Gasimporte aus Russland steigen wieder

Gasimporte aus Russland steigen wieder
Foto: Geralt/Pixabay CC/PublicDomain

Gasimporte aus Russland steigen wieder

handelsblatt.com: Offiziell arbeitet Brüssel daran, unabhängiger von Russland zu werden. Gleichzeitig führen die EU-Länder wieder mehr Gas von dort ein. An geplanten Gegenmaßnahmen wachsen die Zweifel.

Obwohl sich die EU von russischem Gas unabhängig machen will, nehmen die Importe von dort wieder zu. Das zeigen Daten des Analyseinstituts ICIS, die dem Handelsblatt vorliegen. Demnach importierte die EU im Mai 2024 rund 30 Prozent mehr Erdgas aus Russland als im September 2022.

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Im Vergleich zu der Zeit vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind die Gasimporte aus Russland damit immer noch gering: Während die EU im Mai 2021 noch rund 15 Milliarden Kubikmeter von dort importierte, waren es im Mai 2024 nur 4,8 Milliarden Kubikmeter. Im Vergleich zu den 3,7 Milliarden im September 2022 ist das aber trotzdem ein deutlicher – und vor allem konstanter – Zuwachs.

Erste EU-Staaten stellen bereits Projekte in Frage, mit denen Europa seine Gasimporte eigentlich diversifizieren wollte. So soll eines von mehreren geplanten LNG-Terminals in Griechenland nun doch nicht realisiert werden. Das Land deckt seinen Gasverbrauch mittlerweile wieder zu mehr als 60 Prozent mit Lieferungen aus Russland.

Die russischen Gasimporte in EU-Länder sind hochpolitisch. Schließlich betont die Europäische Kommission immer wieder, wie hart sie daran arbeite, die EU noch unabhängiger von Russland zu machen, um die Kriegskasse des Landes nicht weiter zu füllen.

Erst kürzlich verkündete die EU eine Einigung zum 14. Sanktionspaket gegen Russland. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte den Vorstoß auf der Social-Media-Plattform X ein „knallhartes Maßnahmenpaket“ und schrieb: „Dadurch entgehen Russland weitere Einnahmen aus dem Energiesektor.“

„Je mehr Gas Putin nach Europa transportiert, desto größer sein Erpressungspotenzial“

Doch ob die Pläne der EU tatsächlich aufgehen, daran bestehen zunehmend Zweifel. Auch nach Einschätzung von Politikern der Ampel-Koalition reichen die Maßnahmen nicht aus.

„Wir geben viele Milliarden Euro an öffentlichen Geldern für eine üppige LNG-Importinfrastruktur aus, um uns von russischem Gas unabhängig zu machen“, sagte Felix Banaszak, Bundestagsabgeordneter der Grünen, dem Handelsblatt. „Trotzdem steigen die Importe aus Russland und Europa bringt damit Geld in Putins Kriegskasse. Das passt nicht zusammen.“ Deutschland müsse sich für eine konsequente Sanktionierung von russischem Gas einsetzen.

So setzen sich die wachsenden Gasimporte aus Russland zusammen

Eine Analyse von Daten der Brüsseler Denkfabrik Bruegel zeigt, dass Gas aus Russland im Wesentlichen über drei Wege nach Europa gelangt: erstens in Form von Flüssigerdgas (LNG) mit dem Schiff, zweitens über die Pipeline Turkstream, die aus Russland durch das Schwarze Meer bis in die Türkei verläuft, und drittens über eine Pipeline, die durch die Ukraine bis in die Slowakei führt… weiterlesen

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