EU unterschätzt Gefahren durch Zoonosen
EU unterschätzt Gefahren durch Zoonose
Anlässlich des Internationalen „One Health Days“ am 3. November fordert die Artenschutzorganisation Pro Wildlife mehr Konsequenzen der Europäischen Union zur Eindämmung von Zoonosen: „Mehr als vier Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie bleibt der Fokus der Politik auf Afrika und Asien und dem dortigen Verzehr von Wildfleisch. Gleichzeitig importiert die EU aber weiterhin Millionen Wildtiere aus aller Welt als exotische Haustiere. Das Risiko, dass hierüber Zoonosen eingeschleppt werden, wird dabei ausgeblendet“, kritisiert Dr. Sandra Altherr, Biologin bei Pro Wildlife.
Aufklärungskampagnen in Afrika, Asien und Lateinamerika
Der One-Health-Ansatz basiert auf dem Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander zusammenhängt. In Reaktion auf die Corona-Pandemie, die aller Wahrscheinlichkeit nach auf einem Wildtiermarkt in China ihren Ursprung hatte, wurden zahlreiche politische Maßnahmen getroffen, um Zoonosen künftig einzudämmen. Beispielsweise haben das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) und das Bundesumweltministerium (BMU) 2021 die „Internationale Allianz gegen Gesundheitsrisiken durch den Wildtierhandel“ ins Leben gerufen; eine Kooperation von Fachleuten aus Forschung, Organisationen und Behörden. Die Allianz fördert Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika, die die Übertragung von Zoonosen durch den Konsum von Wildtieren reduzieren sollen.
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Eines dieser Projekte führte Pro Wildlife gemeinsam mit lokalen Partnern in Kamerun, Liberia, Nigeria und Sambia durch. Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht: „In den letzten eineinhalb Jahren konnten wir mehr als acht Millionen Menschen in diesen Ländern über die Risiken durch den Konsum von Buschfleisch aufklären“, so die Pro Wildlife Sprecherin. „Solche Projekte sind extrem wichtig, nicht nur für die Gesundheit der Menschen in Afrika, sondern auch für den Artenschutz.“
Die EU bleibt weiterhin einer der größten Absatzmärkte für Wildtiere
Während Pro Wildlife die Kampagnen im Ausland lobt, verweist die Organisation allerdings auch auf die zentrale Rolle der EU selbst als Drehscheibe und Absatzmarkt für den Handel mit exotischen Haustieren: „Ob auf Tierbörsen, über das Internet oder im Zoofachgeschäft: Jährlich werden hier unzählige Wildtiere aus aller Welt als exotische Heimtiere zum Verkauf angeboten – nicht nur bedrohte Arten, sondern auch Tiere unbekannter Herkunft und solche, die bekanntermaßen potenzielle Überträger gefährlicher Zoonosen sind“, berichtet Altherr. Dabei werden die Importe für die allermeisten Arten nicht einmal systematisch erfasst: Anzahl, Herkunft und Vorgeschichte bleiben häufig unbekannt. Recherchen von Pro Wildlife zeigen jedoch, dass noch immer z.B. lebende Flughunde aus Asien importiert werden.
Die Artenschutzorganisation fordert deshalb ein Importverbot für Wildfänge sowie eine strikte Begrenzung des Wildtierhandels, z.B. durch eine Positivliste für Haustiere, die für die Privathaltung wirklich geeignet sind. „Diese Maßnahmen wären nicht nur aus Tier-, Natur- und Artenschutzgründen überfällig, sondern helfen auch als Schutz gegen künftige Zoonosen“, sagt Altherr.
Sandra Altherr,