Schmähpreis „Goldener Geier“ der DUH für Shell

Schmähpreis „Goldener Geier“ der DUH für Shell
DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz mit dem "Goldenen Geier" für Shell Foto: Stachowske/DUH

Schmähpreis „Goldener Geier“ der DUH für Shell

„Goldener Geier für Shell-Deutschland: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verleiht ihren Schmähpreis in diesem Jahr an den Mineralölkonzern. Entschieden haben das laut Pressemeldung des Umweltverbands mehr als 20.000 Verbraucherinnen und Verbraucher, die online über die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“ abgestimmt haben.

Mehr als 1.200 Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern erreichten den Verband für den Schmähpreis. Shell habe die Abstimmung mit Vorsprung gewonnen (32 Prozent der Stimmen). Auf weiteren Plätzen folgen:

  • Lufthansa für das Werbeversprechen von „CO2-neutralem“ Fliegen (17 Prozent)
  • McDonald’s für die BetterM-Kampagne (15 Prozent)
  • HelloFresh wegen Verpackungswahnsinn (14 Prozent)
  • Edeka für seine Schummel-Mehrwegtüten (12 Prozent)
  • Volvic von Danone für ihre Einweg-Plastikflaschen (10 Prozent)
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Den Sieg von Shell begründet die DUH so: Der Mineralölkonzern behaupte, schreibt die DUH, dass Autofahrende für nur 1,1 Cent zusätzlich pro Liter getanktem Benzin oder Diesel die CO2-Emissionen der eigenen Fahrt ausgleichen könnten. Aus Sicht der DUH und der großen Mehrheit der Abstimmenden signalisiere Shell damit, Autofahrerinnen und Autofahrer könnten ihr Fahrzeug ohne schlechtes Gewissen und Klimaschäden nutzen. „Tatsächlich stoßen sie jedoch weiterhin ungemindert CO2 aus“, heißt es in der Meldun: „Und wie genau diese klimaschädlichen Emissionen in Projekten am anderen Ende der Welt ausgeglichen werden sollen – zudem mit nur 1,1 Cent pro Liter – diese Rechnung lässt das Unternehmen im Unklaren. Auch kein Wort von Shell dazu, wie man die CO2-Bindung über die notwendigen Jahrhunderte absichern will“, begründet der Verband die Negativauszeichnung.

Den Schaden für solche Umweltlügen zahlt die Umwelt

Die DUH übergab den Schmähpreis an der Konzernzentrale von Shell in Hamburg. Das Unternehmen weigerte sich trotz Vorankündigung, den Preis entgegenzunehmen.

Die „Auszeichnung“ kommt nicht von ungefähr: Mehr als 1.200 eingereichte Vorschläge machen laut DUH deutlich: Greenwashing von Unternehmen sei kein Einzelfall und ein echtes Aufregerthema für die Menschen.

Die DUH-Bundesgeschäftsführerin: „Die dreisteste Umweltlüge verbreitet in diesem Jahr nach Ansicht der Verbraucherinnen und Verbraucher der Mineralölkonzern Shell. Mit grünem Gewissen auf deutschen Autobahnen rasen, egal wie hoch der Spritverbrauch ist – und das für den Ablassbetrag von nur 1,1 Cent pro Liter Kraftstoff? Das ist unmöglich. Mit dem Werbeversprechen des CO2-Ausgleichs will Shell die Menschen in die Irre führen, um weiterhin und noch mehr Geld mit fossilem und schädlichem Sprit zu verdienen. Den Schaden tragen Umwelt und Klima – und nicht zuletzt Unternehmen, die ehrlich an wirklich umwelt- und klimafreundlichen Produkten arbeiten. Das lassen wir Shell nicht durchgehen!“

DUH geht juristisch gegen Shell-Ablasshandel vor

Das Ausmaß der Umweltlüge zeige sich, wenn man Shells Logik vom vermeintlichen CO2-Ausgleich für 1,1 Cent zu Ende denke. Demnach würden rund 225 Millionen Euro jährlich ausreichen, um den gesamten jährlichen Benzinverbrauch in Deutschland „klimaneutral“ zu machen – obwohl real trotzdem mit jedem Kilometer klimaschädliches CO2in die Atmosphäre gelange. Die Kostendimension gehe jedoch nicht auf: „Legt man die vom Umweltbundesamt ermittelten tatsächlichen Klimakosten einer Tonne CO2 zugrunde, ergibt sich für den gesamten Benzinverbrauch in Deutschland die Summe von rund 9,7 Milliarden Euro pro Jahr. Hinzu kommt, dass Shell den CO2-Ausgleich durch den Ankauf von Emissionsgutsschriften für Wald- und Wiederaufforstungsprojekte im globalen Süden begründet. Insbesondere die Kompensationswirkung dieser Projekte ist jedoch zweifelhaft, unter anderem weil CO2-Emissionen für eine sehr viel längere Zeit in der Atmosphäre verbleiben, als die Bindung von Kohlenstoff in Bäumen des Kompensationsprojekts es ausgleichen kann“, korrigiert die DUH die Argumente von Shell.

Logo: Shell

Die DUH geht bereits juristisch gegen Shell und fünf weitere Unternehmen vor – wegen Verbräuchertäuschung mit vermeintlicher „Klimaneutralität“.

Agnes Sauter, Leiterin Ökologische Marktüberwachung beim Umweltverband: „Produkte und Dienstleistungen als klima- oder CO2-neutral zu bewerben, ist oftmals Verbrauchertäuschung – und das Beispiel Shell zeigt das eindrücklich. Was das Unternehmen betreibt, ist ein CO2-Ablasshandel, um sich grün zu waschen. Hinter der behaupteten Klimaneutralität stecken nämlich häufig fragwürdige Kompensationsprojekte, die sich bei genauerem Hinsehen als untauglich erweisen. Mit echtem Klimaschutz hat das nichts zu tun.“

Wirklich klimafreundliche Entscheidungen könnten Verbraucherinnen und Verbraucher aber nur dann treffen, wenn sie ehrliche und transparente Informationen über die Klimaschädlichkeit einzelner Produkte oder Dienstleistungen erhielten.

pm


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