Warum sich die Erde gegen uns wehrt

Warum sich die Erde gegen uns wehrt
Die einfache Antwort auf diese Frage ist: Die Reichen sind schuld. Und das ist auch gar nicht mal so sehr falsch.
Nur eben etwas zu vereinfacht dargestellt. Denn „Schuld“ kann hier keiner Gruppe, Spezies oder sonstigem gegeben werden. Schuld kann hier nur dem Kollektiv an Wissenschaftsverweigerern und Ökonomie-Suchtis aufgeladen werden, die ohne Rücksicht auf jegliche pflanzlichen, tierischen oder menschlichen Verluste nach vorne preschen. Das waren schon Banken, das waren schon Automobil-Hersteller, das waren sogar in Deutschland sogar große Schlachtbetriebe.
Aber es ist ja auch ein Teufelskreis. Als Jugendlicher oder Kind schreit man hinaus, dass die „Großen“ jetzt doch mal Rücksicht nehmen sollen auf die Umwelt und auf die armen Tiere. Da schreit man sogar mal seine Oma an, weil sie eine Spinne tötet und spült selbst eine herunter, nur einige Jahre später. Es ist nicht einmal mehr etwas Besonderes, dass die heutige Jugend (schlimmes Wort, klingt so alt) sich rasend schnell vom Aktivismus abkehrt, nur um den Luxus am eigenen Leib erfahren zu können.
Zweischneidiger Aktivismus
Es ist nichts mehr Besonderes am Vormittag auf einer Fridays-for-Future-Demo brüllend die Politik für ihre schwachen Umweltrichtlinien zu verachten und nachmittags bei einem Autorennen die Fahrer anzufeuern.
Man hat manchmal sogar das Gefühl, dass es, sobald das Topic Umweltschutz aufs Tapet kommt, von Widersprüchen in sich selbst nur so wimmelt. Man hat manchmal das Gefühl, dass alle Forderungen nur noch diametral hinaus gestellt werden, damit sie hinaus gebrüllt wurden.
Auch kann keine gute Sache mehr vollbracht werden, ohne, dass alle klatschen sollen. Jede noch so winzige, unbedeutende gute Tat wird im Internet präsentiert, ihr Vorgang ausgeschlachtet, die Idee dahinter mal wieder als das einzig Richtige propagiert. Es ist also die erste Scheibe des Teufelskreises, die erste Hälfte, dass man sich zwar einsetzen will, aber eben auch nicht. Diametrale Argumentation also.
Die zweite Scheibe des zweischneidigen Aktivismus ist die, dass man ja eigentlich gar nicht auf den Luxus verzichten möchte! Luxus, der über Anzeigen bei Google Adwords gekauft wird, Luxus den man nur bei diesem einen Juwelier bekommt. Ganz egal.
Wie toll funkeln bitte Diamanten im Sonnenlicht? Diamanten, die unter den für Menschen unwürdigsten Bedingungen gefunden und dann unter für die Umwelt tragischsten Methoden nach Deutschland gebracht wurden. Diamanten, an denen zumindest ein wenig Blut klebt. Mindestens nämlich das Blut des Klimas. Wie viel Aufwand alleine für diesen Ring betrieben wurde, der absolut nicht mit den Forderungen der Klima-Jugendlichen übereinstimmt.
Wohlstandskids haben keine Ahnung von Armut, Leid oder Klimawandel
Und wie toll ist eigentlich dieses Auslandsjahr da nach dem Abitur. Das Auslandsjahr der 17- oder 18-jährigen Wohlstandskids, die keine Ahnung von Armut, Leid oder dem Klimawandel haben. Von Kindern, die davor noch brüllend und heulend für das Klima demonstrierten, jetzt aber mit Freude zwei Wochen in Bali die Hostels unsicher machen und die dortigen Eindrücke über ihre in Kalifornien entwickelten und in China produzierten Smartphones nach draußen tragen müssen, um eine Woche später irgendwie in Dubai Ski laufen zu gehen.
Zu dem letzten Punkt: Ja, das geht. Verrückt, oder? Also … tatsächlich irgendwie verrückt, ein bisschen zu viel Luxus in Zeiten eines brachialen Wandels des Klimas, der uns Menschen und die Tiere massiv bedroht.
Und dabei ist Luxus ja etwas Schönes, für jeden einzelnen von uns. Nicht umsonst gönnen es sich die Reichen und Schönen andauernd. Es macht ja unfassbare Freude.
Aber dennoch muss man beachten, was man mit jedem Business-Class Flug und jeder Spritztour mit dem wunderschönen McLaren der Umwelt antut.
Nichts Gutes.
Extrem wichtig auch: Während wir hier so fröhlich über den Klimawandel diskutieren, glauben ja nach wie vor einige Menschen tatsächlich nicht daran, dass es ihn gibt, beziehungsweise, dass wir Menschen ihn heraufbeschworen haben. Obwohl das Problem so unfassbar gut sichtbar ist, wird es immer noch von einigen traurigen, verlorenen Seelen geleugnet.
Umweltschutz ist ein unbequemes Thema
Also steht tatsächlich immer und immer wieder die Frage im Raum, wer schuld ist: Mensch oder Natur? Für die meiste ist die Antwort wohl ganz klar: dass es der Mensch ist.
Der Mensch mit seinen Kreuzfahrtschiffen, die täglich hunderte Kilometer auf dem Wasser zurücklegen und dabei Tonnen an Schiffsdiesel verbrauchen. Pro Stunde.
Der Mensch mit seinen Autos, die alleine durch den wirklich teilweise nötigen Berufsverkehr der Umwelt einen Dolch ins Rückenmark ballern. Die immer mehr werden, einfach nur, weil jeder meint alleine fahren zu müssen. Weil es bequemer ist. Klar, die Bequemlichkeit kann man ja auch leicht mal über unser zukünftiges Überleben setzen. Wieso denn auch nicht?
Und auch der Mensch mit seinen Flugzeugen, die Hin und Her düsen. Dort mal einen Urlauber absetzen, da mal einen Geschäftsmann zu seinem nächsten super Riesen-Deal bringen. Dazwischen die, die für unsere Umwelt kämpfen und die nicht wissen, wie man sonst sicher von A nach B auf der Welt kommt.
Umweltschutz ist ein unbequemes Thema, eines, dass von jedem einzelnen von uns immer mehr Commitment fordert. Eines, das von uns verlangt, dass wir unsere gewohnte Lebensweise ändern, für etwas, das als unmittelbare Bedrohung nicht einmal klar zu erkennen ist.
Umweltschutz ist das Thema, das über die Zukunft unserer Enkel entscheiden wird.
Und Umweltschutz ist das Thema, bei dem jeder von uns ein Superheld sein kann. Ein Superheld für die gute und richtige Sache.
Also aufstehen und weitermachen. Irgendwann ist auch der Letzte von der Sinnhaftigkeit des Umweltschutzes überzeugt.
René Quacken