Grüne verlieren – Klima-Investitionen steigen

Grüne verlieren – Klima-Investitionen steigen
handelsblatt.com: Nach der Europawahl stellen manche Politiker den Klimaschutz als Thema der Vergangenheit hin. Tatsächlich aber steigen die Aufwendungen für den Kampf gegen die Erderwärmung.
Bei der Europawahl sind die Grünen kräftig geschrumpft worden. Nach Auffassung vieler Politiker und Medien hatte das schlechte Abschneiden grüner Parteien in manchen europäischen Ländern, zum Beispiel in Deutschland, vor allem einen Grund: Klimaschutz sei für die meisten Wähler keine Priorität mehr.
Sie fühlten sich überfordert von den Anstrengungen gegen die Erderwärmung. Dazu passt die Aussage einiger aktivistischer Investoren, ihnen sei Rendite wieder wichtiger als der Einsatz von Unternehmen für Umweltziele.
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Rutscht der Klimaschutz auf der Prioritätenliste nach unten? Wahlen in der EU und deren Interpretation sind eine Sache. Die andere sind die Fakten. Ließe der Kampf gegen die Erderwärmung nach, dann müsste sich das an den Ausgaben staatlicher und privater Akteure zeigen.
Neuer Rekord: Ausgaben zum Klimaschutz steigen
Tatsächlich zeigen die von der Climate Policy Initiative erhobenen Zahlen einen starken Anstieg der Investitionen in den Klimaschutz.
So ist es auch bei den Daten von Bloomberg New Energy Finance, die bis 2023 reichen. Allein im vergangenen Jahr wurden weltweit 17 Prozent mehr für Klimaschutz ausgegeben als 2022, insgesamt 1,8 Billionen Dollar (1,65 Billionen Euro).
„Diese Zahl ist ein neuer Rekord für die jährlichen Investitionen und zeigt die Widerstandskraft der Wende zu sauberer Energie in einem Jahr geopolitischer Turbulenzen, hoher Zinsen und Inflationsraten“, schreibt Bloomberg. Um die 1,8 Billionen Dollar einzuordnen: Das ist so, als würde die gesamte spanische Bevölkerung ein Jahr nur für den Klimaschutz arbeiten.
Gerade vor dem Hintergrund der Debatte in Deutschland über eine Rückkehr des Verbrennungsmotors ist interessant: Die weltweiten Aufwendungen für E-Mobilität sind höher als die für erneuerbare Energien – die verzeichneten ihrerseits ebenfalls einen neuen Höchstwert.Verwandte Themen Green Deal Wirtschaftspolitik Umweltschutz Anlagestrategie Klimawandel Europäische Union
Eine Sprecherin der Europäischen Investitionsbank (EIB), eine der größten Förderbanken der Welt, sagte: „Die EIB hat 2020 beschlossen, spätestens ab 2025 mindestens die Hälfte aller Förderkredite für Projekte mit Klimabezug vorzusehen.“ Dieses Ziel sei bereits 2022 erreicht worden. 2023 hätten schon 49 Milliarden Euro von 88 Milliarden Euro Krediten weltweit dem Klimaschutz gedient.
Bei institutionellen Investoren unterscheidet sich das Bild je nach geografischer Lage. In den USA sind Umwelt- und Klimaschutz politisch stark aufgeladen, was ein aktives Drängen großer Fonds auf mehr Engagement von Unternehmen hemmt. In Europa dagegen setzt sich der größte Vermögensverwalter Amundi nach eigener Aussage für mehr umweltgerechte Investitionen ein. 2021 hatte Amundi beschlossen, bis 2025 von 1000 zusätzlichen Unternehmen ein Engagement für mehr Klimaschutz zu erreichen. Ende 2023 hatte der Asset-Manager bereits 963 dazu bewegt.
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