So können 100 Prozent Erneuerbare klappen
So können 100 Prozent Erneuerbare klappen
tagesspiegel.de: Kritiker sind skeptisch, doch das DIW hat nachgerechnet: Deutschland kann seinen Energiebedarf bald komplett aus erneuerbaren Energien decken.
Ganz auf fossile Brennstoffe, auf Braunkohle, Steinkohle, Erdgas und auch Atomkraft zur Energieversorgung verzichten – das geht offenbar doch. Deutschland könnte seinen Bedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken, wenn das Ausbautempo bei Wind- und Solarenergie stark gesteigert wird, ergeben Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Das gab die Energieökonomin Claudia Kemfert, Leiterin der DIW-Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt, bekannt. Möglich werde das in zehn bis 15 Jahren nicht nur für die Stromnachfrage, sondern für die gesamte Energienachfrage.
„100 Prozent erneuerbare Energien sind technisch möglich und ökonomisch effizient“, sagte Kemfert. Für die aktuelle Studie berechneten die Wissenschaftler Szenarien einer Vollversorgung auf der Grundlage von Photovoltaik, Windkraft an Land und auf See und anderen erneuerbaren Energien.
Das Thema wird kontrovers diskutiert. Weil Deutschland seine Klimaziele erreichen muss, bis Ende 2022 aus der Atomkraft aussteigt und bis spätestens 2038 Schritt für Schritt aus der Kohle, geht es um die Frage, woher der Strom dann kommen soll – und ob die erneuerbaren Energien den kompletten Bedarf decken.
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Laut der DIW-Studie würde zwar der Trend zur Elektrifizierung stark steigen und dadurch auch mehr Strom gebraucht. Die Wissenschaftler gehen von über 1000 Terrawattstunden aus, im Jahr 2018 lag der Bedarf bei 500 Terrawattstunden. Der gesamte Energieverbrauch sei aber mit 1200 Terrawattstunden weniger als halb so hoch wie 2018, als er bei 2600 Terrawattstunden gelegen habe.
Zwei Szenarien haben die Forscher entwickelt: Beide fußen auf einem Erzeugungsmix erneuerbarer Energien in ganz Europa und berücksichtigen Strom, Wärme und Transport. Nach dem „integrierten Szenario“ werde der Ausbau von Kapazitäten der Erzeugung und Speicherung mit dem Netzausbau verbunden.
Es sei dem zweiten „desintegrierten Szenario“ überlegen, weil die Energie näher an den Verbraucher:innen produziert werde und deshalb weniger Batteriespeicher und Stromleitungen brauche.
Wichtig dabei sei, dass das Potenzial für erneuerbare Energien in allen Regionen vorhanden sei. Es werde bisher nur sehr ungleich genutzt, sagt DIW-Forschungsdirektor für internationale Infrastrukturpolitik und Industrieökonomie, Christian von Hirschhausen… weiterlesen