Smart Meter: Der Strom könnte so billig sein

Smart Meter: Der Strom könnte so billig sein
zeit.de: Strom dann nutzen, wenn er günstig ist – das soll in wenigen Monaten für alle möglich sein. Höchstens 30 Euro soll der Smart Meter kosten. Warum hat den noch nicht jeder?
Als sich Konrad Schade im vergangenen Jahr einen intelligenten Stromzähler, einen sogenannten Smart Meter, einbauen lassen wollte, ließ ihn das zuständige Netzunternehmen abblitzen. Smart Meter in diesem Berliner Altbaukeller? „Technisch nicht machbar“, habe die Netzfirma abgewiegelt, erzählt Schade. Die Datenübertragung sei unmöglich, die Telefonverbindung zu schlecht, so lautete zusammenfassend die Rückmeldung.
Der promovierte Physiker ahnte, dass das nicht stimmte. Er beauftragte einen Handwerksbetrieb mit dem Einbau. Der kam, und siehe da: „Der Smart Meter funktioniert einwandfrei.“ Seitdem verbraucht Schade Strom dann, wenn er in Massen verfügbar und günstig ist. „Das senkt die Stromrechnung für unsere dreiköpfige Familie um mindestens 300 Euro im Jahr und stabilisiert das Stromnetz.“
Schade ist nicht nur privat an günstigem Strom und einem flexiblen Verbrauch interessiert. Er ist Vizechef des Stromanbieters Rabot Charge, der seinen Kunden dynamische Stromtarife anbietet, die sich am aktuellen Börsenpreis orientieren. Die maximale Ersparnis funktioniert aber nur mit einem intelligenten Stromzähler, der den Verbrauch stündlich erfassen und rückmelden kann. Am eigenen Keller hat Schade erfahren, wie mühsam es für Normalkunden ist, sich so etwas installieren zu lassen. Ganz zu schweigen von den Kosten: Rund 500 Euro hat ihn der Einbau gekostet.
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Stromanbieter müssen auch flexible Tarife anbieten
In Zukunft soll das alles anders werden, schneller und günstiger. Mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende bekommen alle Stromkunden ab 2025 das Recht, sich zu günstigen Preisen einen Smart Meter vom Netzbetreiber einbauen zu lassen. Mehr als 30 Euro darf der für den Einbau nicht verlangen. Bei Haushalten mit mehr als 6.000 Kilowattstunden Verbrauch jährlich – etwa größeren Familien mit Wärmepumpe oder Wallbox – hat der Netzbetreiber die Pflicht, den Zähler einzubauen – und zwar kostenlos. Bei allen anderen muss er auf Wunsch anrücken. Die jährliche Gebühr für Kunden mit relativ niedrigem Verbrauch ist bei 20 Euro gedeckelt, für solche mit steuerbaren Großverbrauchern wie Wärmepumpen bei maximal 50 Euro. Außerdem müssen alle Stromversorger dazu passende, flexible Stromtarife anbieten.
Die Zukunft beginnt bald. Schon in sechs Monaten startet laut Gesetz das Smart-Meter-Zeitalter für jedermann. Sind alle bereit?
Nun, nicht ganz. Die Netzunternehmen, oft in kommunaler Hand, kämpfen kurz vor dem Start für Änderungen. Es geht um die Kosten. Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), warnt: „Bleibt es bei den Preisobergrenzen, die für den Einbau von Smart Metern vom Kunden verlangt werden können, machen unsere Unternehmen Minus. So wird der Ausbau nicht funktionieren.“
Die neuen Stromanbieter dynamischer Tarife klagen ihrerseits über eine immense Bürokratie für ihre Kunden und zu hohe technische Standards. Konrad Schade von Rabot Charge mahnt: „Ohne Vereinfachungen wird der Smart-Meter-Ausbau nicht zu stemmen sein.“ Alles zusammen, so der Tenor, werde einen echten Neustart verzögern, wenn nicht gar verhindern.
Ein Display macht noch keinen intelligenten Zähler
Dabei sollte es endlich, endlich vorangehen. Zwar gibt es schon seit 2016 ein Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende. Doch zig bürokratische und technische Hürden haben den Durchbruch verhindert. Die meisten Verbraucher haben deshalb immer noch einen schwarzen, altmodischen Kasten mit drehender Scheibe namens Ferraris-Zähler im Keller… weiterlesen