Wissenschaft spricht schon von Jahrtausend-Dürre

Wissenschaft spricht schon von Jahrtausend-Dürre
wiwo.de: Die Erderwärmung macht den großen Gewässern der Erde zu schaffen, wie aktuelle Satellitenaufnahmen belegen. Doch ihr größtes Problem ist nicht die abnehmende Schneeschmelze, sondern die Wasserentnahme für die Landwirtschaft. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.
Wissenschaftler sprechen bereits von einer „Jahrtausend-Dürre“, die den Westen der USA seit mehr als zwanzig Jahren plagt. Die Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles machen das anhand der Untersuchung von Baumringen fest. Je schmaler diese wegen weniger Wuchs sind, desto extremer die Wetterbedingungen. Seit 1200 Jahren, so die Wissenschaftler, sei es nicht mehr über einen so langen Zeitraum so trocken gewesen.
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Und es sieht aus, als ob das Malheur noch ein Jahrzehnt andauern könnte – mit verheerenden Waldbränden, schneefreien Bergkuppen und verdorrenden Feldern. Aktuelle Satellitenbilder von LiveEO machen die Dürre auch an den schrumpfenden Seen im Westen der USA deutlich sichtbar: vom idyllischen Bergsee Lake Tahoe an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada und den stetig fallenden Wasserpegeln des Großen Salzsees in Utah bis zum Lake Mead, unweit von der Spielerstadt Las Vegas gelegen.
Doch ist es ein Trugschluss, das Sinken der Wasserpegel vor allem mit der Erderwärmung zu begründen. Weit drastischer ist die Entnahme von Wasser durch Menschen. Sie bewässern damit Felder und schaffen es als Trinkwasser in boomende Städte. Das betrifft nicht nur den Westen der USA, sondern viele der großen Seen der Welt wie den Aralsee in Kasachstan und Usbekistan und das Tote Meer zwischen Israel und Jordanien. Die Fotos aus dem All belegen eindrucksvoll, wie stark diese einst majestätischen Seen in den vergangenen Jahrzehnten ausgetrocknet sind. Und bald ganz verschwinden könnten.
50 Kilometer südöstlich von Las Vegas liegt der Lake Mead, der größte künstlich geschaffene See der Vereinigten Staaten, aufgestaut durch den Hoover-Damm. Er sammelt das Wasser des Colorado River, der den Westen der USA bis hinunter nach Mexiko mit Wasser versorgt und dient zugleich als Naherholungsgebiet.
Seit Jahrzehnten halten sich Gerüchte, dass die organisierte Kriminalität aus Las Vegas ihre Opfer nicht nur in der Wüste vergräbt, sondern auch im Lake Mead versenkt. Ein rostiges Metall-Fass, in dem die Leiche eines Mannes entdeckt wurde, hat der Spekulation jüngst wieder Auftrieb gegeben. Dass der Ermordete überhaupt entdeckt wurde, liegt am Wasserstand des Lake Mead. Er ist nur noch zu 30 Prozent gefüllt.
Der Wasserstand ist mittlerweile auf den niedrigsten Stand seit der Erstbefüllung im Juli 1941 gefallen. Er beträgt nur noch 318 Meter an der tiefsten Stelle und somit 50 Meter weniger, als das eigentliche Fassungsvermögen hergibt. Wenn der Pegel weiter sinkt, muss die Stromerzeugung am Hoover-Damm eingeschränkt werden. Vor allem aber müssen die angrenzenden Bundesstaaten Wyoming, Colorado, Utah, Arizona, Nevada sowie Kalifornien die Wasserentnahme drosseln.
Das Wasser aus dem Colorado River versorgt rund 25 Millionen Menschen mit Trinkwasser und Hunderttausende Hektar von Ackerflächen mit kostbarem Nass, vor allem in Kalifornien. In Nevada und Kalifornien gibt es seit kurzem Wasserpatrouillen, die überwachen, ob Haushalte Wasser verschwenden, etwa indem sie übermäßig den Rasen wässern oder ihre Autos waschen. Die Strafen können in die Tausende von Dollar gehen… weiterlesen