Studie zeigt Hebel zur Pestizid-Reduktion

Studie zeigt Hebel zur Pestizid-Reduktion
Foto: Pixabay CC/PublicDomain

Studie zeigt Hebel zur Pestizid-Reduktion

Werden Pestizide teurer, werden sie deutlich seltener eingesetzt. Der reduzierte
Pestizideinsatz führt dabei nicht zu geringeren Ernten. Das zeigt eine aktuelle Analyse der offiziellen
Absatzdaten im Auftrag von Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, BUND, Deutsche
Umwelthilfe (DUH)
, DNR, foodwatch, Greenpeace, NABU und PAN Germany durchgeführt wurde.

Die Analyse untersucht die Ursachen für den starken Rückgang des Absatzes an Pestiziden in
Deutschland im Jahr 2023 und wertet relevante Absatz-, Witterungs- und Nutzungs-Daten der
vergangenen 20 Jahre aus.

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Absatzmenge auf Rekordtief

Im Vergleich zum Vorjahr erreichten die Absatzmengen für Pestizide 2023 ein Rekordtief. So wurden
in Deutschland rund 20 Prozent weniger Pestizide abgesetzt. Verantwortlich für diese Reduktion war
der Anstieg der Preise für Pflanzenschutzmittel um 20 Prozent im Vergleich zur Vorsaison.

Andere potenzielle Einflussfaktoren für einen solchen Rückgang, wie niedrige Preise für landwirtschaftliche Produkte, Dürren oder die Ausdehnung von Brachen, konnte die Analyse als Ursachen ausschließen.

Studienautor und Pestizidexperte Lars Neumeister erklärt: „Das Jahr 2023 hat eindrucksvoll gezeigt,
dass es ein erhebliches Einsparpotenzial beim Pestizideinsatz gibt, ohne Ernten zu gefährden. Die
Analyse bestätigt, dass eine Erhöhung der Pestizidpreise den Verbrauch von Pestiziden signifikant senkt. Dies ist ein starkes Argument für die Einführung einer risikobasierten Pestizidabgabe, die die Belastung für Mensch und Umwelt dauerhaft zu reduzieren. Unsere europäischen Nachbarn, wie etwa Dänemark, setzen eine solche Abgabe bereits erfolgreich um.”

Verbändebündnis für eine“ risikobasierte Pestizidabgabe“

Das Verbändebündnis spricht sich für eine risikobasierte Pestizidabgabe aus. Diese könnte ein unbürokratischer und zielgerichteter Anreiz für die Landwirtinnen und Landwirte sein, den Pestizideinsatz nachhaltig zu verringern. Die Einnahmen einer solchen Abgabe könnten zweckgebunden in die Förderung der Betriebe fließen, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eduzieren oder ganz darauf verzichten. So würden beispielsweise durch pestizidfreien Getreide- und Maisanbau gleichzeitig die Biodiversität geschützt und negative Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Gesundheit reduziert. Dies hätte den Effekt einer „doppelte Dividende für die Natur“, so die Verbände. Positive Erfahrungen aus europäischen Nachbarländern seien bereits vorhanden – etwa Dänemark, Frankreich, Norwegen oder Schweden. Historisch niedriger Pestizideinsatz trotz hoher Niederschläge. Das Jahr 2023 war ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Jahr – mit rund 900 mm Regen die zweithöchste Niederschlagsmenge der letzten 20 Jahre. Hohe Feuchtigkeit begünstigt in der Regel das Wachstum von Unkräutern sowie pilzliche Schaderreger, was oft zu einem verstärkten Pestizideinsatz führt.

Dennoch erreichten die Absatzmengen für Pestizide 2023 ein historisches Tief. Besonders stark reduzierte sich der Einsatz von Fungiziden sowie von Molluskiziden gegen Schnecken. Insbesondere in großen Flächenkulturen, wie Getreide und Mais, gab es erhebliche Einsparungen. In den vorangegangenen Jahrzehnten bewegte sich der Pestizidabsatz konstant auf dem Niveau von rund 30.000 Tonnen Wirkstoff pro Jahr, 2023 lag er mit 25.295 Tonnen deutlich darunter. Der Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide ist ein Hauptgrund für den Verlust an Biodiversität.

Methodischer Hintergrund Die Analyse basiert auf den Inlands-Absatzdaten für Pestizide von 2002 bis 2023. Neben Verkaufszahlen wurden wirtschaftliche und meteorologische Faktoren untersucht, um deren Einfluss auf den Pestizidverbrauch zu bewerten. Dabei wurden offizielle Statistiken, Marktpreise sowie agrarwirtschaftliche Berichte ausgewertet.

Katrin Kaessmann

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