Nachruf auf den Paten unseres Erdzeitalters

Nachruf auf den Paten unseres Erdzeitalters
zeit.de: Zum Tod von Paul Crutzen, der die Rettung der Ozonschicht ermöglichte und den Menschen einen Begriff für ihre Gegenwart gab.
Ein altes Schwarz-Weiß-Foto, darauf eine Frau mit einem Kleinkind. „Ich habe mich ganz schön verändert. Alles hat sich ganz schön verändert …“ Die Stimme des kleinen, grauhaarigen Mannes klingt weich beim Anblick des 77 Jahre alten Fotos, das ihn und seine Großmutter zeigt. Für eine gute halbe Stunde wird er sprechen, vor Wissenschaftlern und Studierenden auf dem KlimaCampus in Hamburg über das Ozonloch, über Treibhausgase und die Ressourcengrenzen der Erde. Seine Sprache ist da bereits schleppend, manches Wort wiederholt er, manchen Satz bricht er ab, den Blick oft starr auf die Folien gerichtet. Paul Crutzen ist gebeugt, die Anstrengung ist ihm anzusehen.
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Dass diese Szene im Herbst des Jahres 2011 spielt, dass Paul Crutzen da noch mehr als neun Jahre zu leben haben würde, dass er einer fortschreitenden Parkinson-Erkrankung zum Trotz Fachkonferenzen besuchen, an Aufsätzen mitschreiben und die Wissenschaft vorantreiben würde – das ist wohl nur das kleinste Wunder in seinem absolut außergewöhnlichen Forscherleben. Ende Januar ist er mit 87 Jahren gestorben, und die Welt hat nicht nur einen preisgekrönten Atmosphärenforscher verloren, sondern genauso einen einzigartigen Umweltschützer, Friedensmahner und Vordenker.
Wie ein Mosaik aus weltbewegenden Themen wirkt sein Lebenslauf, der in der Katastrophe des 20. Jahrhunderts beginnt. Skizzieren kann man ihn als eine Überlagerung unterschiedlicher Forscherrollen… weiterlesen