Studie belegt: Superreiche heizen die Erde auf

Studie belegt: Superreiche heizen die Erde auf
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Studie belegt: Superreiche heizen die Erde auf

faz.net: Vor allem reiche Menschen treiben den Klimawandel an. Forscher haben nun quantifiziert, wie hoch ihr Beitrag ist – und wie sie Hitze und Dürre verstärken.

In einer gerechten Welt könnte man jedem Menschen ein Klimabudget zuteilen, also eine Menge an Kohlendioxid, mit der er dann haushalten kann. Je nach Lebenswandel wird dieses Budget dann schneller oder langsamer aufgebraucht. In diesem Jahr hat einem Bericht zufolge das reichste Prozent der Menschen weltweit bereits nach zehn Tagen sein CO₂-Budget für das gesamte Jahr verbraucht. Ein Mensch der ärmsten Hälfte der Weltbevölkerung kommt mit seinem Jahresbudget sogar fast drei Jahre aus, wie die Hilfsorganisation Oxfam berichtete. Der so viel größere CO₂-Abdruck der globalen Oberschicht berechnet sich aus Luxusgütern wie Privatjets und Yachten und zu einem Großteil aus Investitionen und Anteilen in Unternehmen mit hohem CO₂-Ausstoß.

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Wie viel mehr auf das Konto der wohlhabendsten Menschen der Weltbevölkerung geht, hat ein Forscherteam aus Österreich und der Schweiz um Sarah Schöngart von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich nun bestimmt.

Für ihre Studie, die jüngst in „Nature Climate Change“ erschienen ist, berechneten die Klimawissenschaftler, wie viele CO₂-Emissionen durchschnittlich pro Kopf von der gesamten Weltbevölkerung im Zeitraum von 1990 bis 2019 verursacht wurden. Von den gesamten Emissionen zogen sie dann die Beiträge der reichsten 10, 1 und 0,1 Prozent der Weltbevölkerung ab. Der Datensatz erfasst alle Emissionen in CO₂-Äquivalenten, die durch privaten Konsum verursacht wurden, ebenso wie indirekte Emissionen, die etwa auf Geldanlagen und finanzielle Investitionen zurückzuführen waren.

Dann simulierten die Forscher, wie sich die globale Mitteltemperatur hypothetisch mit den dann noch übrigen CO₂-Emissionen entwickelt hätte. So konnten sie das Klima im Jahr 2020 mit dem Klimazustand vergleichen, den man theoretisch vor fünf Jahren beobachtet hätte, wenn die Reichen und Superreichen kein CO₂ emittiert hätten.

Welchen Temperaturunterschied die Oberschicht macht

Es zeigte sich, dass die reichsten zehn Prozent der Welt für zwei Drittel der seit 1990 beobachteten globalen Erwärmung von rund 0,6 Grad Celsius verantwortlich sind. Damit liegt der individuelle Beitrag an Emissionen der reichsten zehn Prozent 6,5-fach über dem durchschnittlichen globalen Pro-Kopf-Beitrag.

Hätte die gesamte Weltbevölkerung so viel wie die drei reichsten Gruppen emittiert, wäre die Durchschnittstemperatur seit 1990 um mindestens 2,9 Grad Celsius angestiegen, erklären die Wissenschaftler. Wenn hingegen jeder so wenig emittiert hätte wie die unteren 50 Prozent der Weltbevölkerung, hätte sich die Erde kaum zusätzlich erwärmt.

Vor allem in den Vereinigten Staaten, der EU, China und Indien wird viel emittiert. Um deren Einfluss genauer abschätzen zu können, berechnete das Team um Schöngart zusätzlich, wie viel Erwärmung durchschnittlich pro Kopf in diesen Ländern oder Regionen im Beobachtungszeitraum verursacht wurde und rechnete wieder die CO₂-Emissionen der reichsten 10, 1 und 0,1 Prozent heraus. Deren Anteil an den Emissionen verglichen die Forscher dann mit dem globalen Durchschnitt und dem Durchschnitt innerhalb der Emissionseliten.

Dabei unterschieden sich die Werte im Vergleich zur globalen Betrachtung sehr. Denn, während das Einkommen des durchschnittlichen Weltbürgers im Jahr 2019 bei unter 20.000 Euro lag, verdiente etwa der durchschnittliche US-Amerikaner mehr als doppelt so viel. So ergab sich ein noch differenzierteres Bild über die Ungleichheit: Im globalen Vergleich verursachten zum Beispiel die reichsten 10 Prozent der Europäer achtmal so viel Erwärmung wie der globale Durchschnitt.

Verglich das Forscherteam die Daten innerhalb der Eliten, ergaben die Modelle, dass in den USA und der EU die reichsten 10 Prozent jeweils rund dreimal so viel zur globalen Erwärmung beigetragen haben wie ein durchschnittlicher US- oder EU-Bürger. Und je reicher, desto stärker zeigte sich die Ungleichheit. Beispielsweise steuerten laut der Klimawissenschaftler die reichsten 0,1 Prozent der Europäer noch achtmal stärker zur globalen Erwärmung bei als die reichsten zehn Prozent der EU – und damit über zwanzigmal stärker als der europäische Durchschnitt.

Hitze für die Ärmeren

Ob die durch Reiche und Superreiche erhöhten CO₂-Emissionen folglich Hitzewellen und Dürre in bestimmten Regionen der Welt verstärkt haben könnten, untersuchten Schöngart und ihr Team ebenfalls. Der Modellierung nach hat das eine Prozent der wohlhabendsten Menschen weltweit sechsundzwanzigmal mehr als der globale Durchschnitt zum Anstieg der Hitzeextreme beigetragen. Die Emissionen der reichsten zehn Prozent der Menschen in den USA und China sollen zu einer zwei- bis dreifachen Zunahme extrem heißer Monate geführt haben. Und zwar in tropischen Regionen wie dem Amazonasgebiet, in Südostasien und im südlichen Afrika – allesamt Regionen, die historisch am wenigsten zu den globalen CO₂-Emissionen beisteuern… weiterlesen

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