So hart trifft Deutschland die Klimakrise

So hart trifft Deutschland die Klimakrise
Foto: Geralt/Pixabay CC/PublicDomain

So hart trifft Deutschland die Klimakrise

spiegel.de: Hitzewellen, sehr nasse oder trockene Jahre: Was früher extrem war, ist heute normal, schreibt der DWD in seinem Klimabericht für 2024. Er warnt vor den Folgen für die deutsche Energieversorgung.

Die Klimakrise ist in Deutschland längst angekommen. In manchen Jahren sind die Folgen besonders spürbar, etwa, wenn Menschen in Städten wochenlang unter Hitzewellen ächzen, der Rhein fast austrocknet und für Schiffe unpassierbar wird oder schwere Regenfälle ganze Landstriche unter Wasser setzen und Häuser zerstören. Menschen werden obdachlos, krank oder kommen zu Tode.

Dass sich Extremwetterereignisse wie Hitze und Starkregen hierzulande häufen, das ist auch das Ergebnis eines neuen Klimaberichts, den der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. »Die Folgen dieses beschleunigten Klimawandels sind für Deutschland schon heute gravierend«, erklärt Tobias Fuchs, Klima- und Umweltexperte des DWD.

Im vergangenen Juni kamen sechs Menschen beim Hochwasser in Bayern und Baden-Württemberg zu Tode, Tausende mussten beim Hochwasser im Mai in Südwestdeutschland evakuiert werden, und schätzungsweise 3000 Menschen starben 2024 vorzeitig aufgrund von sommerlicher Hitze. Solche Ereignisse häufen sich durch die weltweite Erwärmung, sie sind kein Zufall und keine sporadischen Ausschläge, wie die Daten des DWD zeigen. Sie sind die neue Realität. »Eine Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Starkregen und Dürren lässt sich mittlerweile aus Beobachtungsdaten ableiten«, sagt Meteorologe Fuchs. »Während einige Regionen dann mit Überschwemmungen kämpfen, leiden andere unter Wasserknappheit.«

Das zeigte sich auch im vergangenen Jahr: Es war mit einem Niederschlag von durchschnittlich 902 Litern pro Quadratmeter übermäßig nass und das zwölftfeuchteste Jahr seit Beginn der Messungen vor über 140 Jahren. Besonders im Februar, Mai und September kam es zu außergewöhnlich starken Regenfällen, die in einigen Regionen Überschwemmungen verursachten. Aber: Übers Jahr gesehen litten andere Gebiete wie Sachsen und Brandenburg unter Trockenheit.

Lesen Sie auch:
Deutschland erwärmt sich schneller als der Rest der Welt

Der Klimawandel und seine Folgen waren 2024 dennoch weniger Thema, auch weil Katastrophen wie im Juli 2021 mit der Flut im Ahrtal ausblieben, damals starben 135 Menschen. Doch die Erderwärmung macht keine Pause, meint Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung des DWD. Zwar füllte der viele Regen im vergangenen Jahr die Grundwasserspeicher und wässerte die ausgetrockneten Böden in Deutschland. Gefühlt blieben auch extreme Hitzewellen aus, so war der Sommer 2024 »nur« der fünftwärmste Sommer seit 1881. Aber: »Man könnte zur Tagesordnung übergehen, wenn 2024 nicht mit 10,9 Grad Celsius erneut für einen Allzeitrekord der Jahresmitteltemperatur für Deutschland gesorgt hätte«, so Becker.

Erschreckend sei vor allem, dass der alte Temperaturrekord aus 2023 gleich um 0,3 Grad Celsius übertroffen wurde. »Das ist aus klimatologischer Sicht absolut außergewöhnlich«, so der DWD-Experte. Gegenüber dem Zeitraum zwischen 1961 und 1990 war 2024 damit 2,7 Grad wärmer. Damit steigen die Temperaturen in Deutschland deutlich schneller als im weltweiten Durchschnitt, da war es 2024 ein Plus von 1,5 Grad Celsius.

Zu viele Hitzetage und zu wenig kalte Tage

Die Erwärmung zeigt sich auch an der Anzahl der Sommer- und Hitzetage. Deutschlandweit hat es im vergangenen Jahr laut DWD im Mittel 52 Sommertage und 12 sogenannte heiße Tage gegeben. »Das waren fast doppelt so viele Sommertage und fast dreimal so viele heiße Tage wie üblich«, so Becker. So gab es in den Fünfzigerjahren laut den DWD-Daten nur durchschnittlich 3,6 heiße Tage im Jahr, das sind solche mit über 30 Grad Celsius.

Auch der Trend der milden Winter setzt sich weiter fort. So verzeichneten die Messstationen im vergangenen Jahr 52 Frosttage – so wenig wie noch nie. Damit gemeint sind Tage, an denen das Thermometer weniger als null Grad Celsius zeigt.

Neben den steigenden Temperaturen macht dem DWD noch etwas Sorgen: Der Wechsel zwischen extrem trockenen und nassen Jahren werde immer ausgeprägter. Besonders gefährlich seien dabei Starkregenereignisse, die durch die Erwärmung der Meere verstärkt werden. Aus warmen Ozeanen verdunstet mehr Wasser, was zu katastrophalen Regenfällen führen kann.

»Für viele dieser Ereignisse konnte nachgewiesen werden, dass der vom Menschen gemachte Klimawandel ihre Auftrittswahrscheinlichkeit und ihr Ausmaß jeweils substanziell erhöht hat«, sagt Becker. »Extremereignisse und ihre oft katastrophalen Folgen sind immer öfter Zahltage für Versäumnisse beim Klimaschutz.«

Neue Klimatrendlinie: Beschleunigte Erwärmung sichtbar gemacht

Das Klima verändert sich derzeit immer schneller. Auch deshalb will der DWD nun mit einer neuen Methode genauer als bisher die neue Klimawirklichkeit abbilden. Dafür sammelt der Dienst die Temperaturdaten aus Messstationen in ganz Deutschland und berechnet dann die Mittelwerte für die Regionen für das jeweilige Jahr. Um Trends zu beschreiben, nutzen die Meteorologen den gesamten Messzeitraum seit 1881. So berechnete der DWD bislang, dass es hierzulande um 1,9 Grad Celsius wärmer geworden ist… weiterlesen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.