Deutschland rettet den Verbrennermotor

Deutschland rettet den Verbrennermotor
zeit.de: Die FDP hat ein eindeutiges Verbrennerverbot in der EU ab 2035 voraussichtlich verhindert. Ohne Not bekommen nun extrem ineffiziente E-Fuels eine Chance.
Die Entscheidung der EU-Länder, den Verbrennungsmotor ab 2035 weitgehend verbieten zu wollen, ist weniger einschneidend, als sie klingt. Denn der Wandel ist längst in vollem Gange, das Ende der alten Technik ist absehbar. Dass die EU-Länder nun auf Deutschlands Drängen hin bei den anstehenden Verhandlungen mit dem EU-Parlament eine Hintertür für Verbrenner offen halten wollen, ist dagegen unnötig und klimapolitisch höchst fragwürdig.
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Zahlreiche große Länder haben den Ausstieg ohnehin bereits angekündigt: Knapp 40 Länder verkündeten bei der Klimakonferenz in Glasgow, ab 2035 keine Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen, darunter Großbritannien und Japan. Selbst das Schwellenland Indien mit seinen 1,4 Milliarden Menschen hat sich dem angeschlossen.
Auch die meisten Autohersteller haben längst verstanden, dass es sich nicht mehr lohnt, in Diesel und Benziner zu investieren. Wenn man die Ausstiegsankündigungen der Industrie in die Zukunft projiziert, wären im Jahr 2030 ohnehin 84 Prozent der in Europa verkauften Autos elektrisch unterwegs, hat das International Council on Clean Transportation ausgerechnet. Und seit die Autoindustrie es ernsthaft versucht, baut sie sogar brauchbare E-Autos in beeindruckender Vielfalt. Derzeit listet der ADAC 180 Modelle aus 70 Baureihen.
Ein Verkaufsverbot für neue Verbrenner ab 2035, auf das sich EU-Länder und -Parlament nun voraussichtlich einigen werden, ist also durchaus maßvoll gewählt, die Industrie hat sich auf den Weg gemacht. Und als Gebrauchtwagen werden Benziner und Diesel nach dem Stichtag noch für einige Jahre verfügbar sein. Bis auch diese verschwinden, werden E-Autos sehr wahrscheinlich auch nicht mehr teurer als Diesel und Benziner sein, womit ein weiteres Argument gegen die Elektromobilität entfällt.
E-Fuels sind Energieverschwendung
Es hätte also nicht einmal unbedingt ein Verbot gebraucht, um dafür zu sorgen, dass weite Teile des Autoverkehrs in Zukunft elektrisch und damit klimafreundlicher stattfinden. Das angestrebte Verbrenneraus ist dennoch richtig, denn es setzt ein deutliches Signal an die Hersteller, die sich bisher um eine Entscheidung gedrückt haben, darunter BMW und Škoda. Außerdem ist die Entscheidung ein Aufruf an Politik und Wirtschaft, schneller Ladesäulen zu errichten – und die Energiewende zügiger voranzutreiben, damit die E-Autos auch mit grünem Strom unterwegs sein können.
Die FDP hat allerdings das so eindeutige Signal nun fahrlässig verwässert. Auf ihren Wunsch hin hat Deutschland die Position der EU-Länder abgeschwächt. Verbrennungsmotoren sollen demnach auch nach 2035 weiterhin erlaubt sein – wenn sie mit klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden. Dabei haben diese E-Fuels enorme Nachteile beim Klimaschutz im Vergleich zu E-Autos.
Der Wichtigste: E-Fuels sind extrem ineffizient. Von der Energie, die zur Produktion der synthetischen Kraftstoffe eingesetzt wird, kommen am Ende nur zehn bis 15 Prozent in den Rädern an. Bei E-Autos sind es dagegen 70 bis 80 Prozent. Ein Windrad versorgt laut Verband der Elektrotechnik 1.600 E-Autos – oder gerade einmal 250 mit E-Fuel betriebene Pkw. Gut möglich, dass die Technologie noch ausgereifter wird. Doch den Wirkungsgrad, den Elektroautos schon heute haben, werden synthetische Kraftstoffe nicht erreichen, dafür ist die Herstellung zu aufwendig. E-Fuels in Pkw einzusetzen, ist daher Energieverschwendung. Die kann man sich nicht leisten, solange Ökostrom knapp ist. Zumal bei der Verbrennung von E-Fuels weiter Schadstoffe wie Stickoxide ausgestoßen werden – zum Leiden der Anwohnerinnen und Anwohner… weiterlesen