Deutschland rettet Klima nicht allein

Deutschland rettet Klima nicht allein
efahrer.chip.de: Während Deutschland voll auf Erneuerbare Energien setzt, setzen zahlreiche andere Länder weiterhin auf Kohle- und Atomstrom – so hört man es zumindest häufig in den sozialen Medien. Ein Blick auf die Daten zeigt jedoch: Deutschland steht mit seinen Bestrebungen nicht alleine da.
„Angeblich würde alle Welt auf Kohle und Atomkraft setzen, nur allein Deutschland nicht“, schreibt Wolfgang Gründinger in einem Beitrag auf seinem Blog. Gründinger ist Publizist, Aktivist und Chief Evangelist für den Energieversorger Enpal. „Ich habe mir die Zahlen einmal genauer angeschaut“, erklärt Gründinger weiter und zeigt: Deutschland ist tatsächlich kein energiepolitischer Geisterfahrer.
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Fast alle Grafiken zur internationalen Energieerzeugung, die Gründinger in dem Blogbeitrag präsentiert, untermauern seine Behauptung: Kohle- und Atomstrom sind wohl in den meisten Ländern rund um den Globus auf dem absteigenden Ast. Demnach sank der Anteil von Atomkraft am weltweiten Strommix von 15 Prozent im Jahr 1985 auf 9 Prozent im Jahr 2023. Kohlestrom machte 1985 noch 37,9 Prozent des globalen Strommixes aus, 2023 waren es noch 35,5 Prozent – keine annähernd so starke Abnahme wie beim Atomstrom, aber immerhin.
Deutschland ist nicht das einzige – und nicht das erste – Kohleausstiegsland
Mit dem Kohleausstieg steht Deutschland weder allein da, noch ist die Bundesrepublik die erste Nation, die aus der Kohleverstromung aussteigt: Griechenland, Großbritannien, Dänemark, Spanien, Portugal, Israel und Rumänien seien da schneller unterwegs als Deutschland, erläutert Gründinger. Direkt hinter Deutschland, auf Platz 9 und 10, reihen sich die USA und Chile mit ihren Plänen zum Kohleausstieg ein. Unter diesen zehn Ländern betreiben zudem nur noch Spanien, Rumänien und die USA Atomkraftwerke.
Bei den nördlichen Nachbarn in Dänemark zog die Stromproduktion aus Windkraft schon 2013 mit der Stromproduktion aus Kohle gleich – Windstrom war auf dem Weg nach oben, während die Kohlenutzung in Dänemark schon vor gut zehn Jahren in den Keller rauschte. 57,7 Prozent des in Dänemark erzeugten Stroms stammen heute aus Windenergie, nur noch 7,9 Prozent aus Kohle. Atomstrom? Fehlanzeige.
Besonders kurios: Selbst im als Atom-Land bekannten Nachbarland Frankreich ist der Anteil an Atomstrom im Vergleich zum Jahr 2000 rückläufig. Damals entfielen noch 78 Prozent der in Frankreich erzeugten Energie auf Atomenergie, 2023 waren es mit 65 Prozent ganze zwölf Prozentpunkte weniger. Der Zubau von Wind- und Solarenergie verläuft in Frankreich allerdings vergleichsweise langsam. Knapp 9,5 Prozent des Stroms stammten dort 2023 aus Windkraft, rund 4,5 Prozent aus Solarenergie.
Tschechien setzt weiter auf Atomstrom und baut keine Erneuerbaren aus
In den Niederlanden gab es seit 2015 eine regelrechte Erneuerbare-Revolution, wie die Daten zeigen, die Gründinger zusammengetragen hat: Die Kohleproduktion war damals mit 36,14 Prozent auf ihrem Höchststand in den Niederlanden – seither ist sie aber auf 6,9 Prozent im Jahr 2023 zusammengeschrumpft, während der Anteil an Windstrom von rund 6,9 Prozent (2015) auf 23,7 Prozent im Jahr 2023 gesteigert werden konnte. Solarenergie machte in den Niederlanden 2015 gerade einmal ein Prozent der Energieerzeugung aus – 2023 waren es schon 17,3 Prozent.
Freilich gibt es in der Auflistung auch Ausreißer: In Polen lag der Kohleanteil an der Energieerzeugung im Jahr 2000 bei 95 Prozent. 2023 ist der Anteil mit 61 Prozent nach wie vor sehr hoch – aber dennoch bedeutend niedriger als vor 24 Jahren. Windenergie machte in Polen 2000 noch 0 Prozent an der Stromerzeugung aus, Solarenergie ebenfalls. Auch hier hat sich jedoch etwas getan: Solar lag 2023 bei 7 Prozent, Wind sogar bei 14 Prozent.
In Tschechien sank der Kohleanteil zwar von gut 72 Prozent im Jahr 2000 auf heute rund 40 Prozent. Dafür verdoppelte sich dort aber auch der Atomanteil: von rund 20 Prozent auf aktuell 40 Prozent… weiterlesen