Nachhaltiges Investment ohne Verzicht auf Rendite?

Nachhaltiges Investment ohne Verzicht auf Rendite?
Foto: Gerd Altmann/Pixabay CC0

Nachhaltiges Investment ohne Verzicht auf Rendite?

Das Interesse an nachhaltigen Investments steigt stetig. So konstatiert Andre Witzel, erfahrener Börsenexperte und Gründer der ersten deutschsprachigen Börsenschule Trading.de, “dass inzwischen schon knapp 70 Prozent der deutschen Anleger bei ihren Investments nachhaltige Kriterien im Blick haben”. Dabei gehen sie davon aus, dass nachhaltige Investments ein sehr großes Zukunftspotenzial mit sich bringen. Was hat es damit auf sich?

Was wird unter einer nachhaltigen Geldanlage verstanden?

Bei nachhaltigen Investments stehen nicht nur ausschließlich die Qualität und der Preis im Fokus. Laut Witzel ist “das Wachstum von nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen vom Ressourcenverbrauch entkoppelt, wodurch deren Wettbewerbsfähigkeit steigt und dauerhafte Kurssteigerungen erwartet werden”. Obendrein legen immer mehr Kunden Wert auf nachhaltige Alternativen beim Konsum. Fragen nach der Herkunft der Rohstoffe, einer Lieferkette ohne Ausbeutung sowie der Umgang mit Abfällen und Recycling gewinnen mehr und mehr an Bedeutung.

Der Experte weist darauf hin, dass auch nachhaltige Anlageobjekte den allgemeinen Börsenregeln folgen. Besonders Neulingen legt er daher ans Herz, nicht unvorbereitet in den Handel mit nachhaltigen Assets einzusteigen. Ansonsten sind unausgewogene Entscheidungen an der Tagesordnung, mit denen sich Anleger schnell die Finger verbrennen können. Auf trading.de plädiert er daher, sich mit einer professionellen Börsenausbildung intensiv auf das Abenteuer “nachhaltige Anlageformen” vorzubereiten.

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Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit

Zukunftsorientierte börsennotierte Unternehmen und Fonds, die sich nachhaltigen Strukturen verpflichtet fühlen, richten sich nicht nur ausschließlich nach ökonomischen Kennzahlen. Sie beziehen bei der Ausgestaltung ihrer Wertschöpfungsketten die ökologische und die soziale Perspektive mit ein und betrachten alle drei Dimensionen als gleichwertig.

Leitfragen zum nachhaltigen Investment

Leider gibt es derzeit noch keine allgemeingültige Definition bezüglich grüner Investments. So agieren etwa 40 Prozent der Ansätze nach selbstbestimmten Exklusionskriterien. So schließen beispielsweise nachhaltige Fonds etwa Unternehmen aus der Tabak-, Rüstungs- und Erdölbranche aus.

Nachhaltiger erscheinen Lösungen, bei denen sich der Investmentansatz direkt auf Transparenz, Intention und Nachweisbarkeit bezieht und die soziale und umweltverträgliche Wirkung konkret sichtbar wird. Um etwas Ordnung in die Angelegenheit zu bringen, sollten sich nach der Expertise Witzels angehende Investoren die folgenden Fragen stellen:

  • Welcher Bezug zur Realwirtschaft existiert? Dabei geht es darum, dass Investments mit real existierenden Projekten wie Windparks oder Solarfarmen verbunden sind, die aktiv eine abschwächende Wirkung auf den Klimawandel ausüben.
  • Wie konkret ist die Zielsetzung? Hierbei stehen die Absichten der Investmentlösung im Fokus und ob die sozialen und ökologischen Ziele wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft oder der Erhalt der Biodiversität erreicht werden.
  • Besteht ausreichend Transparenz? Werden die Erfolge nachhaltiger Investments so transparent kommuniziert, dass die Anleger die erzielten Wirkungen klar erkennen können.

Standards für Nachhaltigkeit – die ESG-Kriterien

Die ESG-Kriterien (Environmental-Social-Governance) gelten als eine Art Gütesiegel in der Finanzbranche. Sie bewerten die ökologischen, sozialen und unternehmenswirtschaftlichen Aspekte eines Investments, fallen jedoch in ihrer Gewichtung sehr unterschiedlich aus.

  • Ökologische Aspekte betreffen Treibhausgasemissionen, Energieverbrauch, Biodiversität, Ressourcen und Umweltschutz.
  • Soziale Aspekte umfassen Produktverantwortlichkeit, Arbeitsbedingungen, soziale Verträglichkeit und Gesundheitsschutz.
  • Wirtschaftliche Aspekte beziehen sich auf Partnerschaften, Anti-Korruptionsverhalten, Unbestechlichkeit, Geldwäsche, Menschenrechte und Risikomanagement.

Schritt für Schritt zum nachhaltigen Investment

  • Festlegung der Anlageziele unter Berücksichtigung der eigenen Werte und des zur Verfügung stehenden Kapitals.
  • Ausschlusskriterien bestimmen: Welche Anlageformen stimmen nicht mit den Nachhaltigkeitskriterien überein?
  • Positivkriterien definieren: Welche Themen sollen aktiv unterstützt werden?
  • Recherche nach passenden Anlagen.
  • Depot anlegen und Portfolio zusammenstellen.

Chancen und Risiken nachhaltiger Investments

Wer sich für nachhaltige Investments entscheidet, kann mehrfach profitieren. Neben dem Aufbau eines Vermögens steht der Schutz der Lebensgrundlagen und Rechte zukünftiger Generationen im Fokus. Allerdings lassen sich nach Meinung Witzels auch einige Risiken ausmachen. Dazu zählt das Greenwashing, also Anlageformen, die Nachhaltigkeit nur vortäuschen.

Zudem werden nachhaltige Investments mit sinkenden Renditechancen in Verbindung gebracht. Das ist kurzfristig sicherlich der Fall, sofern Maßnahmen beispielsweise in den Klimaschutz Kosten verursachen und zur Verteuerung der Produkte beitragen. Diese Ausgaben sind aber im Grunde Investitionen in die Zukunft. Billige Produkte, bei denen die Hersteller ausschließlich auf die wirtschaftliche Rendite achten, spiegeln nicht die wahren Kosten wider, sondern externalisieren diese nur beziehungsweise wälzen sie auf zukünftige Generationen ab.

Wolfgang Schneider

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