Potenzial der Geothermie könnte Gas ersetzen
Potenzial der Geothermie könnte Gas ersetzen
handelsblatt.com: Deutschlandweit sind die Potenziale von Geothermie enorm, um Erdgas zu ersetzen. Doch es fehlt an politischer Rückendeckung.
Das Beratungsunternehmen DWR eco kommt zu sehr eindeutigen Ergebnissen: „Die Tiefengeothermie in Deutschland hat das Potenzial, über ein Viertel des gesamten deutschen Wärmebedarfs zu decken und 60 Prozent der russischen Gasimporte mittelfristig zu ersetzen“, heißt es in einer noch unveröffentlichten Studie von DWR eco, die dem Handelsblatt vorliegt. DWR eco berät Unternehmen aus der Energiebranche zu erneuerbaren Energien.
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Damit könnte die Nutzung der Erdwärme einen ganz wesentlichen Beitrag leisten, um die Wärmewende zu schaffen. Das politische Ziel der Klimaneutralität bis 2045 macht es erforderlich, das Heizen und Kühlen von Gebäuden und die Warmwasseraufbereitung vollkommen umzustellen. Außerdem zwingt die Gasversorgungskrise ausgelöst durch den Ukrainekrieg zu schnellem Handeln.
Der Gebäudebestand in Deutschland ist jedoch von Klimaneutralität noch meilenweit entfernt. Jahr für Jahr geben Bund und Länder Milliardenbeträge aus, um den energetischen Zustand von Gebäuden zu verbessern und den Austausch von Heizungssystemen anzureizen. Doch die Erfolge sind bescheiden. Die Sanierungsraten bleiben weit hinter den erforderlichen Werten zurück.
Noch immer fußen Gebäudeheizungen in Deutschland im Wesentlichen auf dem Einsatz von fossilen Energieträgern. Von 21 Millionen Wärmeerzeugern in Deutschland werden laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) rund 14 Millionen mit Erdgas betrieben, weitere fünf Millionen mit Öl. Tiefengeothermie, auch tiefe Geothermie genannt, spielt eine völlig untergeordnete Rolle und ist in den Zahlen gar nicht erst enthalten.
Tiefengeothermie nutzt die hohen Temperaturen in Gesteinsschichten ab einer Tiefe von 400 Metern unter der Erdoberfläche. Entweder wird vorhandenes Thermalwasser direkt genutzt; es kann aber auch Wasser künstlich zugeführt werden, das sich dann unter der Erde erwärmt und wieder an die Erdoberfläche gebracht wird.
31 Prozent des Erdgasverbrauchs in Deutschland entfielen nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Jahr 2021 auf private Haushalte, wo Gas zum Heizen und für die Warmwasseraufbereitung eingesetzt wird. Weitere sieben Prozent entfielen auf die Fernwärme-Erzeugung. In diesen beiden Bereichen liegen die Hauptanwendungsfelder der Geothermie. Aber auch für den Wärmebedarf bestimmter Industrieprozesse kommt sie in Betracht. Die Industrie steht insgesamt für 37 Prozent des Erdgasverbrauchs.
Eine konsequente Nutzung der Tiefengeothermie würde die Abhängigkeit vom Erdgas erheblich reduzieren. Befürworter der Tiefengeothermie wünschen sich daher von der Bundesregierung, die Technologie viel stärker in den Fokus zu rücken… weiterlesen