Jahre, um eine langfristige Entwicklung feststellen zu können.

Flächenbrandgefahr könne, sagen die Wissenschaftler, durch ungewöhnlich warme und trockene Bedingungen akut steigen. In Europa herrschten bereits Rekordtemperaturen im März und April. Der Copernicus-Klimawandeldienst (Copernicus Climate Change Service, C3S), der ebenfalls vom EZMW implementiert wird, berichtete von deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen im April 2020 im Norden und an den Küsten Grönlands sowie in weiten Teilen Sibiriens.

„Durch die Daten von C3S wissen wir, dass die Regionen nördlich des Polarkreises, die von Bränden 2019 besonders stark betroffen waren, dieses Jahr sehr warmen und trockenen Bedingungen ausgesetzt sind, was ideale Voraussetzungen für die Entstehung und Ausbreitung von Feuern sind“, sagt Mark Parrington, Senior Scientist bei CAMS.

Viel Treibhausgas durch die Brände ausgestoßen

Hinweissignale, dass diese ‘Zombie’-Feuer wieder im Polarkreis ausgebrochen sind, geben Grund zur Sorge. Die Brände letztes Jahr stießen allein im Juni 2019 schätzungsweise 50 Megatonnen Kohlenstoffdioxid aus – etwa die komplette jährliche Emission von Schweden.

„Wir konnten anhand von Satellitenbeobachtungen aktive Feuer entdecken, was ein Hinweis darauf ist, dass diese ‘Zombie’ Feuer sich wieder entzündet haben könnten“, erklärt Mark Parrington. „Das muss jedoch noch durch Messungen am Boden bestätigt werden. Die entdeckten Anomalien sind vor allem in den Regionen zu finden, die auch letztes Jahr gebrannt haben. Falls dem tatsächlich so ist, könnte unter bestimmten natürlichen Bedingungen ein kumulativer Effekt vom letzten Jahr in die diesjährige Brandsaison mit hinübergetragen werden und erneut zu großflächigen und langandauernden Bränden führen.“

CAMS beobachtet Wald- und Flächenbrände auch in anderen Regionen der Welt, wie beispielsweise in den Tropen. Dort ist die Brandsaison vor Kurzem zu Ende gegangen. CAMS zeigt, dass Emissionen in der Region der Karibik, also in Ländern wie Belize, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama und auf der Mexikanischen Halbinsel Yucatan über dem Durchschnitt von 2003-2019 lagen. Entsprechend hoch war ebenfalls die Fire Radiative Power (FRP), in diesen Ländern.

Im Gegensatz dazu stießen Feuer in Südostasien, inklusive Kambodscha, Laos, Malaysia und Myanmar eher durchschnittliche Emissionen aus. In Thailand und Vietnam registrierte CAMS sogar unterdurchschnittliche Feueraktivitäten.

Vorhersage für Brände ist keineswegs einfach

Ein besonders betroffenes Gebiet war Indonesien, die Brände dort waren eines der schlimmsten Vorkommnisse der letzten 20 Jahre. WissenschaftlerInnen von CAMS schätzen die Emissionen der Feuer, die im August 2019 begannen und erst drei Monate später endeten auf mindestens 708 Megatonnen CO2. Trockene Bedingungen und Brände in kohlenstoffreichen Torflandschaften waren die Hauptgründe für die dramatischen Folgen. CAMS Schätzungen zu Folge war die tägliche FRP höher als der Durchschnitt der letzten 16 Jahre. Der entstehende giftige Rauch schadete nicht nur der Bevölkerung, sondern auch den Wäldern und der Tierwelt auf lange Sicht.

„Wir haben die Emissionen und Intensität von Feuern in den Tropenregionen genau beobachtet“, kommentiert Parrington. „Manche Regionen traf es dabei mehr als andere, bei manchen gingen die Aktivitäten zurück. Das zeigt: Obwohl manche Regionen durch wärmere/trockenere Bedingungen einer höheren Brandgefahr ausgesetzt sind, ist die Voraussage von Bränden nicht einfach. Unsere Arbeit bei CAMS beinhaltet die genaue Beobachtung von Emissionen und Intensität, um eine möglichst genaue Repräsentation von Bränden zu bieten, und so ihren langfristigen Einfluss auf unsere Atmosphäre besser zu verstehen. So können sich Entscheidungsträger und Organisationen, die Maßnahmen zur Verhinderung umsetzen, besser informieren.“

PM/cop

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