Effiziente Gebäude: Geywitz auf Distanz zu Grünen

Effiziente Gebäude: Geywitz auf Distanz zu Grünen
Foto: Antranias/Pixabay CC/PublicDomain

Effiziente Gebäude: Geywitz auf Distanz zu Grünen

welt.de: Die Bundesregierung arbeitet an strengen Heizungsregeln, die EU plant Effizienzvorschriften für Gebäude. Bauministerin Geywitz lässt jetzt durchblicken, dass sie wenig von der Idee hält, jedes einzelne Gebäude auf Top-Niveau zu sanieren – und rechnet mit Widerstand der Grünen.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) widerspricht bei den immer strengeren Effizienzvorschriften für Gebäude plötzlich dem grünen Koalitionspartner. „Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir alles unternehmen müssen, um jedes einzelne Gebäude möglichst effizient zu machen“, sagte Geywitz am Mittwoch bei einem Verbandstag der Immobilienwirtschaft in Berlin. Das betreffe vor allem die Dämmung, aber auch technische Anlagen, etwa zur Wärmerückgewinnung.

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Wohl auch mit Blick auf die anstehende EU-Gebäuderichtlinie und damit zusammenhängende Vorschriften für Effizienzklassen sagte Geywitz: „Wenn wir die Energieeffizienz einzelner Gebäude um mehrere Stufen anheben wollen, dann muss man den gesamten Bestand tiefensanieren – auch im Harz, im Sauerland, oder in der Altmark. Ich sehe nicht, wie das gehen kann, ich sehe auch nicht, wie das finanziert werden kann“, sagte Geywitz und erntete viel Zustimmung der Anwesenden aus der Immobilien- und Baubranche.

Die Ministerin kündigte an, die Effizienzfragen in der Bundesregierung stärker zu thematisieren, rechne aber auch mit Widerstand aus dem Grünen-geführten Bundeswirtschaftsministerium: „Wenn Herr Habeck hier wäre, würde er wahrscheinlich widersprechen und betonen, dass man möglichst alle Energie, die sich bei Gebäuden einsparen lässt, auch tatsächlich einsparen sollte.“ Dieser Ansatz sei aus ihrer Sicht jedoch nicht nur schwer finanzierbar, sondern bei der Dekarbonisierung des Gebäudesektors unter dem Strich auch nicht „extrem vernünftig.“

Engpass Wärmeplanung

Das Bauministerium verfolge nicht mehr nur den Ansatz, einzelne Gebäude und deren Dämmung oder Wärmetechnik zu betrachten, sondern die CO₂-Bilanz insgesamt. „Wie viel CO₂ entsteht bei der Herstellung von erdölbasiertem Dämmmaterial? Wie viel CO₂ entsteht im Zusammenhang mit technisch notwendigen Lüftungssystemen, und für deren Wartung?“, fragte Geywitz. „Wir müssen uns nicht nur konzentrieren auf den Primärenergiebedarf, sondern auf die Bilanz dessen, was gebaut wurde“, so die Ministerin weiter. Diese Diskussion müsse innerhalb der Bundesregierung geführt werden.

Ab 2025 soll nach Plänen der Bundesregierung der sogenannte Effizienzhausstandard 40 der neue Standard für alle Neubauten sein. Geywitz räumte nun ein: „Ab dem Effizienzhausstandard 55 fängt es an, ökonomisch schwierig zu werden.“ Den neuen Standard müsse man daher „auf smarte und clevere Weise“ erfüllen können, so Geywitz. „Wenn es um die Dekarbonisierung geht, könnte man auch sagen, dass man ein einfaches Haus im Harz künftig mit Holz heizt.“ Holz gilt als weitgehend klimaneutraler Brennstoff.

Aus der Immobilienwirtschaft kam auch Kritik am geplanten neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG). Im Gebäudesektor seien die Emissionen seit 1990 nahezu halbiert worden, sagte der Präsident des Branchen-Dachverbands ZIA, Andreas Mattner. „Gleichwohl ist uns klar, dass wir noch immer ein großer Verursacher sind und insbesondere im Bestand viel tun müssen.“… weiterlesen

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