Wissenschaftler suchen Feldfrucht der Zukunft

Wissenschaftler suchen Feldfrucht der Zukunft
Erdnüsse: Anbau- und Ernte-Alternative in Zeiten des Klimawandels Foto: Pixabay CC/PublicDomain/Threeshots

Wissenschaftler suchen Feldfrucht der Zukunft

tagesschau.de: Der Klimawandel trifft die Landwirtschaft besonders stark. An mehreren Orten in Deutschland testen Wissenschaftler, welche Feldfrüchte auch bei Hitze oder Trockenheit gute Erträge versprechen. Doch das braucht Zeit.

Entlang der Wurzeln haben sich schon erste Hülsen gebildet. Noch sind sie wenige Millimeter groß, doch durch die weiße Farbe bereits gut zwischen der klumpigen Erde zu erkennen. Erdnusspflanzen wie diese sind in Bayern eine Seltenheit. Geht es nach Heidi Heuberger, könnte sich das in den kommenden Jahren ändern.

Heuberger leitet die Arbeitsgruppe Kulturpflanzenvielfalt an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. An verschiedenen Standorten testen Agrar-Experten ihres Instituts, welche Kulturarten und Sorten künftig die bayerische Landwirtschaft ergänzen könnten. Eine der Hoffnungen liegt auf den Erdnussversuchen.

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Auf einem Acker im unterfränkischen Neuses am Berg macht sich Heuberger selbst ein Bild. Ansonsten arbeitet sie im oberbayerischen Freising. In Unterfranken betreibt die Landesanstalt ein Forschungszentrum für Landwirtschaft in Trockenlagen.

Denn die klimatischen Bedingungen im Freistaat sind unterschiedlich. Im Süden regnet es meist mehr als im Norden. Besonders drastisch war das im vergangenen Sommer zu beobachten: Im unterfränkischen Würzburg regnete es im Juli 2022 lediglich 13,4 Liter pro Quadratmeter – wenig mehr als eine Gießkanne, bei Temperaturen von über 30 Grad.

Die Trockenperioden häuften sich zuletzt. Klimaforscher Heiko Paeth von der Uni Würzburg bezifferte es im vergangenen Winter wie folgt: Seit 2015 fehlt in Würzburg – verglichen mit dem langjährigen Mittel – in etwa eine durchschnittliche Jahresmenge Niederschlag.

Suche nach den perfekten Sorten

Weil es wärmer und trockener werde, suchten Landwirte mehr und mehr nach Alternativen, sagt Heuberger. Sie ist in die Hocke gegangen, zieht an zwei der Erdnusspflanzen, die auf den Acker in Neuses am Berg gepflanzt sind. Etwa 15 Zentimeter hoch ragen die Blätter aus dem Boden. An den Wurzeln der einen Pflanze hat sich eine Hülse gebildet – bei der anderen jedoch nicht.

Das Vorgehen der Wissenschaftler basiert auf dem Prinzip: Versuch und Irrtum. Zwar wissen sie grundlegend, dass Kulturarten wie die Erdnuss warme Böden bevorzugen. Sie wissen, dass es Sorten gibt, die nur wenige Monate bis zur Reife benötigen. Welche Sorten sich auf welchen Böden aber am besten eignen, wann sie gesät werden sollten und welche Techniken am besten angewendet werden sollten – dazu wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr herausfinden.

Neben den Erdnüssen laufen auf dem Feld in Neuses am Berg derzeit auch Versuche mit Augenbohnen, Sesam, Schwarzkümmel und Körnerhirse. Alle Arten sind in der deutschen Landwirtschaft bislang unüblich. Die Augenbohne ist zum Beispiel in Afrika, südlich der Sahara ,verbreitet, ähnlich wie in Brasilien. Die Sesamsorten, die auf dem Acker getestet werden, stammen aus Portugal, Bulgarien, Indien, dem Iran oder dem Jemen.

Für ein Fazit zur Erdnuss, Augenbohne oder Sesam sei es noch zu früh, sagt Heuberger. Die Versuchsreihen dazu haben erst in diesem Jahr begonnen. Etwas weiter sind die Wissenschaftler bei der Körnerhirse. Zumindest in Unterfranken zeichnen sich erste Erfolge ab.

Vielversprechende Ergebnisse bei der Körnerhirse

Die Körnerhirse eignet sich zum Beispiel als Futter für Schweine oder Hühner. „Ich würde nicht sagen, dass sie die Kulturpflanze der Zukunft ist. Aber sie ist zumindest eine Kulturpflanze der Zukunft“, sagt Janina Goldbach. Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin betreut sie die Versuche der Landesanstalt zur Körnerhirse, „Sorghum bicolor“ in der Fachsprache. Die Wurzeln der Pflanze reichen tief. An ihrem Halm und den Blättern bildet sie eine Wachsschicht aus, die vor Verdunstung schützt.

Bereits im dritten Jahr laufen die Versuche in Unterfranken – und vor allem im Dürre-Sommer 2022 konnte die Körnerhirse überzeugen. Damals seien viele Maisbestände in die Notreife gegangen sind, Landwirte mussten vorzeitig ernten. „Die Körnerhirse ist bis zum Schluss sehr schön grün und vital geblieben“, sagt Goldbach.

Mit durchschnittlich 7,1 Tonnen pro Hektar lag die Körnerhirse in Unterfranken sogar etwas über dem Körnermais. Der kam 2022 nur auf durchschnittlich 6,6 Tonnen. Dabei sei das züchterische Potenzial bei der Körnerhirse längst nicht ausgeschöpft, sagt Goldbach. Auf dem Versuchsacker in Neuses am Berg stehen derzeit unter anderem Testhybriden der Universität Gießen… weiterlesen

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