Lhyfe: Sauerstoffanreicherung der Ostsee  

Lhyfe: Sauerstoffanreicherung der Ostsee  
Ostsee Foto: Pixabay CC/PublicDomain

Lhyfe: Sauerstoffanreicherung der Ostsee

Flexens, Lhyfe und die Universität Stockholm veröffentlichen erste Ergebnisse und einen Bericht über das im Oktober 2023 gestartete „BOxHy“-Projekt zur Sauerstoffeinspeisung ins Meer. Die Partner begrüßen das wachsende Interesse an der Desoxygenierung der Ozeane. Die Vereinten Nationen unterstützen dieses Projekt bis Oktober 2024 im Rahmen der „UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung“.

Die „Desoxygenierung“ der Ozeane, ein wachsendes globales Phänomen

Weltweit haben die Ozeane seit den 1950er Jahren an Sauerstoff verloren. Die Ursachen dafür sind die globale Erwärmung und die Wasserverschmutzung. Die Oberflächentemperatur des Wassers erhöht sich, was die Sauerstoffkonzentration im Wasser, die Schichtung und die Meeresströmungen (ihre Wege und Eigenschaften) verändert. Andererseits führen Nährstoffe, die über Abflüsse vom Land ins Küstengebiet gelangen (insbesondere durch Düngemittel und Abwässer), zu übermäßigem Algenwachstum. Da die für den Abbau der Algen verantwortlichen Bakterien Sauerstoff verbrauchen, gilt: Je mehr Algen vorhanden sind, desto mehr Sauerstoff benötigen die Bakterien – dies führt zur Eutrophierung. Wird der Sauerstoff knapp, setzen die Bakterien Stoffe wie Phosphor, der zuvor im Sediment gespeichert war, frei und fördern so das Wachstum neuer Algen. Dieser Teufelskreis zehrt den Sauerstoffgehalt auf, der schließlich nicht mehr ausreicht, um das Unterwasserleben aufrechtzuerhalten. 

Lhyfe, Flexens und die Universität Stockholm betonen nicht nur die Dringlichkeit, die CO2-Emissionen und die Verschmutzung der Flüsse drastisch einzuschränken, um diesem Phänomen Einhalt zu gebieten, sondern auch, wie wichtig es ist, parallel dazu Möglichkeiten zu erforschen, das Phänomen umzukehren. Als eine der möglichen Lösungen wird derzeit die Wiedereinleitung von Sauerstoff in diese sauerstoffarmen „toten Meeresregionen“ untersucht. 

Für die Zuführung von Sauerstoff sollen künftig Offshore-Wasserstoffproduktionsstandorte genutzt werden, die Lhyfe in Verbindung mit Offshore-Windparks errichtet. Denn bei der Herstellung von Wasserstoff durch Wasserelektrolyse wird das Wassermolekül in zwei Teile gespalten, wodurch Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen wird. Das Industrieunternehmen schlägt vor, diesen Sauerstoff in die Ozeane einzuspeisen

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Es steht viel auf dem Spiel: Die Arbeiten zur Sauerstoffanreicherung müssen mit einer äußerst strategischen und wissenschaftlichen Methodik und über einen langen Zeitraum hinweg durchgeführt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass die Ökosysteme weiter destabilisiert werden. Aus diesem Grund wurde das BOxHy-Projekt in einem Konsortium aus Industrie und Wissenschaft kollaborativ durchgeführt. 

Drei geeignete Küstenstandorte für Pilotprojekt zur Einspeisung von Sauerstoff identifiziert

Der von Flexens, Lhyfe und der Universität Stockholm veröffentlichte Bericht beschreibt die Ergebnisse des BOxHy-Projekts, in dem die Machbarkeit der Einspeisung von Sauerstoff zur Bekämpfung von Hypoxie und Anoxie in der Ostsee untersucht wurde. Darüber hinaus wurden geeignete Küstenstandorte für die Einrichtung eines kleineren Pilotprojekts sowie die erforderlichen Mengen, Injektionstiefen und Abläufe bewertet.

In einer detaillierten wissenschaftlichen Untersuchung wurden 19 Küstenstandorte in der Ostsee untersucht, von denen drei als potenziell geeignet für ein Pilotprojekt zur Einspeisung von reinem Sauerstoff identifiziert wurden. Bei der Auswahl dieser Standorte wurden rund zehn Kriterien berücksichtigt: das Vorhandensein von Anoxie, ein bereits bestehendes Beobachtungsprogramm, die Möglichkeit zur Installation der Pilotinfrastruktur, eine vorhandene hochauflösende Bathymetrie (Messung der Meerestiefe), die Bewertung der lokalen sozioökonomischen Situation, geltende Vorschriften, die Anwesenheit von Menschen, die Zugänglichkeit des Standorts usw.

Dieser Pilotversuch soll voraussichtlich etwa 6 Jahre laufen, um vorab Referenzmessungen zu erhalten, mindestens 3 Jahre lang Sauerstoff einzuleiten und das Gebiet nach Abschluss des Experiments noch ein weiteres Jahr lang zu beobachten. Die Kosten des Projekts werden auf 5 bis 6 Millionen Euro geschätzt.

