Tempo 130 auf Autobahn: Das bringt es dem Klima

Tempo 130 auf Autobahn: Das bringt es dem Klima
focus.de: Tempolimit 130 auf der Autobahn? Die uralte politische Streitfrage taucht nun wieder in den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD wieder auf. In einem der bislang umfangreichsten Gutachten seiner Art hat das Verkehrsministerium untersuchen lassen, was das Tempolimit wirklich dem Klima bringt.
Es gehört fast schon zum politischen Einmaleins der Koalitionsverhandlungen, dass über das Tempolimit auf deutschen Autobahnen gestritten wird. Während Parteien wie SPD und Grüne klar dafür sind, treten Union und FDP bei dem Thema schnell auf die Bremse (um es auf der Autobahn nicht tun zu müssen).
Wie jetzt durchgesickerte Papiere der Arbeitsgruppe „Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen“ zeigen, ist der Streit zwischen Union und SPD über ein Tempolimit noch nicht beigelegt. Demnach lehnt die Union ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen ab. Die SPD hingegen befürwortet die Einführung eines generellen Tempolimits von 130 Stundenkilometern (km/h) auf Autobahnen. Wer den Streit gewinnt, müssen nun die Chefunterhändler von SPD und Union unter sich ausmachen.
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Geringer Aufwand – und die Wirkung?
Tempolimit – ja oder nein? Pünktlich zur Diskussion kommt aus dem Bundesverkehrsministerium ein neues Gutachten. Das Ministerium unter Volker Wissing hatte die Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt) beauftragt, das CO2-Einsparpotenzial eines generellen Tempolimits auf Autobahnen zu ermitteln.
Das Ergebnis: 1,3 bis 2 Millionen Tonnen CO2 könnten laut Studie pro Jahr eingespart werden bei Tempo 130. Das entspricht etwa 1 bis 1,5 Prozent der verkehrsbedingten Emissionen des vergangenen Jahres, die mit vergleichsweise geringem Aufwand für den Klimaschutz eingespart werden könnten.
Für diese Studie wurden nach Behördenangaben die Daten von mehr als 1.000 Dauerzählstellen genutzt, die detaillierte Geschwindigkeitsdaten in hoher Qualität liefern. Dieser „einzigartige Fundus realer Daten“ sei bisher nicht für solche Untersuchungen verwendet worden. Zudem flossen Ergebnisse aus Messfahrten, insbesondere auf der A7, in die Analyse ein. Die Studie zeigt das Potenzial zur Einsparung von 1,3 bis 2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
Ministerium fordert mehr Sachlichkeit
Darüber hinaus zeigt die BASt-Studie, dass sogar bis zu 4,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden könnten, wenn Autos in Deutschland technisch auf eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern begrenzt würden – und somit zur Einhaltung des Tempolimits gezwungen wären. Dafür jedoch wären zahlreiche staatliche Eingriffe nötig.
Das Bundesverkehrsministerium fordert nach der neuen Studie mehr Sachlichkeit in der Diskussion um ein Tempolimit. Staatssekretär Hartmut Höppner betonte gegenüber der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die CO2-Einsparungen seien zwar real, aber nicht so hoch wie oft behauptet.
Hoffen auf E-Autos
Der Nutzen eines Tempolimits fürs Klima war schon oft Gegenstand von Untersuchungen. Bislang beruhten die Studien zum Thema aber notgedrungen auf theoretischen Modellierungen. Im Januar 2023 sorgte etwa eine Studie des Umweltbundesamts für Aufsehen: Eine Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen brächte 6,7 Millionen Tonnen CO2-Ersparnis, hieß es in der Untersuchung. Die Autoren nahmen unter anderem an, dass ein Tempolimit viele Autofahrer dazu bewegen würde, gar nicht erst die Autobahn zu nutzen, wodurch der Klimanutzen größer sei als gedacht.
Höppner wiederum weist darauf hin, dass auf den untersuchten Autobahnabschnitten bereits heute langsamer gefahren werde… weiterlesen