CERAMIN: Bodenbeläge für echtes Upcycling

CERAMIN: Bodenbeläge für echtes Recycling
Die CLASSEN-Gruppe produziert Kunststoff-Bodenbeläge mit ihrem Werkstoff CERAMIN auf Basis von Polypropylen. Sie setzt dabei auf 100-prozentiges Recycling. Felix Hüllenkremer leitet in dem Unternehmen die Abteilung Forschung & Entwicklung. Im Gespräch mit globalmagazin erklärt er die Vorteile des Materials für Umwelt und Klima.
Sie wollen die „Plastik-Flut“ eindämmen. Ihr Produkt besteht aber auch aus Kunststoff: (Warum) Ist Polypropylen anders/besser?

Felix Hüllenkremer: Es geht uns nicht darum, Kunststoff grundsätzlich zu verteufeln. Wir denken, dass unsere Gesellschaft auch in Zukunft nicht auf Kunststoff-Produkte verzichten kann. Wichtig ist jedoch, dass ein Kunststoff nicht zur Belastung für die Umwelt und die Gesundheit werden darf, etwa weil er sich wie Weich-PVC in Bodenbelägen nur sehr schwer umweltverträglich entsorgen lässt und er aufgrund seiner problematischen Inhaltsstoffe kaum recycelt wird.
Warum ist das so?
Man muss wissen, dass Studien belegen, dass ein Anstieg von 0 auf 1 Prozent PVC in verbranntem Abfall die Dioxinemissionen um das Siebenfache erhöhen kann. Oder dass der gesundheits- und umweltschädliche Weichmacher DEHP nach mehr als 30 Jahren immer noch in Sickerwasser einer stillgelegten Deponie nachgewiesen wurde. Und dass es derzeit keine praktikable Verwertungstechnologie zur Entfernung von Altadditiven aus PVC-Abfällen gibt. Es gibt in Europa bei Bodenbelägen aus PVC eine Verwertungsquote von nur 1,1 Prozent.
Mit Polypropylen ist das dann besser?
All das ist bei unserem Kunststoff-Werkstoff CERAMIN auf Basis von Polypropylen (PP) anders. Uns bei CLASSEN ist es gelungen, aus einem natürlichen, mineralischen Füllstoff, PP sowie umwelt- und gesundheitsverträglichen Additiven einen natürlichen, schadstofffreien Werkstoff zu entwickeln, der kein Chlor, keine Phtalate oder andere Weichmacher sowie keine Stabilisatoren enthält und der keine krankmachenden Zusatzstoffe ausdünstet. Außerdem ist CERAMIN zu 100 Prozent recycelbar und muss weder verbrannt noch deponiert werden. Dennoch ist CERAMIN das Herzstück langlebiger und robuster Bodenbeläge, die feuchtigkeits- und UV-beständig sind. Der Verbraucher muss also auf nichts verzichten. Und schließlich erfüllen alle unsere Produkte mit CERAMIN die Anforderungen des Labels des eco Instituts und des Umweltsiegels “Blauer Engel“ der Deutschen Bundesregierung sowie vieler weiterer internationaler Umwelt-Label. Das unabhängige Netzwerk für Kunststoffrecycling der plastship GmbH hat CERAMIN auf seine Wiederverwertbarkeit hin getestet und zertifiziert es als sehr gut recyclingfähig.
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Welchen Recyclat-Anteil als „Rohstoff“ streben Sie bei CERAMIN an?
Wir streben nicht nur einen hohen Recyclat-Anteil bei CERAMIN an, wir haben diesen auch fest in unsere Produktion verankert. Die PP-Recyclate nehmen 62,5 Prozent des Polymeranteils von CERAMIN ein. Dadurch findet ein Upcycling der Rezyklate aus beispielsweise Joghurtbechern oder Waschmittelflaschen in ein hochwertiges Produkt mit langer Lebensdauer statt.
Welche Auswirkungen kann das auf Umwelt und oder Klima haben?
Wie gesagt bedeutet ein zu 100 Prozent recycelbarer Werkstoff wie CERAMIN, der keine Schadstoffe enthält, dass keine giftigen Stoffe in die Umwelt gelangen können und dass dieser Kunststoff im Kreislauf verbleiben kann. Er muss also nicht entsorgt werden und bildet keinen Plastikmüll, der Flora und Fauna belastet. Durch den hohen Anteil an Recyclaten können wir außerdem rund 26.000 Tonnen Rohöl im Jahr bei der Herstellung unseres Werkstoffs einsparen. CLASSEN ist Mitglied der Circular Plastic Alliance der EU. Ziel der EU ist es, bis 2025 zehn Millionen Tonnen Rezyklate in Kunststoffprodukten oder -verpackungen einzusetzen. Die Rohstoffe für CERAMIN werden von uns ausschließlich innerhalb Europas bezogen und in Deutschland verarbeitet, so dass neben einer hohen Verfügbarkeit auch kurze Transportwege gewährleistet sind. Wir führen eine kontinuierliche Kontrolle aller Rohstoffe durch und verwenden unsere eigene, patentierte Rezeptur, haben also volle Kontrolle darüber, was unser Werk verlässt.
Können und wollen Sie Ihre Produkte als echte und reine Kreislaufprodukte designen und vermarkten?
CERAMIN ist von vorneherein als 100-prozentig wiederverwertbarer Werkstoff designt worden und er wird von uns auch als solcher bei unseren Bodenbelägen vermarktet, wie man zum Beispiel auf unserer Webseite www.ceramin.de sehen kann. Selbst der integrierte Trittschall unserer hochwertigen Bodenbelags-Produkte besteht aus PP, ist also ebenfalls vollständig recycelbar.
Das betrifft jetzt Ihr Produkt: Wie sieht es in der Produktion aus?
In der Produktion anfallender Ausschuss wird zu 98,5 Prozent direkt wiederverwertet. Außerdem beteiligen wir uns aktiv an der Kreislaufwirtschaft von Kunststoffprodukten in den jeweiligen Regionen und bauen Kooperationen mit verschiedenen Partnern kontinuierlich aus. In Deutschland hat CLASSEN mit der Hündgen Entsorgungs GmbH & Co. KG, Betreiberin von Wertstoffsortieranlagen, das Joint Venture HC Plastics GmbH gegründet. Zur Zeit erweitern wir unsere Produktionskapazitäten. Wir sind also bereits gut für die Zukunft vorbereitet, mit CERAMIN die wachsenden Ansprüche der Verbraucher auf wirklich nachhaltige Kunststoff-Produkte zu erfüllen.
pit