Lhyfe wird demnächst Einzelheiten über die nächste Phase des Projekts veröffentlichen – das Pilotprojekt zur Einspeisung von reinem Sauerstoff, bekannt als BOxIn (Baltic Sea Pilot for Pure Oxygen Injection). Der endgültige Standort, die Größe und die Dauer des Projekts hängen zum Teil von den erhaltenen Finanzierungen ab.

Im Rahmen dieses Projekts wurde auch die industrielle Phase der Sauerstoffanreicherung untersucht. Mit der aufkommenden Produktion von Offshore-Windenergie und der steigenden Nachfrage nach erneuerbarem Wasserstoff wurde die Entwicklung von Offshore-Produktionsstandorten für die Co-Produktion von Wasserstoff und Sauerstoff als machbar erachtet. 

Zunehmende Anerkennung des Problems und Aufschwung der Sauerstoffanreicherung

In den Jahren 2023 und 2024 mindestens drei weitere Projekte zur Sauerstoffanreicherung im Meeresumfeld in Europa angekündigt. Dies zeigt einerseits die zunehmende Erforschung und Relevanz solcher Maßnahmen und ermöglicht andererseits den Austausch mit Projektträgern mit komplementären Ansätzen aus Industrie, Wissenschaft und Politik.

Das BOxHy-Projekt ist Ergebnis einer dreiseitigen Zusammenarbeit:
– Flexens, ein führendes Unternehmen in der Entwicklung von Wasserstoffprojekten mit starkem regionalem Fokus;
– Lhyfe, weltweiter Vorreiter in der Onshore- und Offshore-Produktion von grünem und erneuerbarem Wasserstoff für Mobilität und Industrie, dessen Gründungsambition es ist, die Ozeane durch seine Offshore-Aktivitäten wieder mit Sauerstoff anzureichern;
– Department of Ecology, Environment and Plant Sciences (DEEP) der Universität Stockholm mit Expertise in der Überwachung der Meeresökologie und einem Schwerpunkt in der Grundlagenforschung und angewandten Ostseeforschung.

Szilvia Haide, Koordinatorin des BOxHy-Konsortiums, Projektleiterin bei Flexens: „Wir sind stolz darauf, dieses Projekt koordiniert zu haben, und freuen uns über das große Interesse von wissenschaftlicher, industrieller und institutioneller Seite. Das BOxHy-Projekt hat zwei große Vorteile: Es bringt die Forschung auf dem Gebiet der Sauerstoffanreicherung voran und ermöglicht die nächsten Schritte hin zu einer Umsetzung im gesamten Ostseeraum. Wir werden die Fortschritte der von Lhyfe geleiteten Pilotphase aufmerksam verfolgen.“  

Matthieu Guesné, Mitglied des BOxHy-Konsortiums sowie Gründer und Vorstandsvorsitzender von Lhyfe: „Wir bei Lhyfe gehören zu einer neuen Generation der industriellen Wertschöpfung, die den Anspruch hat, einen entscheidenden positiven Einfluss auf die Umwelt auszuüben. Die Sauerstoffanreicherung steht im Mittelpunkt unseres Projekts. Bereits 2017 hatten wir die Vision, den Transport und die Industrie massiv zu dekarbonisieren, indem wir erneuerbaren Wasserstoff produzieren und gleichzeitig im Rahmen unserer Offshore-Projekte zur Sauerstoffanreicherung der Meere beitragen. Wir danken unseren Partnern Flexens und der Universität Stockholm herzlich für die Zusammenarbeit an diesem BOxHy-Projekt, welches ein fantastisches Sprungbrett für die Fortsetzung unserer F&E-Arbeit zur Reoxygenierung darstellt. Wir leiten nun die zweite Phase ein, die wir in den kommenden Monaten im Detail vorstellen werden.“

Über Lhyfe

Lhyfe ist eine europäische Gruppe, die sich der Energiewende verschrieben hat und grünen und erneuerbaren Wasserstoff herstellt und liefert. Ihre Produktionsstätten und ihr Projektportfolio zielen darauf ab, grünen und erneuerbaren Wasserstoff in industriellen Mengen zugänglich zu machen und ein positives Energiemodell zu schaffen, das in der Lage ist, ganze Industrie- und Verkehrssektoren zu dekarbonisieren. Im Jahr 2021 weihte Lhyfe die weltweit erste großtechnische Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff ein, die mit einem Windpark verbunden ist. 2022 weihte das Unternehmen die weltweit erste Offshore-Pilotplattform zur Erzeugung von grünem Wasserstoff ein. Im Jahr 2023 hat es drei neue Standorte eingeweiht und es zählt derzeit mehrere Standorte in ganz Europa, die sich im Bau oder Ausbau befinden. Lhyfe ist in 12 europäischen Ländern vertreten und beschäftigte Ende Juni 2024 200 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist an der Euronext-Börse in Paris notiert (ISIN: FR0014009YQ1 – LHYFE).

Giulia Baric 

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